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Inflation steigt weiter
Die nächste Preiswelle rollt an

Ein Kunde sitzt hinter seinem vollen Einkaufswagen im Einkaufszentrum Glattzentrum in Wallisellen. Wegen der gestiegenen Holzpreise werden Produkte wie WC-Papier teurer. 
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Erst Covid, jetzt der Ukraine-Krieg: Der Überfall durch Russland hat die Energie- und andere Rohwarenpreise auf Rekordniveau gehoben. Brot und Kaffee wurden bereits teurer. Konsumentinnen und Konsumenten müssen sich wegen des Kriegs nun auf weitere Preiserhöhungen verschiedenster Produkte gefasst machen. Das Spektrum reicht von Toilettenpapier bis Kinderspielzeug.

Eine Vorahnung davon gibt der Anstieg der Produzentenpreise, welche das Bundesamt für Statistik am Dienstag veröffentlicht hat. Der Index der Produzentenpreise stieg demnach im Februar im Jahresvergleich um 3,9 Prozent. Besonders verteuert haben sich Papier, Metall und Kunststoffprodukte. Auch Importe verteuerten sich zum Teil massiv.

Insgesamt legte der Index der Produzenten- und Importpreise im Februar im Jahresvergleich um 5,8 Prozent zu. Dieses Preisbarometer gilt als vorlaufender Indikator für die Entwicklung der Konsumentenpreise. Die Produzentenpreise schwanken dabei stärker als die Preise im Detailhandel. So stiegen die Konsumentenpreise im Februar im Jahresvergleich mit 2,2 Prozent. 

Aber die nächsten Preisrunden sind bereits beschlossen, weitere zeichnen sich ab. 

So hat Coop die Preise für Toilettenpapier der Eigenmarke Coop Prix Garantie Toilettenpapier Classic, 10 Rollen, um 8,1 Prozent auf 4 Franken erhöht. Die Packung mit 20 Rollen des Recycling-Toilettenpapiers der Marke Coop Prix Garantie wurde gar um 11,1 Prozent teurer und kostet neu 6 Franken, wie der Handelsriese in der «Coopzeitung» ankündigte.

Auch Aldi Suisse hat nach eigenen Angaben ebenfalls die Preise für WC-Papier und Küchenrollen teilweise erhöht.  

Metallpreise machen Haarspray teurer

Laut Coop seien diese Preiserhöhungen die Folge der gestiegenen Produzentenpreise. Auch Borotalco Deo Spray Original (plus 3,6 Prozent auf 5.70 Franken) und Taft Haarspray Ultra Aersol (plus 9,7 Prozent auf 3.95 Franken) wurden teurer, weil die Metallflaschen jetzt mehr kosten. 

«Aktuell erhalten wir von verschiedenen Lieferanten Preisforderungen aufgrund von erhöhten Rohstoffpreisen und Transportkosten sowie knappem Verpackungsmaterial», erklärt ein Coop-Sprecher. So würden auch die Kaffee-Kapseln der Marke L’Or teurer, auch bei der Alufolie zeichneten sich höhere Preise ab.

«Wir mussten Anfang Jahr ebenfalls die Preise bei Kaffee, Teigwaren, Backwaren oder Fruchtkonserven erhöhen», sagt ein Sprecher von Wettbewerber Migros. «Weitere Preiserhöhungen sind nicht auszuschliessen, denn die Rohstoffsituation ist nach wie vor angespannt, und der Krieg in der Ukraine wird nicht zu einer Entspannung beitragen».

Grosse Sorgen bereiten der Migros mögliche Ernteausfälle von Sonnenblumen. «Die Ukraine ist nicht nur für die Migros-Industriebetriebe ein enorm wichtiger Lieferant für Sonnenblumenöl», so der Migros-Sprecher. Sonnenblumenöl befindet sich in vielen Produkten wie Chips, Farmer-Riegel oder Müsli und lasse sich nicht leicht ersetzen. 

«Die nächste Preiswelle rollt bereits an.»

Martin Bögli, Einkäufer bei Franz Carl Weber

Preisdruck gab es schon lange vor dem Ukraine-Krieg. Doch der Konflikt dürfte die Teuerungstendenzen weiter beschleunigen.

Das legt auch eine Studie des KOF-Ökonomen Pascal Seiler nahe, die auf Befragungen von Unternehmen beruht. Weil ein Teil der Unternehmen vor und der Rest nach dem Angriff an der Umfrage teilnahmen, kann man beobachten, wie sich die Inflationserwartungen durch den Krieg verändert haben. Resultat: Die Schweizer Unternehmen erwarten nach dem Ausbruch des Krieges langfristig höhere Konsumentenpreise, «der Inflationsdruck wird nachhaltiger», heisst es in der Studie. 

Darauf müssen sich auch Eltern einstellen, die Spielzeug für ihre Kinder kaufen wollen. «Wir haben Anfang Jahr bereits die Preise zwischen 5 und 15 Prozent erhöht, vor allem Elektrospielwaren und grosse Produkte wie Elektro-Autos wurden deutlich teurer», berichtet Martin Bögli, der beim Spielwaren-Händler Franz Carl Weber den Einkauf verantwortet. Ein Grund für diese Preishausse war der Chipmangel. Und grosse Spielzeuge verteuerten sich, weil die Preise für Platz in einem Frachtcontainer explodierten.

«Die nächste Preiswelle rollt bereits an», sagt Bögli. «Ursache sind die gestiegenen Preise für Holz, Öl, Kunststoffe und Karton.» Vor allem Puzzles und Spielfiguren würden teurer. «Ich rechne mit weiteren Anpassungen von etwa 5 Prozent», sagt der Spiele-Einkäufer.

Sorge um Weihnachten

Laut Industriekreisen habe der Spieleverlag Ravensburger dem Handel bereits eine neue Preisrunde angekündigt. Auch Schleich verlange eine neue Preiserhöhung um rund 10 Prozent.

Auch wenn es noch eine ganze Weile hin ist – schon jetzt sorgt sich der Franz-Carl-Weber-Einkäufer um Weihnachten. Denn wegen der gestiegenen Papierpreise wird der Druck des wichtigen Weihnachtskatalogs wohl deutlich teurer. Er hofft, dass die Spiele-Lieferanten dem Traditionsunternehmen hierbei unter die Arme greifen – denn ohne Katalog gibt es keinen Wunschzettel.