Forderung von Malala Yousafzai«Die Länder müssen ihre Grenzen für afghanische Flüchtlinge öffnen»
Die Friedensnobelpreisträgerin von 2014 spricht in einem BBC-Interview über die Situation der Menschen in Afghanistan.
Die pakistanische Friedensnobelpreisträgerin Malala Yousafzai ruft Regierungen in aller Welt auf, Flüchtlinge aus Afghanistan aufzunehmen. «Jedes Land hat jetzt eine Rolle und eine Verantwortung», sagte die 24-Jährige in einem BBC-Interview, das am Montagabend ausgestrahlt wurde. «Die Länder müssen ihre Grenzen für afghanische Flüchtlinge öffnen, für die vertriebenen Menschen.»
Sie selbst habe sich bereits an Regierungen gewandt und auch den pakistanischen Premierminister Imran Khan um die Aufnahme von Geflüchteten gebeten. Ausserdem müssten Flüchtlingskinder und Mädchen in Camps Zugang zu Bildung bekommen.
SP fordert Aufnahme von 10’000 Menschen aus Afghanistan
In der Schweiz hat gestern die SP die Aufnahme von Flüchtlingen aus Afghanistan gefordert (zum Bericht). So verantwortungslos der US-Einmarsch war, so rücksichtslos sei der überstürzte Abzug der internationalen Truppen, schrieb die Partei. Die Schweiz müsse sich für ein internationales Flüchtlingskontingent einsetzen. Im Rahmen dessen soll sie 10'000 Menschen aufnehmen, vor allem Mädchen und Frauen.
Für Menschenrechte und Demokratie sei die Machtübernahme der Taliban verheerend, die Gewalt gegen die Zivilbevölkerung werde weiter wachsen. Es sei naiv und gefährlich anzunehmen, dass die Gräueltaten der Taliban an der Bevölkerung sich nicht fortsetzen würden.
Am Wochenende hatten die Taliban mit Kabul die Hauptstadt Afghanistans «eingenommen». Es kam zu chaotischen Szenen, weil tausende Menschen gleichzeitig zum Flughafen flüchteten. Dort versuchten sie verzweifelt, einen Platz in einer Maschine zu ergattern (zum Bericht).
Yousafzai überlebt Attentat
Malala Yousafzai erhielt 2014 für ihren Einsatz für das Recht aller Kinder auf Bildung als bislang jüngste Preisträgerin überhaupt den Friedensnobelpreis. Im Oktober 2012 überlebte sie im Alter von 15 Jahren ein Attentat, nachdem Taliban-Kämpfer im Norden Pakistans ihren Schulbus gestoppt und ihr in den Kopf geschossen hatten. Heute lebt sie in Grossbritannien.
Die afghanischen Frauen und Mädchen sollten nicht erneut das durchleben müssen, was sie in Pakistan unter den Taliban erlebt habe. «Wir haben unsere Bücher unter unseren Schals versteckt», erzählte Yousafzai. «Bewaffnete Taliban standen überall und sagten Frauen, sie dürften nicht arbeiten, sie dürften nicht einkaufen und Mädchen dürften nicht zur Schule gehen.» Regierungschefs müssten nun mutig sein und die Menschenrechte schützen.
Auch die britische Opposition forderte, ein grosszügiges, breit angelegtes Aufnahmeprogramm für Flüchtlinge aus Afghanistan aufzulegen. Die britische Regierung kündigte an, zeitnah ihre Pläne vorstellen zu wollen.
cpm/sda
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