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Pragmatische CEO bei Alpiq
Die neue Chefin des Stromriesen will keine neuen AKW

Antje Kanngiesser bei ihrem ersten Auftritt vor den Medien am Donnerstag bei der Präsentation der Halbjahresergebnisse der Alpiq.  
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Sie kommt vom Gemischtwarenladen und muss nun den Spezialitätenhändler in die Zukunft führen. So – zugegeben etwas zugespitzt – kann man den Wechsel von Antje Kanngiesser vom einen Stromriesen zum anderen zusammenfassen. Kanngiesser ist die neue Chefin bei Alpiq, war vorher bei der BKW in der Geschäftsleitung. Die beiden Firmen haben sich in den letzten Jahren so unterschiedlich entwickelt, wie es nur möglich ist.

Auf der einen Seite die BKW, die durch Zukäufe stark wuchs, heute im Dienstleistungs- und Gebäudetechnik-Bereich ein ganzes Netzwerk an Firmen unter einem Dach vereint. Auf der anderen Seite Alpiq, die dieses Geschäft abstiess und heute eine Stromproduktions- und Stromhandelsfirma ist.

Seit diesem März ist Kanngiesser die Neue bei Alpiq. Sie folgte auf André Schnidrig, der nach kurzer Zeit aus gesundheitlichen Gründen den Chefposten verlassen musste. Kanngiesser stammt ursprünglich aus Deutschland, genauer aus einer kleinen Gemeinde in Hessen, mitten in Deutschland. Sie ist Juristin, arbeitete als Beraterin und kam 2007 in die Schweiz. Und die hat es ihr offenbar angetan: «Ich habe mich in die Westschweiz verliebt», sagt sie heute.

Neue AKW kein Thema

Dort lebt sie noch heute – mit ihrem Mann und zwei Kindern wohnt sie in Murten. Die Verbindung zur Romandie wird auch ihren neuen Job prägen: Hat doch die Alpiq ihre wichtigsten Standorte in Lausanne und Olten.

Die 47-Jährige ist schon seit Jahren im Energiebereich tätig. In der Schweiz arbeitete sie von Anfang an im Energiebereich, bei einer Firma, die später ebenfalls zur Alpiq gehören sollte. Es ist also auch ein Heimkommen. Wobei sich die Heimat, wenn man denn so will, stark verändert hat.

«Ich war immer ein Realo und kein Fundi.»

Der Fokus von Alpiq ist heute klar: Sie will Strom produzieren und verkaufen. Für diese Fokussierung wurden Träume einer eigenen Start-up- und Innovationskultur in Randthemen der Energiewirtschaft, die Rede war von einem Cleantech-Inkubator, wieder aufgegeben. Ein Elektroauto-Abo, das nach zwei Jahren wieder eingestampft wurde, steht dafür Pate.

Bekannt ist, dass Kanngiesser sich als junge Frau stark für Umweltthemen eingesetzt hat. «Ich war immer ein Realo und kein Fundi», sagt sie. Das sei ihr geblieben. Sie sei für pragmatische und nicht ideologische Lösungen bei der Energiewende. «Als Gesellschaft können wir nicht von heute auf morgen Kohle und Kernkraft abstellen. Aber wir müssen vorwärtsmachen, diese Kraftwerke zu ersetzen.» Und Kanngiesser erteilt den Gelüsten nach neuen AKW gleich eine Absage: «Solche Überlegungen lenken nur ab.»

Was Pragmatismus für die Managerin bedeutet, zeigt sich auch daran, worauf sie beim Ausbau von Erneuerbaren den Fokus legt. Auf den Dialog. «Je früher und ehrlicher wir bei Neubauprojekten kommunizieren, desto klügere und schnellere Lösungen können wir finden», sagt Kanngiesser.

Damit soll ein grosses Problem aus dem Weg geschafft werden beim schleppenden Ausbau von Erneuerbaren in der Schweiz: die jahrelangen Verzögerungen, weil unterschiedliche Gruppen sich gegen die Projekte stemmen.

Dass Kanngiesser gerade dieses Thema als Chefin von Alpiq zu einem zentralen innerhalb des Konzerns macht, ist kein Zufall. Sie schrieb einst in diesem Bereich eine Doktorarbeit.