Junta in NigerDie Putschisten lassen die USA abblitzen
Victoria Nuland, immerhin amerikanische Vizeaussenministerin, hat bei ihrem Besuch in Niger nicht einmal einen Termin beim Kopf der Junta bekommen. Sie ist nicht die erste Abgesandte, die unverrichteter Dinge wieder abreist.
![Nicht sonderlich gesprächsbereit: Die nigrische Militärjunta mit General Abdourahmane Tchiani (links).](https://cdn.unitycms.io/images/6tjnbuL_KgVBXNbFBhswTO.jpg?op=ocroped&val=1200,800,1000,1000,0,0&sum=C736bvO_Y7w)
Eine schwierige Mission sei es gewesen, aber eine notwendige: Das sagte die stellvertretende US-Aussenministerin Victoria Nuland nach ihrem Besuch in Nigers Hauptstadt Niamey am Montag. Man könnte es auch weniger diplomatisch formulieren: Die Militärjunta, die seit Ende Juli in Niger herrscht, zeigt weiterhin kaum Interesse an Gesprächen über einen friedlichen Ausweg aus der Krise, die sie durch ihren Putsch ausgelöst hat.
Nuland sprach in Niamey nach eigener Aussage mehr als zwei Stunden mit dem neuen Stabschef der Streitkräfte, Moussa Salao Barmou, und drei weiteren Mitgliedern der Militärjunta. Das Gespräch sei «offen und manchmal schwierig gewesen». Sie habe auf eine Verhandlungslösung gedrängt, doch ohne Erfolg. Die Junta sei «sehr entschieden in ihrer Haltung, wie sie weiter vorgehen will, und diese Haltung entspricht nicht der Verfassung Nigers», sagte Nuland. So entschieden offenbar, dass Nuland nicht einmal einen Termin beim Anführer der Putschisten bekam, dem selbst ernannten Präsidenten Abdourahmane Tchiani.
Ecowas-Staaten bereiten möglichen Militäreinsatz vor
US-Aussenminister Antony Blinken bekräftigte am Dienstag, dass Washington weiter auf Verhandlungen setze. Doch Nulands Besuch war der jüngste Beleg dafür, wie schwer eine Verhandlungslösung zu finden sein wird. Letzte Woche hatte die Militärjunta in Niger bereits Vertreter der westafrikanischen Staatengemeinschaft Ecowas abblitzen lassen. Die Delegation war am Donnerstag für zweitägige Gespräche angereist, verliess Niamey aber schon nach wenigen Stunden wieder. Auch die Ecowas-Vertreter wurden nicht von Tchiani empfangen.
Wie die USA bemühen sich auch die Ecowas-Staaten nach wie vor um eine diplomatische Lösung. Doch gleichzeitig bereiten sie einen möglichen Militäreinsatz in Niger vor. Entsprechende Pläne erarbeiteten die Verteidigungsminister der Gruppe vergangene Woche. Über das weitere Vorgehen soll bei einer Sondersitzung am Donnerstag in Nigerias Hauptstadt Abuja entschieden werden.
Vorvergangenen Sonntag hatte Ecowas die Putschisten aufgefordert, die verfassungsgemässe Ordnung in Niger wiederherzustellen; andernfalls schliesse sie auch eine Intervention nicht aus. Dieses Ultimatum war am Sonntag ausgelaufen, ohne dass die Militärjunta eingelenkt hätte.
Kompromiss nur schwer vorstellbar
Das wohl grösste Hindernis für Verhandlungen besteht darin, dass ein Kompromiss mit der Junta nur schwer vorstellbar ist. Ecowas fordert schliesslich – unterstützt von den USA und der EU – nicht weniger als einen völligen Machtverzicht der neuen Führung zugunsten der abgesetzten Regierung von Präsident Mohamed Bazoum.
![Warnt die Junta in Niamey vor Einsatz von Wagner-Söldnern: US-Aussenministerin Victoria Nuland.](https://cdn.unitycms.io/images/2JbC4TfeaPWBnEGJdzDCb8.jpg?op=ocroped&val=1200,800,1000,1000,0,0&sum=EIDExu5WAhI)
Das deutete auch Victoria Nuland nach ihrem Besuch in Niamey an. Es sei nicht einfach gewesen, einen Ansatzpunkt für Verhandlungen zu finden, sagte sie. Ein Treffen mit Bazoum wurde ihrer Delegation trotz mehrfacher Nachfrage nicht gewährt, sie habe lediglich mit ihm telefonieren können.
Wagner-Söldner im Nachbarland
Thema der Gespräche war nach Angaben Nulands auch die russische Söldnergruppe Wagner. Berichten zufolge gab es erste Kontakte beim Besuch einer nigrischen Delegation in Mali vergangene Woche.
In Mali sollen etwa 1000 Wagner-Söldner an der Seite der Armee gegen Terroristen kämpfen. Mali hat Niger auch Hilfe im Fall einer Intervention zugesichert. Sie habe die Militärjunta in Niamey davor gewarnt, sich Wagner ins Land zu holen, sagte Nuland. Die Söldner seien eine «Bedrohung» für die Länder, in denen sie aktiv sind. Die Sicherheit verschlechtere sich ebenso wie die Menschenrechtslage. Doch sie habe das Gefühl, dass die Putschisten die Risiken sehr gut kennen, die eine Einladung an Wagner für ihre Souveränität bedeute.
1100 US-Soldaten in Niger
Und auch ein anderes Risiko ist den Putschisten nach Einschätzung Nulands bewusst: das Risiko, die USA als Verbündeten zu verlieren. Washington würde dann alle bereits jetzt eingefrorenen Hilfen streichen, auch im Sicherheitsbereich. Die USA haben 1100 Soldaten im Land stationiert und betreiben unter anderem eine Drohnenbasis nahe der Stadt Agadez.
Was für Niger auf dem Spiel stehe, habe man mit Stabschef Barmou in bemerkenswerter Tiefe erörtern können, sagt Nuland. Denn Barmou habe über viele Jahre mit den US-Truppen eng zusammengearbeitet. «In der Vergangenheit war ihm unsere Zusammenarbeit sehr wichtig», so Nuland.
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