Londoner Urteil gegen Emir von DubaiDie Prinzessin, der Scheich und eine heimliche Überwachung
Nach dem Fluchtdrama um Prinzessin Latifa steht der Emir von Dubai wieder im Fokus: Im Streit um die Töchter soll er Daten vom Telefon seiner Ex-Frau ausspioniert haben.
Der Emir von Dubai hat einem britischen Gericht zufolge das Handy seiner Ex-Frau Haja überwachen lassen. Scheich Mohammed bin Rashid al-Maktoum habe mithilfe der Spähsoftware Pegasus versucht, Handys ausspionieren zu lassen und damit gegen britische Gesetze verstossen und Menschenrechte verletzt, wie der High Court in London am Mittwoch bekannt gab. Neben seiner Ex-Frau sollen auch deren Anwälte und weitere Beschäftigte betroffen gewesen sein.
Prinzessin Haja sagte der BBC zufolge, sie habe sich «gejagt und verfolgt» gefühlt. Scheich Mohammed, als Emir von Dubai und Ministerpräsident der Vereinigten Arabischen Emirate einer der mächtigsten Männer des Landes, hatte die Hackervorwürfe von sich gewiesen. Das Gericht kam dagegen zu dem Schluss, dass die Überwachungsversuche im Auftrag des Scheichs ausgeführt wurden.
Daten heimlich ausgewertet
Nach Angaben der britischen BBC soll Pegasus-Besitzer NSO von sich aus über den Datenabgriff informiert haben, nachdem festgestellt worden war, dass die Software missbraucht wurde. Neben Prinzessin Haja wurde auch ihre bekannte Anwältin Fiona Shackleton ausspioniert. Vom Telefon der Prinzessin wurden mindestens 265 Megabyte an Daten heimlich ausgewertet, wie der High Court feststellte. Und dies ausgerechnet während des Sorgerechtsstreits um die zwei Töchter Shamsa und Latifa.
Ein Experte bestätigte, dass die Pegasus-Software hinter dem Hack steckte und dass der Angriff wohl aus den Vereinigten Arabischen Emiraten erfolgte. NSO soll den Vertrag mit dem Land mittlerweile beendet haben.
Entführung zweier Töchter angeordnet
Gemäss dem High Court wollte Scheich Mohammed zuvor eine Immobilie in unmittelbarer Nähe von Prinzessin Hajas Haus kaufen. Von dort aus hätte eine ständige Überwachung stattfinden können. Die Prinzessin fühlte sich deswegen auch «gestalkt» und sagte dem Gericht, dass die Aktionen ihres Ex-Mannes in hohem Masse unterdrückend seien.
Im vergangenen Jahr stellte ein Gericht in London im langen Sorgerechtsstreit der beiden bereits fest, dass Scheich Mohammed die Entführung zweier Töchter angeordnet hatte. Prinzessin Shamsa wurde im Jahr 2000 aus Cambridge nach Dubai verschleppt, nachdem sie versucht hatte, sich abzusetzen. Ihre jüngere Schwester Latifa wurde 2018 nach eigener Aussage bei einem Fluchtversuch gestoppt und gewaltsam zurück nach Dubai gebracht. Zuletzt hatten Ferienfotos Spekulationen genährt, dass Latifa mittlerweile in Freiheit leben könnte.
Prinzessin Haja wiederum war nach London geflohen, um sich dem Zugriff des Emirs zu entziehen. Sie gab an, mit dem Tod bedroht worden zu sein – auch, weil sie Sorge über die Behandlung der beiden Töchter geäussert hatte. Der Emir hatte die Vorwürfe stets abgestritten.
SDA/anf
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