Zusatzkosten bei MietautosDie Tricks der Mietwagenfirmen – so schützen Sie sich vor Abzocke
Hohe Beträge für Selbstbehalt, verlorene Kautionen, Fakes: Wenns um Zusatzkosten geht, tricksen Autovermieter gerne. Darauf gilt es beim Verleih zu achten.

In den Sommerferien gehört bei einer Reise ins Ausland für viele eine Automiete dazu. Ein Ärgernis, das offenbar immer wieder auftritt: Zusatzkosten anfallen können, etwa für Zusatzfahrer oder unter 21-jährige Lenkerinnen, Kindersitze, Navigationssysteme und bei Versicherungsleistungen.
Die Praktiken der Firmen sind oft nur schwer nachzuvollziehen – etwa bei einer Leserin, die eine Woche Urlaub in Sizilien gemacht hat: «Wir haben im Mai am Flughafen Palermo ein Auto gemietet. Das Auto war in gutem Zustand, Kratzer waren auf dem Schadenbogen keine verzeichnet. Ein kurzer Rundgang um das Auto führte auch keine zutage. Bei den Fahrten auf der Insel kam es zu keinen Zwischenfällen.»
Und weg sind die 200 Euro
Beim Retournieren des Autos kam es dann aber zur bösen Überraschung: «Der Mitarbeiter, der die Schlüssel entgegennahm, fragte kurz, wo das Auto parkiert sei, und sagte dann, alles sei okay. Wir gingen und checkten für unseren Rückflug ein. Kurze Zeit später erhielten wir dann ein E-Mail: mit einem Schadensbericht und einer Rechnung über 180 Euro plus 50 Euro Bearbeitungsgebühr. Als Schäden erfasst waren zwei Kratzer an den Felgen, beigelegt waren Fotos, die vermeintlich unser Auto zeigten. Auch das Nummernschild stimmte überein.»
Die Leserin liess sich davon aber nicht beirren: «Wir hatten das Auto vollgetankt übergeben, das Foto zeigte jedoch ein Auto mit einem halb leeren Tank. Es konnte also nicht unser Fahrzeug sein. Zumal der Vermieter uns auch keine Extratankfüllung berechnete. Die fotografierten Reifen zeigten keine Kratzer.»
Die Reklamation blieb bislang ohne Erfolg.
Zudem sei über der Rechnung gestanden, dass die Mieterinnen einfach gegangen seien und angegeben hätten, keine Zeit für eine gemeinsame Besichtigung des Autos gehabt zu haben. «Was schlicht nicht stimmte. Das Geld behielt die Firma einfach ein – sie hatte zu Beginn der Woche eine Kaution von 200 Euro von der Kreditkarte abgebucht. Und buchte den Rest dann auch einfach ab.»
Die Reklamation blieb bislang ohne Erfolg. Der Mietwagenanbieter, eine grosse internationale Firma, habe irgendwann angefangen, anstatt auf Englisch nur noch auf Italienisch zu antworten, erzählt die Leserin.
Drei Autos für sieben Tage auf Ibiza
Eine Mietwagen-Odyssee erlebte eine Leserin auf der Baleareninsel Ibiza diesen Mai: «Der Fiat 500 wurde am Flughafen von Ibiza gemietet. Die Schadenserfassung des ersten Autos zeigte diverse Kratzer, ein Rundgang um den Wagen forderte eine Vielzahl weiterer zutage, die wir uns zum Glück von einem Mitarbeiter bestätigen liessen. Als wir losfahren wollten, merkten wir, dass ein Seitenspiegel defekt war und sich nicht justieren liess. Wir reklamierten und bekamen als Antwort ein Schulterzucken und die Aussage: Das ist nicht gefährlich. Erst nachdem wir insistiert hatten, wurde uns ein anderes Auto, ebenfalls ein Fiat 500, gestellt.»

Einen Tag später piepten aber zwei Warnmeldungen auf: Reifendruck überprüfen und Motoröldruck tief. «Das erste Problem konnten wir eigenständig an der Tankstelle beheben, stellten dabei aber fest, dass kein einziges Ventil an den Reifen einen Deckel hatte. Ans Motoröl trauten wir uns nicht heran und riefen deshalb die Hotline für Unfälle an, wo uns gesagt wurde, wir sollten nichts anfassen, uns keine Sorgen machen, aber wenn möglich doch in den kommenden Tagen das Auto wechseln.»
Zwei Tage lang seien sie dann noch so weitergefahren. «Doch dann piepte das Warnsignal regelmässig auf, und wir fuhren zum Flughafen zurück, um das Auto zu tauschen. Vor Ort mochte man uns nicht recht glauben, doch nach einiger Diskussion bekamen wir ein neues Auto gestellt. Mussten aber vorher das alte auftanken, sonst hätten sie uns die Tankfüllung in Rechnung gestellt. Die letzten drei Tage fuhren wir dann unbehelligt mit dem dritten Auto und hatten auch bei der Rückgabe zum Glück keine Schwierigkeiten.»
Kostspielige Kindersitze
Ein weiterer Leser berichtet, wie fahrlässig Autovermieter in puncto Kindersitze hantieren: «Ein anständiger Kindersitz oder eine Babysitzschale kostet neu rund 150 Franken, eine Sitzerhöhung für grössere Kinder um die 40 Franken. Wer einen Mietwagen bucht, muss da schon leer schlucken, wenn pro Tag bis zu 10 Franken für Kindersitz oder Babysitzschale oder mehr als 5 Franken pro Tag für eine Sitzerhöhung verlangt werden.»
Er rät: «Je nach Ferienlänge kommt es daher günstiger, wenn sich eine Familie im nächsten Shoppingcenter einen passenden Sitz kauft. Das muss sie manchmal auch ganz unfreiwillig: Denn auch wenn Sitze vor der Abreise gemietet wurden, sind sie ab und an bei den Anmietstationen nicht vorrätig oder in so schlechtem Zustand, dass kein Elternteil freiwillig sein Kind reinsetzen würde.»
Dem Touring-Club Schweiz (TCS) sind solche Beispiele gut bekannt. Zu den häufigsten Abzockertricks der Vermieter gehören demnach zusätzliche Kosten für den Transfer vom Flughafen zur Mietstation, für Schäden, die einem angelastet werden, unnötige Versicherungen.
Oder für das Hinterlegen von Kautionen, die dann nicht mehr auffindbar sind oder vergessen gehen. Überteuerte Treibstoffpreise, wenn man den Wagen nicht voll zurückbringt, das Downgrading der Wagenkategorie ohne Preisnachlass und der Verkauf von unnötigen Zusatzversicherungen.
Nur drei Versicherungen zwingend nötig
Bei den Versicherungen rät der TCS zum Abschluss einer Kaskoversicherung für Schäden am Fahrzeug, einer Diebstahlversicherung und einer Haftpflichtversicherung für den Fall, dass man selbst einen Schaden verursacht.
«Bei den grossen Anbietern wie Hertz, Budget, Avis, Sixt, Alamo, National sind die national notwendigen Versicherungen – das ist meist die Haftpflicht – auf jeden Fall enthalten», so Sprecherin Vanessa Flack. Zudem helfe auch eine Reiseschutzversicherung oder eine Verkehrsrechtsschutzversicherung für den Fall, dass man selbst beschuldigt würde.
«Verzichten sollte man auf Versicherungen, die einem zusätzlich angedreht werden, wie eine Erhöhung der Schadensumme im Rahmen der Haftpflichtversicherung. Oder eine Versicherung der persönlichen Sachen. Dazu hat man ja die Hausratversicherung.»
Hohe Beträge für Selbstbehalt
Beim Selbstbehalt kommt es auch immer wieder zu Problemen. So müssen Kundinnen und Kunden bei der Übernahme des Autos oft hohe Summen auf ihrer Kreditkarte blockieren. Je nach Wagentyp kann die Kaution die Limite auf der Kreditkarte erheblich einschränken. Insbesondere wenn es ein Camper ist und noch ein paar Hotelbuchungen vor der Reise belastet wurden. Der TCS rät in solchen Fällen, die Kreditlimite zu erhöhen oder eine weitere Kreditkarte zu nutzen, um die Limite nicht zu erreichen.
Und wie können sich Kundinnen und Kunden gegen Abzocken bei Mietwagenfirmen im Ausland nun am besten wappnen? «Indem man bei einer der grossen Mietwagenfirmen Hertz, Budget, Avis, Sixt, Alamo, National bucht. Diese können es sich schlicht nicht leisten, Kunden schlecht zu behandeln», so Flack.
Mit Mitarbeit von Maren Meyer und Jorgos Brouzos.
Dieser Artikel wurde erstmals am 15. Juni 2023 publiziert und am 25. Juli 2023 aktualisiert.
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