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Pionierinnen in der Politik
Die Romandes kämpften sich als Erste an die Urne

Die Genfer Radikale Lise Girardin wurde 1971 als erste Frau in den Ständerat gewählt. Ihr Heimatkanton hatte das Frauenstimmrecht bereits 1960 eingeführt, was ihr ermöglichte, eine Karriere als Politikerin zu lancieren.
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Die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern sahen die Westschweizerinnen überall. Ihre Diskriminierung wollten sie nicht länger hinnehmen. Die 89-jährige Waadtländerin Simone Chapuis-Bischof erinnert sich genau an ihr Befinden im Jahr 1959. «Ich war 28 Jahre alt und arbeitete als Lehrerin. Damals bekamen die Lehrerinnen und Lehrer zwar regelmässige, lineare Lohnerhöhungen, aber die Männerlöhne waren höher, darum nahm der Lohnunterschied immer weiter zu», erklärte sie gegenüber der Zeitschrift «L’Illustré».

Also begann Simone Chapuis-Bischof sich für Frauenrechte zu engagieren und organisierte Debatten in allen Gemeinden. Ihr wurde applaudiert, sie wurde aber auch ausgebuht. Das Engagement lohnte sich. 1959 stimmten die Waadtländer dem Frauenstimmrecht zu. Der Kanton Neuenburg folgte im selben Jahr, Genf im Jahr darauf.

Als die Schweizer am 7. Februar 1971 das Frauenstimmrecht beschlossen, war die Zustimmung aus der Romandie massiv. Genf stimmte mit über 90 Prozent der Stimmen für die Vorlage, Waadt und Neuenburg mit über 80 Prozent.

Von Frankreich beeinflusst

Die breite Front erklärt sich Hans-Ulrich Jost, emeritierter Geschichtsprofessor der Universität Lausanne, heute mit der Frauenbewegung im Nachbarland Frankreich. «Frankreich führte das Frauenstimmrecht 1944 ein. Schon in den 1940er-Jahren orientierten sich viele Westschweizer intellektuell am Nachbarland und verfolgten die Debatten in Frankreich eng mit.» Dadurch waren die Romands den Deutschschweizern voraus.

«In der Westschweiz war der Anteil junger Frauen an Maturitätsschulen und die Frauenerwerbsquote überdurchschnittlich hoch.»

Brigitte Studer, Geschichtsprofessorin

Brigitte Studer, emeritierte Geschichtsprofessorin der Universität Bern, sieht für das progressive Verhalten der Romands «nicht einen, sondern diverse Faktoren», wie sie sagt. Die Einführung des Frauenstimmrechts hat sie in einem Buch untersucht, das im November in der Westschweiz erschien. Studer sagt: «Die Kantone Genf, Neuenburg und Waadt waren protestantisch geprägt, und in deren Städten lebten überdurchschnittlich viele Frauen, die sich zusammenschlossen und Frauenanliegen vorantrieben.» Zudem sei der Anteil junger Frauen an den Maturitätsschulen und die Frauenerwerbsquote in allen drei Kantonen höher gewesen als im Schweizer Durchschnitt. Darüber hinaus hat die Historikerin festgestellt, dass sich für die Einführung des Frauenstimmrechts zwar Bürgerliche wie Linke starkmachten, essenzielle Impulse aber von der Partei der Arbeit ausgingen, die in Genf, Neuenburg und Waadt besonders stark war.

Frauen mussten kämpfen

Doch selbst in der progressiven Westschweiz wurde den Frauen nichts geschenkt. Im Kanton Neuenburg brauchte es vier, in Genf fünf und in der Waadt zwei Abstimmungen, bis das Frauenstimmrecht eingeführt war. Das wiederholte Scheitern des Anliegens führte aber dazu, dass in den 1950er-Jahren die Westschweizer Sektionen des Schweizerischen Verbands für das Frauenstimmrecht am meisten Zulauf hatten. Damit nahm der Druck auf die Männer zu, und die homosoziale Welt der Politik brach zusammen.

Die 89-jährige Simone Chapuis-Bischof fühlt sich heute weder als Pionierin noch als Heldin. «Pionierinnen waren andere Frauen, darunter Antoinette Quinche», sagt sie bescheiden. «Ich habe sie bewundert und bin ihnen gefolgt und mag es bis heute, ihre Geschichten zu erzählen.»

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