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Meinung

Kommentar zur Überwachung in Bahnhöfen
Die SBB sind zu Transparenz verpflichtet

Überwachung auf Schritt und Tritt: Die SBB wollen in den Bahnhöfen dank Gesichtserkennung das Kaufverhalten der Pendlerinnen und Pendler gründlicher analysieren.
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Die Pläne der SBB, ab September die bedeutenden Bahnhöfe mit Gesichtserkennung aufzurüsten, kommen bei der Leserschaft schlecht an. In unserer Onlineumfrage sagen knapp 90 Prozent, dass sie dieses Vorhaben problematisch finden. Das Ergebnis mag zwar nicht repräsentativ sein. Es deutet aber auf ein grosses Unbehagen in der Bevölkerung hin.

Doch man muss realistisch bleiben: Solange sich die Bundesbahnen an die Vorgaben des Datenschutzes halten, lässt sich das Projekt kaum verhindern. Dem Unternehmen kann immerhin zugutegehalten werden, dass es den Eidgenössischen Datenschutzbeauftragten frühzeitig eingeschaltet hat.

Trotzdem kann der Staatsbetrieb nicht einfach zur Tagesordnung übergehen. Stossend ist, dass die SBB die anonymisierte Gesichtserkennung vor allem für kommerzielle Zwecke einsetzen wollen und nicht für höhere Sicherheit. So geht es darum, das Kaufverhalten der Pendlerinnen und Pendler zu analysieren, um in den von den SBB vermieteten Bahnhofsläden höhere Umsätze zu erzielen.

Stossend ist, dass die SBB die anonymisierte Gesichtserkennung vor allem für kommerzielle Zwecke einsetzen.

Seltsam ist auch, dass die SBB die erfassten Gesichtsdaten ausgerechnet in der Cloud des US-Softwareherstellers Microsoft speichern wollen. Das ermöglicht ausländischen Geheimdiensten und Ermittlungsbehörden – in diesem Fall aus den USA – einen einfachen Zugriff auf sensible Informationen.

Die SBB sind deshalb gut beraten, die Daten nur auf Schweizer Servern abzuspeichern. Nötig ist ebenfalls volle Transparenz, damit sich die Kundschaft ein eigenes Bild machen kann: Welches Unternehmen installiert die speziellen Kameras, die zur Gesichtserkennung in den Bahnhöfen fähig sind? Welche Firma liefert die nötige Software? In welchen Bahnhöfen setzen die Bundesbahnen die Technologie ein? Wo werden die Daten gespeichert? Wie wird sichergestellt, dass die Gesichter anonymisiert bleiben? Was sind die Ergebnisse aus den Analysen der Pendlerströme?

Die SBB sind aufgefordert, von sich aus auf diese Fragen klare Antworten zu geben.