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Höhere Zinsen in Aussicht
Die Kehrtwende der US-Notenbank hat Folgen

Versucht die Erwartung von steigenden Leitzinsen herunterzuspielen: Fed-Chef Jerome Powell.

Eine Grafik mit einer Ansammlung von Punkten setzt seit dem vergangenen Mittwoch die Aktien- und Devisenmärkte unter Druck. Bei der Punktegrafik handelt es sich um den sogenannten Dot-Plot der US-Notenbank Fed. Die Punkte zeigen für jedes Mitglied des Fed-Entscheidungsgremiums, wo sie oder er in Zukunft den Leitzins erwartet.

Dot-Plot der US-Notenbank. Er zeigt, welche Erwartungen die Mitglieder des Fed-Entscheidungsgremiums in Bezug auf den Leitzins haben.

Die Punkte machen deutlich, dass eine Mehrheit der Fed-Mitglieder in zwei Jahren eine Zinserhöhung erwartet. Im Mittel (Median) der Einschätzungen steigt der US-Leitzins (Fed Funds Rate) dann auf 0,6 Prozent, jetzt liegt er bei unter 0,1 Prozent.

Am heftigsten auf diese Aussichten haben letzte Woche die US-Aktienmärkte reagiert. Für die ganze Woche verlor der S&P 500 Index 2 Prozent an Wert. Auch am Montag waren die Folgen noch an den asiatischen Börsen zu sehen, am deutlichsten beim japanischen Nikkei-Index, der 3,3 Prozent verloren hat.

Weniger stark war die Reaktion am Schweizer Aktienmarkt. Vom Börsenschluss am Mittwoch bis zu jenem am Montag blieb der hiesige SMI-Index praktisch unverändert. Die unterschiedliche Reaktion liegt darin begründet, dass die im Schweizer Index führenden Unternehmen der Pharma- und Nahrungsmittelbranche weniger stark auf Ausschläge der Konjunktur oder der US-Börse reagieren. Entsprechend sind deren Kurse in den vergangenen Jahren auch weniger stark angestiegen.

Es ist weniger der Leitzinsanstieg auf 0,6 Prozent in zwei Jahren, der die Börsen erschreckt hat, als vielmehr die Aussicht auf das Ende einer aussergewöhnlichen Zeit der Geldpolitik. Noch im März ging die Mehrheit im Fed-Entscheidungsgremium von keiner Zinserhöhung bis 2023 aus.

Einzelne Fed-Mitglieder wollen noch forscher als die Mehrheit vorgehen. So hat James Bullard, Chef der Federal Reserve Bank von St. Louis, eines Ablegers des US-Notenbanksystems, öffentlich über eine erste Zinserhöhung im nächsten Jahr sinniert und über eine künftige Reduktion der Anlagekäufe, die sich aktuell noch auf 120 Milliarden pro Monat belaufen.

Powell versucht zu entwarnen

Fed-Chef Jerome Powell gibt sich dennoch alle Mühe, die neue Botschaft herunterzuspielen. Die Einschätzung des Entscheidungsgremiums zur Zukunft sei keineswegs als Prognose zu verstehen, betonte er. Noch immer herrscht die Angst vor, die Märkte könnten überreagieren, die Zinsen schon in Erwartung einer Kursänderung ansteigen, die Aktienmärkte einbrechen und der Aufschwung gefährdet werden. Jüngst sind die Langfristzinsen allerdings gefallen.

Der Grund für die Neubeurteilung beim Fed ist die Entwicklung der Teuerung. Im Mai stieg das Preisniveau im Vergleich zum Vorjahr um ganze 5 Prozent und damit so stark wie seit 13 Jahren nicht mehr. Das Fed wie andere Notenbanken und andere Prognostiker halten den Anstieg der Teuerung für eine vorübergehende Entwicklung.

Die bisherige Gleichgültigkeit der Währungsbehörde hat zur Sorge geführt, das Fed werde seiner Aufgabe aus Angst vor Marktturbulenzen am Ende nicht nachkommen.

Doch die bisherige Gleichgültigkeit der Währungsbehörde, deren Aufgabe die Preisstabilität ist, hat zur Sorge geführt, das Fed werde seiner Aufgabe aus Angst vor Marktturbulenzen am Ende nicht nachkommen. Mit der Punkteinschätzung der Fed-Mitglieder hat die Notenbank diese Sorge vorerst vertrieben.

Andere wichtige Notenbanken wie die Europäische Zentralbank oder die Schweizerische Nationalbank wollen gemäss ihrer jüngsten Beschlüsse auf absehbare Zeit an ihrer expansiven Geldpolitik festhalten.