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Serie Sommerhits
Das Hochgefühl der Heimkehr

«Sommer, Sonne, Kaktus!», singt Helge Schneider, und wir feiern jeden Tag unsere Sommerhits. Was uns durch die Hitze bringt und welche Dinge uns im Schatten glücklich machen. Schauen Sie ab und zu rein – unsere Liste wächst mit jedem Tag.

Wie sehr man sich auf zuhause freut, wenn man erst einmal weg ­war

Sommerferien vorbei und die Baustelle ist noch immer nicht fertig? Wir umkurven lachend.

Fernweh kennen wir alle. Unberechenbar und übermächtig packt es uns manchmal dergestalt, dass wir uns in seltsame Dinge zwängen: In Flugzeugsitze etwa, in Flip-Flops oder in die Vorstellung, zwei Wochen Tempel gucken in Indonesien könnten auf irgendeine Art erfüllend sein.

Viel lieber kommen wir nach Hause. Die Heimkehr ist der ­eigentliche Grund, warum wir überhaupt wegfahren. Das ­wusste schon Homer, dessen «Odyssee» eine 24 Gesänge währende Suche nach dem Daheim ist, das wusste schon Kafka, ­dessen gleichnamige Novelle von einer tragischen Entfremdung erzählt.

Da geht es uns anders. Wie sehr freuen wir uns auf zuhause, wenn wir erst einmal weg ­waren. Dabei gilt: Je länger der Urlaub, desto grösser die ­Wertschätzung für alles Zurückgebliebene. Was alles funktioniert in diesem Land, wenn man sich erst wieder darauf achtet. Wer sich alles interessiert für einen, im Treppenhaus, am Arbeitsplatz, wenn man nur lange genug weg war. Wie sich ­alles anfühlt, als wäre man eben erst hergezogen.

Die Baustelle mit dem Schild «Gehweg geschlossen bis im Frühling»? Wir umkurven. Der Nachbar, der uns den Abfallsack von der Strasse wieder vor die Tür stellt? Wir grüssen. Die Kühlschranktür, die noch immer nicht richtig schliesst? Wir lachen.

Denn hinter uns liegt ein Sommer voller Wagnis und Abenteuer. Die Berechenbarkeit unserer Alltags, und mag er in Wahrheit noch so kümmerlich sein, tut uns gut – gerade weil wir uns weg gewagt haben, kommen wir uns grossartig vor. (mrm)

Das Hochgefühl der Heimkehr gibt es ab ca 10 Tagen Urlaub – Destination frei wählbar. Preis: variabel. Verkauf: Überall dort, wo es Fernweh gibt.

Kein Tropfen Schweiss beim Rennen mit dem feinen Tuch

Liegt eng an und schützt perfekt vor der Hitze: Die silbergraue Sportkleidung Fennec 4.0

Draussen knallt die Sonne. 34 Grad. Sport kannst du vergessen, denke ich. Oder doch nicht?

Als notorisch Kühlungssuchender habe ich letzthin die Fennec-4.0-Bekleidungslinie des Schweizer Herstellers X-Bionic entdeckt – und die verspricht Unerhörtes: Dank einem thermoaktiven Material namens Xitanit sollen diese Shorts, Shirts und Caps wie ein Schutzschild gegen die Hitze wirken. Wobei man sich mit Fennec bewusst jenen Wüstenfuchs als Namensgeber ausgesucht hat, der in Nordafrika allerhöchsten Temperaturen trotzt.

Reines PR-Blabla? Es wird Zeit für den Selbsttest.

Erster Eindruck beim Anziehen des silbergrauen Fennec-Tenüs: Obwohl ich sonst Grösse L trage, liegen die absichtlich in XL bestellten Shorts relativ eng an, das T-Shirt ebenso. Muss wohl so sein, vermute ich, damit die Hitze abgeleitet werden kann. Dann noch die Mütze auf, und los geht’s mit einer ersten Joggingrunde auf der Finnenbahn.

Die Sonne brennt. Aber bei mir passiert… nichts. Also kein Anflug von Überhitzung, keine Schweiss-Sturzbäche, kein Fix-und-fertig-Gefühl. Das kann nicht sein, oder?

Zweite Joggingrunde, doch der Ersteindruck bestätigt sich: Es spielt eigentlich keine Rolle, wo ich renne, ich könnte auch in einen Pizzaofen steigen, das Material wehrt alles ab. Fennec fühlt sich an wie eine Rüstung, einfach in filigran.  Dann: Doch noch ein bisschen Schweiss auf der Stirn, mit Betonung auf «ein bisschen». Alles andere wäre wirklich spooky gewesen.

Soll ich weiterjoggen? Wäre kein Problem. Aber man soll’s nicht übertreiben, denke ich, und kehre beschwingt nach Hause zurück. Die Dusche entfällt, weil… der Körper ist ja trocken geblieben. Und ich beschliesse, die Fennec-Kleidung einfach grad anzubehalten – und siehe da: Plötzlich ist auch die Wohnraumtemperatur von 29,5 Grad kein Störfaktor mehr, sondern nur noch eine Zahl. Dem Wüstenfuchs sei Dank. (zas)

Sommerpause für Insta & Co.: Mit Locket wissen, was die andern machen

Keine Likes, keine Anerkennung, nur ein kurzer Gruss: In der Locket-App erscheinen Schnappschüsse von Bekannten.

Jeder Sommer hat seine Hype-App – respektive eine digitale Sau, die aus dem App Store durchs globale Dorf getrieben wird: Meist ist es eine Foto-App, die Bilder mit einem augenfälligen Effekt ausstattet. Je erfolgreicher die App, desto exzessiver wird er verwendet. Und wenn der Sommer vorbei ist, hat ihn die gesamte Social-Media-Nutzerschaft so satt, dass die dazugehörige App sang- und klanglos in der Versenkung verschwindet.

2022 ist das ein bisschen anders: Es gibt mit Locket zwar eine App mit hervorragenden Downloadzahlen, die allenthalben gelobt wird. Aber sie ist so dezent und aufs Private ausgelegt, dass man das als aktive Hype-Verweigerung auslegen könnte – und als Plädoyer, den Adrenalinpegel in den sozialen Medien zurückzufahren.

Die Locket-App (iPhone und Android) hat einen simplen Gedanken: Sie zeigt Fotos aus dem Bekanntenkreis an – und zwar ohne, dass man die App überhaupt öffnen müsste. Auf dem Homescreen des Smartphones legt man dafür ein sogenanntes Widget an: Das ist ein Bereich zwischen App-Icon und dem eigenen Homescreen anlegen.

In der Locket-App erscheinen dann automatisch die Schnappschüsse eines Freundes oder einer Freundin. Und zwar ohne Benachrichtigung oder sonstigem Aufhebens. Diese Bilder sind nicht auf Likes und Anerkennung aus, sondern als kurzer Gruss gedacht, der die Nutzerinnen und Nutzer dazu bringen sollen, für einen Moment am Leben des anderen teilzunehmen.

Wer das Bild antippt, hat die Möglichkeit, ein Antwortbild aufzunehmen und zu senden. Auf diese Weise entsteht eine bebilderte Erzählung einer Freundschaft. Oder natürlich auch einer Liebesbeziehung: Der Erfinder der App, Matt Moss, hat ihren Alltagsnutzen in der Fernbeziehung mit seiner Freundin ausgetestet.

Damit die App ihren intimen Charakter nicht verliert, ist die Nutzerzahl auf zwanzig beschränkt. Locktet ist nicht die einzige App, die den Rückzug ins Private pflegt, der in Zeiten von Pandemie, Krieg und Krisen vielen ein Bedürfnis ist. Auch Livein zelebriert Freundschaften fotografisch auf dem Homescreen. Und Bereal ist ein soziales Netzwerk, bei dem man seinen Post auf Aufforderung innerhalb von zwei Minuten senden muss, was die Möglichkeiten der Selbstinszenierung stark beschränkt. (schü)

Transparenter Sonnenschutzspray: Adieu, fieser Sonnenbrand am Scheitel

Wider die Tan-Line am Kopf: Sonnenschutz auch für den Scheitel.

Wir alle teilen wohl ein Stück weit dasselbe Trauma, als wir stillhalten mussten, während uns unsere Eltern in den Sommerferien am Strand oder in der Badi rigoros mit Sonnencrème einschmierten. Das Endresultat: Man war von Kopf bis Fuss mit einer schneeweissen, fettigen und klebrigen Schicht überzogen – auch auf der «äusserst empfindlichen» Kopfhaut, vor der wir stets gewarnt wurden. Wer nicht den ganzen Tag beim ausgiebigen Planschen und Sandburgen-Bauen ein blödes Dächlikäppli samt Nackenschutz tragen musste, bekam seinen Scheitel nämlich mit einer zünftigen Portion Sonnencrème eingefettet – ruiniert war die Frisur bis zum nächsten Haarwaschtag.

Nun im Erwachsenenalter liegt die Verantwortung, sich keinen Sonnenbrand zuzuziehen, bei einem selbst. Wenn es ab in die Sonne geht, ist es selbstverständlich, dass man die freiliegenden Körperstellen und das Gesicht mit Sonnencrème einschmiert – aber meist nur bis zum Haaransatz. Denn die Aussicht auf einen fettigen Scheitel und weisse Rückstände in den frisch gewaschenen Haaren ist nicht besonders reizvoll. Doch genau an der Kopfhaut zieht man sich meist die fiesesten und schmerzhaftesten Sonnenbrände zu, da die UV-Strahlung senkrecht von oben auf die Kopfhaut fällt. Die Folgen sind unangenehm juckende Schwellungen und Rötungen, im allerschlimmsten Fall kann eine verbrannte Kopfhaut zu Hautkrebs führen. 

Die Lösung, um der lange ignorierten Kopfhaut endlich Zuwendung zu schenken: Transparente UV-Sonnenschutzsprays, die weder weisse Rückstände noch einen fettigen Scheitel hinterlassen. Einfach die Augen schliessen, den Atem anhalten und aus einiger Entfernung aufsprayen. Während es transparente Sonnenschutzsprays für das Gesicht tun, gibt es auch welche, die speziell für die Kopfhaut und die Haare entwickelt wurden, zum Beispiel den von der Marke Coola. Der «Scalp Spray & Hair Sunscreen Mist» ist ein nicht fettender Spray mit Schutzfaktor 30, der die Kopfhaut schützt, ohne das Haar zu beschweren. Auch wenn man ins Wasser springt, bleibt der aufgetragene Spray bis zu 80 Minuten lang wasserfest – und der Scheitel frei von jeglicher Rötung. (lif)

Transparenter Sonnenschutzspray für Haare und Kopfhaut von Coola, erhältlich bei Brack für 36.90 Franken.

Kinderbücher: Sommergefühl zwischen Buchdeckeln

Die Fragen, die Zackarina stellt und die der Sandwolf ihr übermütig und manchmal philosophisch beantwortet, sind zeitlos.

Wenn die kleinen Freundinnen ihre Mückenstiche zählen, ist Sommer in Schweden. Lisa hat 14 auf dem rechten und 5 auf dem linken Bein, Inga auf jedem Bein 9. Man könne eine Rechenaufgabe daraus machen, überlegte Inga. Doch dann fiel ihnen ein, dass sie ja Sommerferien hatten. «Und da wäre es ja blöd, sich mit Rechenaufgaben aufzuhalten», sagt Lisa im Klassiker «Die Kinder aus Bullerbü» von Astrid Lindgren.

Klar ist, dass jedes Kind die Abenteuer von Lasse, Bosse, Ole, Britta, Inga und Lisa, die auf dem Heuboden schlafen oder sich nachts zum Mühlebach schleichen, um den Wassergeist zu sehen, kennen sollte.
Doch auch andere Kinderbücher fangen dieses Sommer-Gefühl prächtig ein. Dazu gehört «Zackarina und der Sandwolf» von Asa Lind. Das Buch ist zwar auch schon volljährig (2004 auf deutsch erschienen), aber die Fragen, die Zackarina stellt und die der Sandwolf ihr übermütig und manchmal philosophisch beantwortet, sind zeitlos. Zackarina will etwa wissen, wo und was sie war, bevor ihre Mama sie im Bauch trug. Der Sandwolf sagt, er sei einst «Glut» gewesen und was sie einmal war, müsse sie doch selber wissen. Der Sandwolf ist ein liebevolles, verrücktes Fantasietier. Er ist «gross und gelb und sandig wie eine ganze Wüste» und immer da, wenn Zackarina einsam ist, spielen will oder genervt von ihren Eltern ist, die mit ihr in einem Haus nahe am Strand wohnen. 

Zackarina zählt übrigens statt Mückenstiche ihre blauen Flecken, die sie lieber «Regenbogenflecken» nennen würde, weil sie so hübsch bunt sind, oder «Fahradflecken», weil sie die meisten bei den Stürzen vom Rad bekommen hat. Oder einen, weil sie von der Schaukel gesprungen und einen anderen, weil sie auf das Dach vom Holzschuppen geklettert ist. «Blaue Flecken sind eine Art Medaillen, die man bekommt, wenn man gefährliche Sachen macht, oder?», fasst es der Sandwolf zusammen.

Die Welt aus einem noch einmal ganz anderen Blickwinkel erklärt uns auch Rico. Der Junge, der in Berlin in einem Mietshaus wohnt, ist «tiefbegabt». Er beschreibt seine Mitmenschen, die nicht gerade auf der Sonnenseite des Lebens stehen, überraschend, einfühlsam und sehr lustig. Zusammen mit seinem hochbegabten Freund Oskar erlebt er packende Abenteuer.

Ganz sommerlich zumute wird einem in Band drei «Rico, Oskar und der Diebstahlstein». Das Duo macht sich auf zur Ostsee. Dort staunt Rico über den imposanten Leuchtturm und erklärt das schwierige Wort: «Imposant: beeindruckend, mächtig, auffällig, aber nur mit hinten einem «t» dran. Und nur, wenn man nicht vorher im Sitzen seine Schuhe am Strand ausgezogen hat. Sonst hat es hinten ein «d» und man muss sich dauernd unauffällig am Hintern kratzen.»

Für Kinder ab 10 Jahre und ihre Eltern sind also dringend die fünf Bücher über Rico und Oskar empfohlen (zwischen 2008 und 2020 erschienen) - oder noch besser die Hörbücher. Denn die liest der Autor Andreas Steinhöfel so grandios selbst, dass sich die Familie wünscht, der Gotthardstau würde ewig dauern. (afo)

Astrid Lindgren: «Wir Kinder aus Bullerbü», Oetinger Verlag, ca 20 Fr

Asa Lind: «Zackarina und der Sandwolf», Gulliver Verlag, ca 13 Fr.

Andreas Steinhöfel: «Rico, Oskar und der Diebstahlstein» (Bd. 3), Carlsen Verlag, ca. 22 Fr. 

«L'Étranger» ist die ideale Strandlektüre

Anna Karina and Marcello Mastroianni in Luchino Visconti Roman-Verfilmung.

Er heisst Arthur Meursault, sie Marie Cardona. Beide leben sie in Algier, sie kennen sich aus dem Geschäft und sehen sich zufällig an einem Sonntag im Sommer in der Badeanstalt am Hafen. Sie treffen sich im Wasser und schwimmen gemeinsam zu einer grossen Boje, auf die sie steigen, um sich auszuruhen. Er lässt wie zum Spass den Kopf nach hinten sinken, auf ihren Bauch. Sie sagt nichts, die beiden bleiben so liegen, und er spürt im Nacken, wie ihr Bauch pocht. So liegen sie da. Schlafen beinahe ein. Dann, als die Sonne zu stark scheint, springen sie ins Wasser: Er legt die eine Hand um ihre Taille und so schwimmen sie zurück.

Am Abend geht Marie zu Arthur nach Hause und sie schlafen miteinander.

Camus beschreibt das Meer und den Menschen in einer Sinnlichkeit, die einzigartig ist.

Arthur Meursault und Marie Cardona sind zwei Weltberühmtheiten. Er ist der Titelheld von Albert Camus’ Roman «L'Étranger» («Der Fremde»), sie seine Geliebte. Das Jahrhundert-Werk erschien 1942, ist einer der meistgedruckten Romane des 20. Jahrhunderts. Und ein Schulbuchklassiker. Wir erinnern uns an den Deutschunterricht: «L'Étranger» gilt als ein Hauptwerk des Existenzialismus.

Was man nicht unbedingt in der Schule lernt: Dass Camus die Sonne, den Strand, das Meer und den Menschen, der schwimmt, in einer Sinnlichkeit beschreibt, die einzigartig ist. Die Geschichte endet bekanntlich schlecht für den scheinbar gefühlskalten Meursault, er wird als Mörder hingerichtet. Doch in den Szenen am Meer, beim Baden mit Marie, findet selbst derjenige eine Verbindung zur Welt, dem sie ansonsten nur absurd und fremd vorkommt.

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Relire Camus? «L'Étranger» ist die ideale Strandlektüre. Und wem es am Meer doch ein wenig zu heiss ist, um zu lesen, der kann es einfacher haben und geht auf Youtube: Luchino Visconti verfilmte den Roman 1967. Marcello Mastroianni als Arthur und Anna Karina als Marie schwimmen gemeinsam im Meer und stellen so eine der schönsten Badeszenen der Weltliteratur kongenial dar. (MMA)

Uhren-Armbänder in Sommerfarben

Im Sommer und den Sommerferien ganz besonders dürfen die ewig gleichen Uhrenarmbänder aus Metall und schwarzem Leder auch mal Pause machen. Nicht nur der Mensch auch die Uhr verträgt ein Sommeroutfit mit etwas mehr Mut und Farbe. 

Was viele nicht wissen, vergessen oder ignorieren: Bei fast jeder Uhr – egal ob mechanisch oder digital – kann man die Armbänder wechseln. Man kann das je nach Modell und Geschick selbst, oder lässt das im Uhrengeschäft machen. 

Sie werden staunen, wie viel ein neues Armband und etwas Farbe ausmacht. Ein neues Armband ist fast wie eine neue Uhr –  nur deutlich günstiger.

Das Sommer-Raclette

Unter dem Sternenhimmel Käsereste aus dem Pfännchen kratzen: Raclette geht auch im Sommer.

Es ist schon ein Weilchen her, dass ich in der Schweiz eingebürgert wurde. Bis heute ist mir aber eine migrationshintergründige, heiss geliebte Altlast geblieben: mein allererster Racletteofen. Eines dieser unzerstörbaren Modelle aus den 1990ern, mit kiloschwerer, grünlicher Granitplatte obendrauf; jedes Mal, wenn ich die zum Reinigen ablupfe, murmle ich mantramässig: «Jetzt bloss nicht auf den Fuss / ins Waschbecken / auf die Arbeitsplatte knallen lassen.» 

Was das mit Sommer zu tun hat, fragen Sie. Nun: In die Casa Szczesniak fand das gute Stück, als wir offiziell Schweizer wurden, anno 1995. Freunde meiner Eltern fanden, dass man erst so richtig, wirklich Eidgenossin ist, wenn sich im Hause eine Apparatur zum geselligen Käseschmelzen findet, und bescherten uns aus gegebenem Anlass eine ebensolche. 

Bis heute schmelze ich meinen Käse am liebsten im Hochsommer.

Nun gibts aber Dinge, an die kann man sich – roter Pass hin, roter Pass her – nie gewöhnen. Und zu diesen gehörte für meine Eltern der rezente Duft, der sich nach so einer Schmelzete hartnäckig in den heimischen vier Wänden breitmacht. Aus diesem Grund kam das Öfeli bei uns zwar sehr wohl zum Einsatz, allerdings nur: draussen. Auf dem Balkon unserer Blockwohnung in Zürich-Leimbach. Im Sommer. Aber immerhin.

Ich persönlich bin geruchstechnisch härter im Nehmen. Vielleicht liegts an der früheren Akklimatisierung, jedenfalls: Jenen besagten Racletteofen nahm ich, als ich von zu Hause auszog, kurzerhand mit. Er wurde damit mein allererstes eigenes Küchengerät – und: Er lebt und schmilzt und stinkt noch immer! (Übrigens traditionsgemäss auch immer dann, wenn jemand im Freundeskreis eingebürgert wird.) 

Eines ist mir aus Leimbacher Zeiten geblieben: Bis heute schmelze ich meinen Käse am liebsten im Hochsommer. An jenen endlos scheinenden Abenden, wenn man, lang nachdem die Granitplatte abgekühlt ist, unterm Sternenhimmel sitzen bleibt und die gummigen Käsereste aus den Pfännchen pult. (psz)

Maximal erfrischend

97 Prozent der Gurke bestehen aus Wasser. 

Oh doch, sie darf – anders als die Tomate – ruhig direkt aus dem Kühlschrank kommen. Denn nur kalt bietet eine Gurke den vollen sommerlichen Genuss. Man kann sie in dicke, knackige Scheiben schneiden und dann mit Fleur de Sel geniessen. Wow, dieses Geräusch beim Reinbeissen!

Es geht aber auch komplexer: Mit einer Mischung aus Reisessig, Zucker und Fischsauce vermengt wird daraus ein asiatisch inspirierter Salat, der durchaus mit ein paar Chilistücken und etwas Koriander aufgepeppt werden kann. Oder wie wäre es mit Zaziki? Dafür wird die Gurke erst geraffelt und gesalzen, dann ausgepresst (damit sie Wasser verliert) und schliesslich mit griechischem Joghurt, etwas Kreuzkümmel und Salz vermischt.

Halten Sie sich wegen der Bikini- und Badehosenfigur beim Genuss bloss nicht zurück – 97 Prozent des länglichen Kürbisgewächses sind nichts als Wasser. (boe)

Die Artsy-App: Der Onlineshop für Kunstwerke

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Wieso sind deine Wände so weiss?, fragt mich der Sommer immer. Ich antworte: Bevor ich für ein Kunstwerk unfassbar viel Geld ausgebe, wäre es besser, wenn ich es zuerst mit eigenen Augen sähe. Bloss wäre ich der denkbar unverschämteste Kunstkäufer: Am liebsten würde ich in der Galerie fragen, ob man schnell alle Werke nach Preis aufsteigend sortieren könnte, so sehe ich gleich, was wie viel kostet.

Auf Artsy ist das zum Glück möglich. Die App bietet nach eigenen Angaben rund 1 Million Werke aus bekannten und weniger bekannten Galerien, man kann dort filtern und sortieren und bestellen wie in jedem Onlineshop. Bloss dass man sich hier ein lustiges Plüschspielzeug von Mike Kelley für 2000 Dollar (limitierte Edition) kaufen kann oder ein Original von Stanley Whitney (ab 10’000 Dollar). Wie auf einer Social-App kann man Künstlerinnen und Künstlern folgen (und beobachten, welche ihrer Werke gerade bei Auktionen abstürzen). Auch möglich ist es, Galerien direkt anzuschreiben, um zum Beispiel zu erfahren, wie viel man für eine Zeichnung von Anna Maria Maiolino aufwerfen muss (sorry, Hauser & Wirth)!

Noch ist es ein ziemlicher Weg bis zur Demokratisierung der Kunst. Aber Artsy senkt die Hemmschwelle, und nicht jedes Angebot ist unbezahlbar. Die Londoner Galerie jedenfalls, die ich wegen eines sehr kleinformatigen Gemäldes angefragt habe, machte ein anständiges Angebot von 650 Pfund. Allerdings waren das nur die Portokosten. Immerhin habe ich nun gelernt, dass man da ein bisschen feilschen kann. (blu)

Hallo Niemandsland

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Oft geht ein Lüftchen bei der A2 Stalvedro, Fahrtrichtung Nord. Das Gebäude, in Rot gehalten, erinnert an diese magischen Schlangen, ein Spielzeug, das aus einer Kette von Blöcken besteht, aus denen man allerlei Getier formen kann. Stararchitekt Mario Botta, der die Raststätte entworfen hat, will sie als Hommage an das Gotthardmassiv verstanden haben, und er habe, so ist auf der Website zu lesen, «Fragmente der mediterranen Macchia einbinden wollen, die wir hinter uns lassen».

Es ist eine Art Niemandsland, dieser letzte Stopp an der Autobahn kurz vor dem Gotthardtunnel. Der perfekte Ort für Menschen, die sich schwertun mit Abschieden: Noch befindet man sich im Süden, mit einem Fuss zumindest, doch eine kühle Deutschschweizer Brise umspielt die Metallstrukturen (in Signalrot gehalten, was dem Ganzen eine bedeutungsschwangere Note verpasst) schon fast verführerisch. Beim «Ciao!»-Sagen ist man beinahe allein; nur wenige nehmen diesen kleinen Umweg auf sich. Verständlich, die Nerven liegen blank nach vielleicht mehreren Stunden im Stau, und die Erlösung (die Galleria del San Gottardo) liegt so nah! Dabei gäbe es hier noch Espresso für sagenhafte 3.50 Franken und die üblichen Raststättengebäcke, Croissant al cioccolato und Brioches, oder richtige Mahlzeiten wie Pinsa, Pasta und Hotdogs. 

Die Stimmung im Grenzgebiet ist melancholisch, aber auch voller Hoffnung. Hier ist alles möglich. Man zeigt das Ticket für den Strassentunnel, das man jetzt, zur Ferienzeit, bei der Einfahrt auf den Parkplatz erhält, ein paar Hundert Meter weiter dem Verkehrsregler (die Einfahrt Airolo ist ja theoretisch gesperrt). Und reiht sich wieder in die Blechschlange auf der Autobahn ein und taucht gestärkt in den Tunnel. Oder man entscheidet sich, über den Pass zu fahren, ein Abenteuer. Auch heute noch! Nur umkehren – über das Dorf Quinto zurück nach Biasca und weiter südwärts – ist nicht zu empfehlen. Wer es bis Stalvedro San Gottardo Sud geschafft hat, ist auf der Heimfahrt. Auch emotional. Und so verführerisch es sein mag, einen letzten Blick zurückzuwerfen, hinter diesen Bergen liegt das richtige Leben, ob man es nun gernhat oder nicht, und deshalb muss man nach vorn schauen. Wiederkommen kann man immer. (nk)

Gutes für die Füsse

«Made in Spain»: Die originalen Menorca-Sandalen werden auf den Balearen von Hand gefertigt.

Charmanter als Flipflops und schicker als Birkenstock-Treter: Die Menorquinas sind unsere neuen Alleskönner im Sommer. Chic genug für den Apéro oder, je nach Branche, das Büro und gleichzeitig so komfortabel, dass Sie damit auf dem Städtetrip stundenlang und blasenfrei durch die Quartiere marschieren können. 

Die Sandale mit dem weichen Fussbett und dem breiten Riemen hält nämlich was aus: Einst war sie das Schuhwerk der einfachen Leute auf den Balearen und trug Arbeiter und Bauern über steiniges und unebenes Gelände. 

Darüber hinaus sind die Lederslides ein Geschenk an unsere Mitmenschen. Ist ihre Zehenöffnung doch so dezent klein gehalten, dass niemandem ästhetisch problematische Anblicke zugemutet werden, so ein entblösster Fuss braucht ja recht viel Support, damit er ansehnlich daherkommt, und es ist immer wieder erstaunlich, wie leicht dies vergessen geht. 

Die Menorca-Sandale (online zum Beispiel bei Manufactum oder bei A Simple Story) gibt es in x Farben: Marineblau, Fuchsia, Champagne, Gold metallic, Glitzer etc. Für sie und ihn, selbstverständlich. Und wer kein billiges Nachahmerprodukt erwischen will, achtet auf das Gütesiegel «Avarca de Menorca». Es garantiert, dass die Schuhe hochwertig und in traditioneller Handarbeit in Spanien gefertigt werden.

Win-win-win also für alle Seiten: Sie, Ihre Füsse und Ihr Umfeld. (thu)

Am besten liegen bleiben

Farben, Frische, Leichtigkeit: Der Spaghettistuhl verströmt Sommergefühle.

Ohne den Spaghettistuhl kein Sommer. Der minimalistische Designklassiker verspricht, gerade wenn man sich in die Variante Liegestuhl legt, richtig gute Entspannung. Klar, zwischen der farbigen Schnur, aus welcher der Stuhl gewickelt ist, verheddert man sich regelmässig mit den Zehen, und die sonnencremeschweissige Haut klebt zwar an den Spaghettischnüren fest, wenn man wieder aufstehen will, aber dann bleibt man am besten einfach liegen, bis die Sonne wieder untergeht. (zuk)

Die erste Etappe

Eigentlich ist es ja ein Unort: Der ohrenbetäubende Lärm direkt an der Autobahn erschwert die Gespräche auf dem Parkplatz, die Hitze lastet schwer auf einem, und vor den an- und abfahrenden Wagen muss man sich in Acht nehmen. Dennoch steht ein Autogrill für Feriengefühl pur – vorausgesetzt, man hat einen Kartonbecher des besten Cappuccinos weltweit in der Hand.

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Dann blickt man relaxt über die topfebene Landschaft, die in der glühenden Sonne surrt und flirrt. Jetzt kann beginnen, was man Ferien nennt: eine Gewichtsverlagerung vom Müssen zum Wollen. Der Autogrill ist die erste Station dieser Etappe. (kal)

Warum wir die Armee abschaffen und stattdessen allen ein Boot kaufen sollten

Mit glänzendem Mahagoni und 8-Zylinder-Motor übers Wasser gleiten: Boesch-Boote aus Zürich sind Designklassiker.

Nachbarschaftsstreitigkeiten, Klimawandel und Angriffskriege: Es gibt viele drängende Probleme. Aber auch eine Allzwecklösung: ein kostenloses Boesch-Boot für alle. 

Was wir wissen: Alle in der Schweiz sollten gratis vom Staat ein Boesch-Boot erhalten. Also eines dieser eleganten Motorboote mit glänzendem Mahagoni-Deck, die seit 1920 in Kilchberg hergestellt werden, die es seit einigen Jahren auch mit Elektroantrieb gibt – und die in der Ausstattung Saint-Tropez rund 750’000 Franken kosten. Zu dieser Einsicht bin ich in einer schlaflosen Tropennacht gekommen, als ich für unsere Serie über mein Lieblingsobjekt nachdachte, mit dem sich der Sommer geniessen liesse. 

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Bekannte Hintergründe: Das bedingungslose Booteinkommen, wie es genannt werden könnte, wäre die Lösung für fast alle Probleme. Zum Beispiel für die Tausenden Nachbarschaftsstreitigkeiten, die es jeden Tag in der Schweiz gibt. Wenn Frau Meier und Herr Müller von nebenan mal wieder nachts zu laut über den mathematischen Gottesbeweis streiten, könnte man sofort das Weite suchen. Problem gelöst. 

Angesichts des steigenden Meeresspiegels wird das Schweizer Mittelland bald geflutet sein. Auch dafür muss eine Lösung her: ein Boesch-Boot für alle in Bern, Olten und Zürich. Die Mahagonibäume, die für die Decks der Boote nötig sind, könnten dank Erderwärmung wohl im Tessin oder im Napfgebiet angepflanzt werden.

Noch ein Wort zur Finanzierung: Wenn wir die Goldreserven der Nationalbank aufheben und die bisherigen Armeeausgaben fürs bedingungslose Booteinkommen einsetzen, sollten wir pro Jahr problemlos 70’000 Boeschs in der Saint-Tropez-Ausstattung gratis abgeben können. Zur Steigerung der Bootproduktion, die in den ersten 100 Jahren der Boesch-Firma nur 3900 Stück erreichte, könnten all die arbeitslosen Geisteswissenschaftlerinnen und Geisteswissenschaftler eingesetzt werden, die bald die Mehrheit der Schweizer Wohnbevölkerung bilden, wenn ich das Interview mit einer Basler Wirtschaftshistorikerin richtig verstanden habe, das ich vor einigen Wochen in der NZZ las. 

Allfällige Konsequenzen für die Schweiz: Einige werden die Auflösung der Armee zugunsten eines bedingungslosen Booteinkommens keine gute Idee finden. Aber wer will ein Land angreifen, dessen Bewohnerinnen und Bewohner auf Schnellbooten unterwegs sind? Und wo genau soll da gebombt werden, wenn wir alle irgendwo auf Flüssen, Seen und dank Meeranstoss irgendwo im heutigen Frankreich und Italien rumschippern? Vielleicht wäre ein globales Boesch-Boot-Einkommen die Lösung für fast alle geopolitischen Probleme? 

Sicher ist: Wenn die Schweiz dank Meeranstoss bald keine Grenzen mehr hat, widerspricht dies nicht der Neutralitätspolitik: Bruder Klaus hat nur von einem Zaun gesprochen, den man nicht zu weit aufmachen soll. Über Schweizer Hafendocks hat er nichts gesagt. (atob)

Voilà, der Sound der Jahreszeit

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Im Herzen waren sie Punks, ihrer Herkunft nach Roma, und ihr musikalischer Stil war die Eklektik. «Voilà l’été» heisst ein Stück von ihnen. Aber wer Les Négresses Vertes aus Paris einmal hat spielen hören, weiss: Bei ihnen war der Sommer keine Jahreszeit, sondern ein Zustand.

Das Best-of-Album «À l‘affiche» von 2006 ist das perfekte Sommeralbum, immer noch.

Das Wundergerät gegen Jucken

Drei, vier Sekunden leiden und danach nie mehr Juckreiz: Die Bite Away Cobra.

Es ist eine sehr einseitige Sache zwischen den Mücken und mir. Sie fahren total auf mich ab – und ich könnte sie dafür klatschen. Besonders von meinen Knöcheln sind sie sehr angetan. Stehen die gerade nicht zur Verfügung, weil von stechsicheren Socken bedeckt, nehmen sie sich einfach das nächstbeste freiliegende Stücklein Haut, bohren ihren Saugrüssel rein und holen sich ihren Stoff. Also mein Blut.

Wer an lauen Sommerabenden in meiner Nähe ist, braucht also definitiv keinen Mückenspray. Die fiesen Viecher kommen alle zu mir.

Eine leicht masochistische Veranlagung ist von Vorteil.

Aber das kratzt mich nicht mehr, seitdem ich die Bite Away Cobra habe. Sie sieht aus wie ein dicker Kugelschreiber mit einer Spitze aus Metall, das sich auf Knopfdruck erhitzt. Wenn eine Mücke zugestochen hat, muss man die Bite Away Cobra auf die hubbelige Einstichstelle pressen und den Piepston abwarten.

Eine leicht masochistische Veranlagung ist von Vorteil, weil die Miniheizplatte wirklich richtig heiss wird, aber nach drei bis fünf Sekunden ist man erlöst und der elende Juckreiz wie durch ein Wunder für immer verschwunden – bis das nächste Viech zusticht. Circa 36 Franken, zum Beispiel bei Galaxus.ch. (dje)

Nur einen Grashüpferhupf weit denken

Diese Frau schrieb 1775 Gedichte – Emily Dickinson.

Eigentlich ist es doch so: Jeder richtige Sommertag ist ein Hit. Oder anders gesagt: ein kostenloser Wellness-Influencer, der uns pusht, uns mehr zu bewegen und weniger Mist zu essen, mehr draussen zu sein, weniger vor dem Bildschirm. Einfach weil er ist, wie er ist. Frühmorgens lockt uns die Helligkeit aus den Federn, mittags die Hitze ins Nass. Abends verzieht sich das Licht in sanft kokettierender Gemächlichkeit. Nachts schliesslich streichelt uns ein kühlender Wind, Blätter rauschen, und, kein Witz, die Nachtigall singt, als hätte jemand Deep-Sleep-Musik aufgelegt.

«Nudging» («anstupsen») heisst das auf Neudeutsch, was der Sommer da für uns veranstaltet, mal anthropozentrisch gesehen. Aber gerade bei Kaiserwetter ist dieser Stupser ein derart deutliches «Du musst deinen Lifestyle ändern!», dass er fast schon wieder stresst – spätestens dann, wenn man die eigene Bikinifigur genauer in den Blick nimmt. Doch gemach, gemach!

Um im Sommergroove mitzuschwingen, ohne dass es in ein schweisstreibendes H.I.T.T.-Training ausartet, mixt man sich am besten einen Sound ganz anderer Natur dazu: den des dichterischen Worts. Etwa Joachim Ringelnatz’ «Sommerfrische» von 1933. «Verstecke dich faul in der Fülle der Gräser», empfiehlt er dort, «es soll dein Denken / Nicht weiter reichen als ein Grashüpferhupf.»

An einem Sommerabend nehme man sich Leselicht, Mückenzelt und schlage die erste Seite auf.

Auch Emily Dickinson (1830–1886) bremst optimierungsgetriebene Naturbetrachtungen aus. Die Frau, die praktisch ihr gesamtes Leben in dem Haus (und Garten) verbrachte, das einst ihr Grossvater gebaut hatte, war Pionierin einer widerständigen Sprache. Mit ihren 1775 Gedichten – von denen zu ihren Lebzeiten nur ein, zwei Handvoll erschienen – schlug die Grande Dame der englischsprachigen Lyrik eine Brücke zwischen dem transzendentalen und dem realistischen Schreiben ihrer Zeit.

Ihr Faible für vielsagende Auslassungen und anschauliche Vordergründigkeiten, in denen viel Hintergründiges steckt, fasziniert bis heute. Davon zeugt der stete Fluss an Neuausgaben und Biopics – von «A Quiet Passion» (2016) über «Wild Nights with Emily» (2018) bis zur AppleTV+-Serie «Dickinson» (2019–2021).

Die Forschung spricht gern von Dickinsons «proto-modernistischem» Stil. Jedenfalls zwingt die Dichterin mit Lese-Ritardandos zum achtsamen Hinhören und Hindenken. Zum Beispiel in der 2022 publizierten zweisprachigen Sammlung «An irgendeinem Sommermorgen: Poems/Gedichte». An irgendeinem Sommerabend nehme man sich also Leselicht, Mückenzelt und schlage die erste Seite auf. «Ein Kelch, ein Blatt, ein Dorn / An irgendeinem Sommermorgen – / Ein Schälchen Tau – Bienen, ein oder zwei – / Ein Windhauch – Rascheln in den Zweigen – / Und ich bin eine Rose!» (ked)

Emily Dickinson: An irgendeinem Sommermorgen. Poems/Gedichte. Reclam 2022. 224 S., ca. 19 Fr.


Triumphal lächerlich: Das Pool-Battle-Set

Das Prinzip ist einfach und macht auch grösseren Kindern Freude. 

Auf die Gefahr hin, meine journalistische Glaubwürdigkeit zu verlieren, stelle ich hier das Pool-Battle-Set vor. Viel zu erklären gibt es nicht. Man besteigt im Gewässer seinen «Baumstamm» und versucht, den Kontrahenten oder die Kontrahentin mithilfe einer Plastikkeule von seinem oder ihrem Baumstamm zu bugsieren. Gerne würde ich behaupten, dass es vor allem den Kindern Spass macht, doch das wäre gelogen.

Zu meiner Verteidigung sei erwähnt, dass der Kampf zwischen zwei Erwachsenen ein bisschen an die japanische Kult-Fernsehshow «Takeshi’s Castle» erinnert. Da mussten die Teilnehmer für den Komödianten und prämierten Arthouse-Regisseur Takeshi Kitano ähnliche Duelle bestreiten oder sich als menschliche Bowlingkugeln lächerlich machen. Das war auf surreale Weise brillant, weil es etwas von einem plastikgewordenen Nintendo-Game hatte.

In diesem Sinne: Game over, Gegner, die da kommen mögen! (phz)

Der Eiskaffee aller Eiskaffees: Freddo Cappuccino

Aus Griechenland kommt der beste Eiskaffee, findet unser Redaktor.

Griechinnen und Griechen trinken nur kalten Kaffee, jahrein, jahraus, wie Melina Sgouros vom Restaurant Mazi im Zürcher Kreis 4 sagt. In Griechenland ist der Freddo Cappuccino so populär, dass er in jeder Bäckerei und auch im spartanisch eingerichteten Strandkiosk verkauft wird. Und zwar in Barista-Qualität, wie man heute sagen würde (wobei es dort niemand für nötig hält, das auf ein Schild zu schreiben). Erfunden wurde der mit Eiswürfeln schockgekühlte Kaffee wohl in den 1980ern, so eindeutig ist das nicht nachzuverfolgen.

Optisch gibt er für Instagram durchaus was her, doch der Freddo Cappuccino ist ein bescheidenes Getränk. Es braucht nur drei Zutaten: Kaffee, Eis, Milch (optional: Zucker).

Zu Hause bekommt man den Freddo Cappuccino kaum hin.

Das Herz des echten griechischen Freddo Cappuccino ist ein doppelter Espresso. Der wird mit zwei Eiswürfeln im Mixer abgekühlt und aufgeschäumt. Dann kommt grosszügig Eis dazu. Obendrauf eine satte Schicht perfekter, fast luftbläschenfreier Schaum, im Volumen etwa so viel wie der Kaffee am Boden des Bechers. Bonus: eine Prise Zimt zum Abschluss. Das ganze Prozedere dauere nur 20, 30 Sekunden, wenn die Handgriffe sässen, sagt Melina Sgouros. 

Zu Hause bekommt man den Freddo Cappuccino kaum hin. Neben den Handgriffen brauchts auch das richtige Gerät. Entscheidend seien die Mixer, sagt Sgouros, äusserst effiziente Maschinchen. Sie hat ihren aus Griechenland importiert. Damit wird zum einen der Doppio mit Eis gerührt und zum anderen der traumhafte Schaum – auf Griechisch heisst er «afrógala» – erst möglich. Damit dieser gelingt, muss die Milch kalt und fettarm sein. 

Per Röhrli aufgesogen, entfaltet der griechische Freddo Cappuccino sofort seine unerreichte Wirkung: volle, eiskalte Kaffeekraft, Wachmacher und Erfrischung. (fim)

Die Männerbadehose schrumpft

Endlich tut sich was in Sachen männliche Bademode.

Viel tut sich ja nicht bei der Bademode für Männer. Für Strand und Badi gilt: ein Paar Shorts, und parat ist der Mann, und das seit Jahrzehnten. Aber immerhin, ein ganz kleines bisschen geht gerade was, es geht Stoff verloren. Seit ein, zwei Sommern heisst es für Männer: weniger Hose, mehr Bein.

Da sind sich die klassischen Labels einig mit den hippen jüngeren Brands. Schöne, schlichte Modelle gibt es etwa von Weekday oder Lululemon, und dann sind erst noch beide aus recyceltem Material hergestellt. Der Trend hat sein Gutes: Es klebt nach dem Baden weniger nasses Textil an den Beinen, die Hose trocknet spürbar schneller, und ihr Träger kriegt mehr Vitamin D ab.

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Die extrakurzen Shorts scheinen dabei die bademodische Umsetzung von Cristiano Ronaldos ständigem Hochkrempeln der kurzen Hosenbeine zu sein. Der eitle Fussballer und meistgefolgte Mensch auf Instagram tut das gern, um maximale Bräunungsfläche zu erreichen.

Es braucht also etwas mehr Sonnencreme diese Saison. Wer den Look konsequent umsetzen will, verzichtet ganz aufs Hosenbein: Speedos tragen auch nicht mehr nur die Schwimmer. (fim)

Darf es eine Himbeere sein? Gern sonnengewärmt!

Der Inbegriff des Sommers: Wilde Himbeeren direkt vom Strauch.

Nichts schmeckt für mich mehr nach Sommer als eine frisch gepflückte Himbeere. Einfach raus in den Garten, am besten vor dem Mittag, wenn die Früchte schon ein wenig warm sind von den Sonnenstrahlen. Ganz in den Mund stecken, ein wenig zerdrücken und die Süsse aufnehmen, die Frische, die Sonne …

Klar, nicht alle haben das Privileg, solche Beeren vor der Tür zu haben. Unsere verdanken wir einem Unfall.

Die Legende in unserem Hofgarten geht auf jeden Fall so: Ein Lastwagen, geladen mit Himbeerstauden, hatte vor dem Haus eine Panne, ein Nachbar half und bekam dafür drei, vier Sträucher. Die haben sich über die Jahre grosszügig vermehrt, sodass es jetzt genug gibt für alle.

Dieses Jahr waren sie allerdings besonders früh reif. Und als ich sie letzte Woche, am ersten Tag nach den Ferien, wieder pflücken wollte, gab es praktisch keine mehr. Ist der Sommer schon vorbei? Mal schauen. Aber das Beste an unseren Himbeeren: Im Spätsommer reifen sie ein zweites Mal. (ml)