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Nigerias Präsident
Der «Pate von Lagos» will gegen die Putschisten in Niger vorgehen

Harte Linie gegen die Putschisten in Niger: Bola Tinubu. 
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Militärputsche ereignen sich in der Regel, wenn eine kritische politische Gesamtlage und persönliche Konflikte aufeinandertreffen – so wie vergangene Woche in Niger. Warum sie also passieren, ist hinterher oft kaum zu erklären. Wann sie passieren, ist vorher meist nicht zu erahnen. Doch zumindest eines lässt sich mit gewisser Sicherheit sagen: wo sie passieren. In solchen Staaten, in denen das Militär schon einmal die Politik bestimmte. So wie in Nigeria, wo von 1993 bis 1999 eine Militärdiktatur herrschte.

Bola Tinubu hat das Andenken an diese Zeit zu seinem Markenzeichen gemacht. Auf die traditionelle muslimische Kappe, die er stets trägt, ist ein Zeichen gestickt, das wie eine an zwei Stellen durchbrochene, liegende Acht aussieht. Es symbolisiert eine gesprengte Kette. Und damit das Ende der Militärdiktatur, das für Tinubu auch eine persönliche Befreiung war. Nach vier Jahren im Exil kehrte er nach Nigeria zurück – und setzte eine ebenso erfolgreiche wie fragwürdige Karriere fort, die ihm den Beinamen «Pate von Lagos» eintragen und ihn an die Spitze des Landes führen sollte: Seit zwei Monaten ist Tinubu Präsident.

Putschprävention nach innen und aussen

Nigeria ist mit 225 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern das bevölkerungsreichste Land Afrikas. Ebenso gewaltig sind die Probleme, mit denen Tinubu es als Präsident zu tun hat: Korruption, Arbeitslosigkeit, Inflation, Hunger, die Gefahr durch Terroristen und Gangster. Dazu kommt eine Aufgabe, die Tinubu besonders ernst nimmt: die Putschprävention nach innen und aussen.

Anfang Juli – zwei Wochen bevor das Militär in Niger Präsident Mohamed Bazoum gefangen nahm und seine Regierung für abgesetzt erklärte – wurde Tinubu zum Vorsitzenden der westafrikanischen Staatengemeinschaft Ecowas gewählt. «Wir dürfen nicht einen Putsch nach dem anderen zulassen», sagte er in seiner Antrittsrede. Statt wie eine «zahnlose Bulldogge» herumzusitzen, müsse Ecowas «zurückbeissen». Drei erfolgreiche Putsche hat es in Westafrika zwischen 2020 und 2022 gegeben: in Mali, Guinea und Burkina Faso. Ecowas schloss die drei Staaten aus, doch die Putschisten beeindruckte das wenig.

«Angriff auf jeden Einzelnen von uns»

Nun zieht Ecowas unter Tinubus Führung andere Saiten auf. Sollten die Putschisten in Niger Bazoum nicht innerhalb einer Woche wieder einsetzen, werde die Staatengruppe alles Notwendige tun, um die Ordnung wiederherzustellen – Gewaltanwendung eingeschlossen. Die Absetzung des Präsidenten durch dessen eigene Garde bezeichnete Tinubu bei einer Ecowas-Sondersitzung als «Angriff auf jeden Einzelnen von uns».

Wie klug das Ultimatum war, wird sich zeigen. Bissig war es ohne Zweifel. Und es ist kein Zufall, dass auch die Putschisten in Mali und Burkina Faso die Drohung auf sich bezogen. Sie warnten am Montag, auch sie würden eine Intervention in Niger als Kriegserklärung werten. Das Risiko einer Eskalation wächst.

Umstrittener Wahlsieg

Dass der schillernde Tinubu sich zum obersten Putschbekämpfer und Demokratiewächter aufschwingt, ist nicht ohne Ironie. Rätselhaft ist sein Alter (offiziell 71) wie auch die Herkunft seines Reichtums. Von 1999 bis 2007 war er Gouverneur in Nigerias Megacity Lagos, danach galt er als Strippenzieher, der die Karrieren anderer anschob. Als Pate. Seine Präsidentschaftskandidatur bestritt er mit dem Slogan, dass nun er «an der Reihe» sei. Nicht einmal zehn Prozent der Wahlberechtigten stimmten für ihn – doch das reichte bei historisch niedriger Beteiligung und trotz nie widerlegter Fälschungsvorwürfe zum Sieg.

Als eine seiner ersten Amtshandlungen als Präsident schickte Tinubu übrigens das militärische Führungspersonal Nigerias in den Ruhestand und gab die freien Jobs an Vertraute. Sicher ist sicher.