Wirtschaft benötigt ArbeitskräfteEs braucht Migration – auch im Trump-Zeitalter
Wenn Populisten an die Macht kommen, feiern sie ihre Erfolge auf dem Buckel der Migrantinnen und Migranten. Dabei kommt heute keine westliche Volkswirtschaft ohne diese aus – auch die Schweiz nicht.
«It’s the economy, stupid» – mit diesem Slogan gewann Bill Clinton einst die Wahl zum US-Präsidenten. Der Spruch gilt noch immer, wie die aktuellen US-Wahlen zeigten. Daneben gab es, wie FDP-Präsident Thierry Burkart richtig feststellte, mit der Migration noch ein zweites entscheidendes Thema.
Die Migrationsskepsis nimmt auch in Europa und der Schweiz spürbar zu. Der Punkt ist: Wirtschaft und Immigration sind untrennbar miteinander verbunden. Soll die Wirtschaft in Zukunft brummen, brauchen wir Migration. Wie diese zu regulieren ist, dazu sollten die Parteien Lösungen finden. Der Arbeitskräftemangel zeigt sich überall, insbesondere dort, wo Migrantinnen und Migranten heute schon Löcher stopfen: etwa in der Pflege, auf den Baustellen, in der Gastronomie und in der Reinigung.
Weitere Löcher tun sich in den Handwerken und der Industrie auf, da die jüngeren, in der Schweiz aufgewachsenen Generationen lieber Wissens- und Backoffice-Tätigkeiten betreiben. Wer aber wird die in den Alters- und Pflegeheimen zahlreicher werdende Boomer-Generation betreuen? Wer wird die Arbeit in der händeringend nach Fachkräften suchenden Fertigungsindustrie verrichten? Dazu genügt die «lokale» Einwanderung aus EU und Efta nicht mehr.
Europa hat es in den letzten Jahrzehnten sträflicherweise unterlassen, eine funktionierende Einwanderungspolitik zu etablieren, die auch zum Nutzen der Länder im Weltsüden, insbesondere in Afrika, funktioniert. Das hat viel mit Abwehrmentalität und Vorurteilen zu tun.
In Europa waren es in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts die Migranten aus Südeuropa, die als Messerstecher und «faules Pack» verunglimpft wurden, heute sind es die Einwandernden aus Afrika und Asien.
Dabei ist eigentlich klar, dass die Schweiz und Europa Einwanderungsabkommen brauchen. Und wir brauchen endlich eine vernünftige Einstellung zur Migration, die nicht auf Angst und Populismus gründet – allein schon unserer Wirtschaft und unserer Zukunft zuliebe.
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