Daten zum EinkaufsverhaltenDie Hälfte der Kunden will «Black Friday» abschaffen
Zahlreiche Läden verzichteten 2021 auf die Rabatttage. Bei den Konsumentinnen haben bereits 50 Prozent keine Lust auf Aktionsschlachten, wie eine Studie zeigt.

Schnäppchenjäger-Tage wie der «Black Friday» oder der «Singles Day» sind bei immer mehr Schweizer Konsumentinnen und Konsumenten ein Begriff. Schon Tage vor der Aktionswoche um den vierten Freitag im November überlegen sie sich jeweils, wie sie profitieren können. Staubsauger, Pullis und Stabmixer gibt es dann nämlich extrem günstig zu kaufen – teilweise mit über 50 Prozent Rabatt.
Von diesen «Special Days» profitieren vor allem die Kunden. Dies zeigt die jährliche Studie «Retail Outlook» der Grossbank Credit Suisse (CS), die am Mittwoch publiziert wurde. Über 60 Prozent der Konsumenten kauften bei dieser Gelegenheit hauptsächlich Artikel, die sie ohnehin gekauft hätten – einfach zu einem viel günstigeren Preis. Dass Leute spontan Produkte kaufen, die sie normalerweise nicht gekauft hätten, komme gar nicht so häufig vor, schreiben die Experten der CS.
Weihnachtsgeschäft startet schon im November
Weil diese zusätzlichen Käufe mit 11 Prozent die Ausnahme bilden, stellt sich für die Detailhändler die Frage, ob es sich für sie lohnt, überhaupt mitzumachen. Denn sie generieren an diesen Schnäppchentagen vor allem Umsätze, die sie sowieso erwirtschaftet hätten – nur einfach mit weniger Ertrag.
Die Grossbank stellt zudem fest, dass wegen der Rabatte immer mehr Kundinnen die Weihnachtseinkäufe bereits im November erledigen. Im Jahr 2021 habe zudem die Sorge um Lieferschwierigkeiten zu einem früher einsetzenden Weihnachtsgeschäft geführt. «Falls Zusatzkäufe ausbleiben, besteht für Detailhändler die Gefahr einer Kannibalisierung des Weihnachtsgeschäfts», geben die CS-Ökonomen zu bedenken.
Eine Befragung unter 1050 Schweizer Konsumenten zeigt zudem: Die Hälfte wünscht sich eine Abschaffung des «Black Friday», 16 Prozent hatten keine klare Meinung, und nur 34 Prozent sprechen sich für eine Beibehaltung des Rabatttages aus. Vor allem aus konsumkritischen, umweltbewussten Kreisen wird die Forderung laut, die ursprünglich aus den USA stammende Gepflogenheit zu boykottieren.
Aktionen wie «Block Friday», «Buy Nothing Day» oder «Stopp Black Friday» könnten an Schwung gewinnen.
Wie die CS weiter schreibt, sind nun nicht mehr nur nachhaltigkeitsorientierte Konsumentinnen dagegen, sondern sogar einige Detailhändler selbst. Einzelne haben dem «Black Friday» im letzten Jahr erstmals den Rücken gekehrt. Denn: Kunden, die sich einmal an Rabatte gewöhnt haben, sind kaum noch bereit, den vollen Preis zu bezahlen. Das macht den Kaufrausch-Event für Detailhändler zunehmend wenig effizient.
Wie die CS weiter schreibt, sehen sich viele Händler trotzdem gezwungen, an diesen Rabattaktionen teilzunehmen. Sie befürchten, sonst Umsatz oder Marktanteile zu verlieren. Zudem könnte, so ihre Sorge, die Kundenbindung leiden. Gleichzeitig bestehen jedoch in der Branche «erhebliche Zweifel, dass die aus den Aktionspreisen resultieren Margeneinbrüche durch einen entsprechenden Mehrabsatz kompensiert werden können».
Die Experten der Grossbank sind gespannt, wie es mit diesen Aktionstagen weitergeht. Sie vermuten, dass die Gegenbewegung mit Aktionen wie «Block Friday», «Buy Nothing Day» oder «Stopp Black Friday» durchaus an Schwung gewinnen könnte. Wenn man sich die Situation im Ausland vergegenwärtige, müsse sich der Schweizer Detailhandel jedoch auf noch mehr solcher Sale-Events einstellen.
Vor allem Händler, die sich nicht über den Preis, sondern über Service und Beratung definieren, seien gut beraten, wenn sie nicht immer noch höhere Rabatte gewährten. Auch die Dauer solcher Aktionen und die Anzahl rabattierter Artikel sollten «so gut wie möglich» eingedämmt werden.
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