AHV-Abstimmung vom 25. SeptemberDie Hälfte hält sich nicht ans Rentenalter
Viele Erwerbstätige lassen sich vorzeitig pensionieren, manche arbeiten über das gesetzliche Rentenalter hinaus. Wer mit 60 oder früher in Rente geht, ist in der Regel privilegiert.
Aus Sicht der Linken ist die Frühpensionierung ein Privileg der Reichen. «Wer hat die höchsten Altersrenten?», fragt SP-Co-Präsident Cédric Wermuth in einem Tweet. Und liefert seine eigene Antwort. «Richtig, jene, die sich eine Frühpensionierung mit 60 leisten können.» Als Beispiel für seine Behauptung nennt Wermuth in einem weiteren Tweet Alt-Bundesrat Adolf Ogi, der mit 58 aus dem Bundesrat zurücktrat und seither Anrecht auf eine jährliche Rente von 220’000 Franken hat. Ogi empfiehlt in einem Videoclip der SVP die AHV-Reform zur Annahme. Ausgerechnet jene, die sich eine Frühpensionierung leisten könnten, forderten ein höheres Rentenalter, kommentiert Wermuth.
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Allerdings sind nicht alle Frühpensionierten Topverdiener, dafür ist der Anteil der vorzeitigen Altersrücktritte zu gross. In der Schweiz hört gut ein Drittel der Erwerbstätigen vor Erreichen des gesetzlichen Rentenalters (65 für Männer, 64 für Frauen) mit Arbeiten auf. Laut der Schweizerischen Arbeitskräfteerhebung (Sake) sind ein Jahr vor dem gesetzlichen Rentenalter 39 Prozent der Männer und 30 Prozent der Frauen nicht mehr erwerbstätig. Im Alter von 60 sind es immerhin schon je 10 Prozent der Männer und der Frauen.
Zudem entscheiden sich 45 Prozent der Männer und 39 Prozent der Frauen zu einem vorzeitigen Bezug der Pensionskassenrente. Dies ist ein Indikator dafür, dass der effektive Anteil der Frühpensionierten noch höher ist, als es die Sake-Statistik ausweist. In dieser gilt als erwerbstätig und damit als noch nicht frühpensioniert, wer mindestens eine Stunde Erwerbsarbeit pro Woche leistet. Viele, die sich zum vorzeitigen Bezug von AHV- oder Pensionskassenrente entscheiden, arbeiten noch einige Stunden pro Woche und erscheinen deshalb in der Sake-Statistik nicht als Frühpensionierte.
Die Statistik gibt keine Auskunft darüber, ob der vorzeitige Austritt freiwillig geschah oder ob die Frühpensionierung erfolgte, weil der Arbeitgeber auf diese Weise Stellen abbaute. Doch nicht nur der vorzeitige Rückzug aus dem Erwerbsleben ist weitverbreitet. 14 Prozent der Frauen und 7 Prozent der Männer beziehen ihre Pensionskassenrente erst nach Erreichen des gesetzlichen Rentenalters. Dieses stimmt demnach für rund die Hälfte der Arbeitnehmenden nicht mit dem tatsächlichen Renteneintritt überein.
Der Anteil der Frühpensionierungen ist stark branchenabhängig. Die Banken- und Versicherungsbranche, die in der Schweiz das höchste Lohnniveau hat, verzeichnet auch den grössten Anteil an Frühpensionierungen. Bei Banken und Versicherungen lassen sich 58 Prozent mindestens ein Jahr vor dem gesetzlichen Rentenalter pensionieren. Damit ist der Anteil deutlich höher als im Durchschnitt der gesamten Schweizer Wirtschaft, wo die Frühpensionierungsquote bei 36 Prozent liegt. Im Durchschnitt beträgt das Pensionsalter bei Banken und Versicherungen 62 Jahre.
60-jährige Frührentner haben die höchste Pension
Insbesondere die Pensionierung mehrere Jahre vor dem gesetzlichen Rentenalter scheint ein Privileg von gut verdienenden Männern zu sein. So sind die Pensionskassenrenten jener Männer am höchsten, die bereits mit 60 Jahren in den Ruhestand treten. Sie erhalten im Mittel aus der zweiten Säule 3939 Franken pro Monat, wie aus der Neurentenstatistik des Bundesamtes für Statistik (BFS) hervorgeht. Bei den Frauen sind die Pensionen zwar deutlich tiefer, aber es zeigt sich das gleiche Muster wie bei den Männern. Hier sind die monatlichen Renten für 58-Jährige mit 1596 Franken am höchsten. Die mittlere Pensionskassenrente beträgt bei den Frauen, die sich zum heutigen gesetzlichen Rentenalter 64 pensionieren lassen, nur 1000 Franken.
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Sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern sind die Pensionskassenrenten zum Zeitpunkt des gesetzlichen Rentenalters tiefer als die Renten der Frühpensionierten. Besonders ausgeprägt ist der Unterschied bei den Männern. Insgesamt erhalten frühpensionierte Männer monatlich rund 800 Franken mehr Rente als jene, welche die Rente erst mit Erreichen des Rentenalters beziehen. Bei den Frauen beträgt der Unterschied 350 Franken.
Mit der AHV-Reform, über die am 25. September abgestimmt wird, soll das Rentenalter flexibilisiert werden. Zwar gibt es weiterhin das Referenzalter: 65 für Männer und Frauen. Neu ist ein Bezug der AHV-Rente ab 63 und ein Aufschub bis 70 möglich. Wer länger als bis 65 arbeitet und die Rente beispielsweise erst mit 70 bezieht, kann diese um bis zu ein Drittel aufbessern.
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