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Immo-Experte im Interview
Wer ist wirklich schuld an der Wohnungsnot, Herr Hasenmaile?

«Es muss einfach mehr gebaut werden», sagt Fredy Hasenmaile: Wohnungsbesichtigung in Zürich. 
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In vielen Städten ist es bereits jetzt schwierig, eine Mietwohnung zu finden. Das gilt zunehmend auch für Gebiete ausserhalb der Zentren. Wo wird sich die Lage im Jahresverlauf besonders verschärfen, Herr Hasenmaile?

Das gilt vor allem für Kantone mit hohem Siedlungsdruck, etwa Zürich, Zug, Genf, die Zentralschweiz und den Genferseeraum. Dort ist das Bevölkerungswachstum am stärksten. Doch auch im Kanton Solothurn, der vor kurzem noch einen Leerstand von über 5 Prozent hatte, sinkt das Angebot und damit auch der Leerbestand.

Der Referenzzinssatz wurde vorerst bei 1,25 belassen. Für wann rechnen Sie mit einer Erhöhung auf 1,50 Prozent?

Sobald der Durchschnitt aller ausstehenden Hypotheken über einem Satz von 1,37 Prozent ist, wird der Referenzzinssatz angehoben. Das wird voraussichtlich im Juni der Fall sein.

Wie stark steigen dann die Mieten?

Ich rechne mit einem Anstieg von 4 Prozent bei den bestehenden Mietverträgen.

Für Mieterinnen und Mieter wird es also dieses Jahr noch schwieriger. Gleichzeitig wird das Kaufen auch unattraktiver, und gebaut wird wenig. Wie kommen wir da raus? 

Hier gibt es zwei ausschlaggebende Faktoren. Einerseits die Raumplanung. So wurde unterschätzt, wie viel Zeit die Umsetzung der entsprechenden Verordnungen in den Gemeinden in Anspruch nimmt. Da braucht es dringend Lösungen. Andererseits muss das Bauen wieder attraktiver und die bürokratischen Hürden abgebaut werden. Vor allem Private leiden darunter.

Wie meinen Sie das?

Es gibt sehr viele Verordnungen und Gesetze für Leute, die bauen wollen. Sie müssen sich also mit der ganzen Bürokratie auseinandersetzen. Institutionellen Betrieben fällt das natürlich leichter, so haben sie das nötige Know-how und können durch Skaleneffekte auch weiterhin profitabel bleiben.

Sind also nicht die grossen Immobilienhaie schuld an der Wohnungsknappheit, sondern die Politik?

Viele Faktoren haben zu dieser Situation geführt, aber die Raumplanung ist bestimmt der dominierende. Die Politik hätte da besser antizipieren müssen, wie viel Zeit eine Änderung des Raumplanungsgesetzes in Anspruch nimmt. Es war ja schlussendlich nicht die erste Gesetzesänderung in dem Bereich. Bis die Kantone ihre Richtpläne vorlegen und die Gemeinden das umsetzen können, braucht es Jahre – das hätte man proaktiver angehen müssen.

Sie erwarten für 2024 Preisrückgänge auf dem Eigenheimmarkt. Wird diese Preiskorrektur auch den Mietwohnungsmarkt entlasten?

Wenn Wohneigentum erschwinglicher wird, hilft das auch dem Mietwohnungsmarkt. Doch wenn die Bautätigkeit nicht zunimmt, passiert nicht viel. Es muss einfach mehr gebaut werden.

«Das Problem kann nicht auf den Staat abgeschoben werden. Es braucht alle.»

Fredy Hasenmaile, Chefökonom Immobilien bei der Credit Suisse

Die Zuwanderung hat den Mietwohnungsmangel weiter verschärft. Vor allem in den Zentren ist es ein Problem, bezahlbare Wohnungen zu finden. Inwiefern tragen Flüchtlinge aus der Ukraine dazu bei?

Die ukrainischen Flüchtlinge haben den Wohnungsmangel nicht zu verantworten. Das Hauptproblem ist, dass in Relation zur starken Zuwanderung nicht genug gebaut wird.

Was sollte auf politischer Ebene jetzt passieren?

Das Problem kann nicht auf den Staat abgeschoben werden. Es braucht alle: Private, Institutionelle, die Genossenschaften – für alle muss der Anreiz geschaffen werden, dass Bauen wieder attraktiv ist.