Handynutzung auf ReisenWie Sie in den Ferien unnötige Roamingkosten verhindern
Wer auch im Ausland im Internet surfen will, kauft meist ein teures Datenpaket seines Telefonanbieters. Aber es geht auch für weniger Geld.
Schweizer Angebote sind teurer, aber länger gültig
Schweizer Anbieter verrechnen in der Regel für Mobilfunktelefonie im Ausland höhere Tarife als internationale Dienstleister, die im Internet Paketlösungen mit Reise-SIM-Karten anbieten. Solche Dienstleister gibt es viele.
Der Vergleich einer Auswahl zeigt, dass die Preise teilweise sogar ein Vielfaches tiefer liegen. Doch auch die Nutzungsdauer ist meist spürbar kürzer: Oft verfallen die Guthaben nach 30 Tagen, manchmal sogar innert wenigen Tagen. Nach Ablauf dieser Frist ist ein allfälliges Restguthaben weg. Zudem muss bei solchen Anbietern auf dem Smartphone eine zusätzliche SIM-Karte eingerichtet werden.
Den traditionellen Schweizer Mobilfunkanbietern schreibt das Gesetz für Datenpakete im Ausland eine Gültigkeitsdauer von 365 Tagen vor. Wer das Guthaben nicht vollständig aufbraucht, kann es somit auch später noch nutzen. Von dieser Mindestdauer ausgenommen sind unlimitierte Pakete.
Neben der Gültigkeitsdauer beeinflussen weitere Faktoren den Preis. Günstiger ist das Mobilfunkguthaben für Personen, die nicht in mehreren Ländern herumreisen. Manche Plattformen offerieren für einzelne Länder deutlich attraktivere Konditionen als beispielsweise für ein Paket, das mehrere Dutzend europäische Länder umfasst. Preislich ein Unterschied macht es auch, ob Reisende ein Roamingpaket kaufen, das nur Daten beinhaltet. Mit Telefonie wird es teurer.
Die eSIM ist rasch einsatzbereit
Wer bei einem internationalen Anbieter übers Internet ein Roamingpaket bestellt, erhält eine zusätzliche SIM-Karte mit einer separaten Nummer zur Identifikation des Nutzers oder der Nutzerin. Neben der physischen SIM-Karte, die zugestellt und im Gerät eingesetzt wird, gibt es die eSIM. In moderneren Smartphones sind die technischen Voraussetzungen dafür vorhanden. Damit kann ein Roamingpaket online bestellt, sofort eingerichtet und genutzt werden. Im Smartphone lässt sich festlegen, welche SIM oder eSIM welche Funktion übernimmt.
Weniger praktisch ist es, die eigene SIM-Karte zu Beginn der Auslandsreise durch eine andere zu ersetzen. Denn so ist man auch bei einem Notfall nicht mehr unter der eigenen Nummer erreichbar. Kein Problem ist dies natürlich für Geräte, bei denen sich zwei SIM-Karten einsetzen lassen. Eine Option kann sein, die Ferien-SIM-Karte in einem Zweitgerät zu verwenden, das mehrere Reisende gemeinsam als Hotspot nutzen können.
Ein Datenpaket? Mit Telefonie? Oder nur WLAN?
Die Bedürfnisse sind unterschiedlich. Manchen reicht es, im Hotel oder in Restaurants übers WLAN gratis Nachrichten zu verschicken. Unterwegs oder an einem Standort mit schlechter Internetverbindung kann ein Roamingpaket aber Sinn ergeben. Schliesslich gibt es die Hardcore-User, die auch im Ausland unabhängig vom WLAN viel telefonieren und grosse Datenmengen beziehen wollen.
Da Telefonie über Messenger wie Whatsapp möglich ist, reicht heute ein vergleichsweise günstiges Datenpaket für die meisten Ferienreisenden aus. «Wer gelegentlich Nachrichten liest, Grüsse verschickt und die Online-Navigation nutzt, kommt mit einem Datenpaket von 3 bis 5 Gigabyte locker über einen zweiwöchigen Urlaub», sagt Oliver Zadori, Inhaber von Dschungelkompass.ch, einer Website für Mobilfunktarife, die auch Roamingkosten individuell vergleicht.
Der Nachteil eines Messengers wie Whatsapp: Die Telefonie funktioniert nur, wenn beide Seiten die App eingerichtet haben. Anrufe aufs Festnetz sind deshalb nicht möglich. Diese Möglichkeit bietet aber beispielsweise Skype, das auch über eine App genutzt werden kann. 200 Minuten auf Schweizer Festnetznummern kosten dort monatlich 3.06 Franken. Zudem gibt es ein Prepaid-Modell. Das kann unter anderem in Notfällen nützlich sein, wenn in der Schweiz eine Versicherung, die Bank oder der Arzt kontaktiert werden muss.
Günstige Zusatzpakete als Option
Es gibt eine derart grosse Zahl an Angeboten und Optionen, dass eine Gesamtübersicht nicht möglich ist. Eine interessante Variante ist beispielsweise «EU Pass» oder «Europe Plus» von Coop Mobile und M-Budget. Sie kosten 10 Franken pro Monat und beinhalten kostenlose Telefonie und Datennutzung innerhalb Westeuropas. Dieser Zusatz ist allerdings mit einer 60-tägigen Kündigungsfrist verknüpft.
Kostet es am Ferienort weniger?
«Häufig ist es mit Abstand am preisgünstigsten, wenn Reisende am Ferienort eine SIM-Karte des Aufenthaltslandes mit genügend Guthaben erwerben», sagt Mobilfunktarif-Experte Oliver Zadori.
Nutzerinnen und Nutzer müssen sich aber nach Ankunft an der Feriendestination darum kümmern. Das klappt nicht immer gleich gut. Denn die Mobilfunkangebote sind auf dem Reiseweg manchmal schwerer zugänglich, und Verständigungsprobleme können den Kauf verkomplizieren. Wer ein moderneres Smartphone besitzt, kann jedoch bei Problemen auch im Aufenthaltsland noch übers Internet eine Reise-eSIM mit Datenpaket einrichten.
Wann ist welche Lösung sinnvoll?
«Reise-SIM-Karten lohnen sich für Personen, die ihr Smartphone im Urlaub häufiger nutzen», sagt Zadori. Denn die Anbieter solcher Karten verkaufen eher grössere Datenpakete, die nach einer kürzeren Laufzeit von rund einer Woche oder 30 Tagen schon verfallen. Für Vielnutzer zahlt sich ein Vergleich aus. Und die Einrichtung einer Reise-eSIM ist bei moderneren Geräten keine Hexerei.
Wer das Smartphone in den Ferien kaum anrührt, kann aber auch ganz darauf verzichten oder bei seinem angestammten Mobilfunkanbieter ein kleines Datenpaket kaufen. Ein Gigabyte kostet beispielsweise bei Swisscom und Sunrise mit einer Laufzeit von einem Jahr 14.90 Franken.
Dieser Artikel wurde erstmals am 10. Juni 2023 publiziert und am 11. Juli 2023 aktualisiert.
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