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Möglicher Chefwechsel im Fed
Die Frau, die die Märkte und die US-Politik bewegt

Steht den Demokraten nahe: Lael Brainard, Fed-Gouverneurin und mögliche Kandidatin für den Chefposten der Notenbank. 

Kein Personalentscheid hat gegenwärtig in den USA eine grössere Bedeutung als die Frage, wer künftig die Notenbank Fed führen wird. Und hier kommt Lael Brainard ins Spiel. Als jüngst bekannt wurde, dass die derzeitige Fed-Gouverneurin im Weissen Haus zu einem Gespräch empfangen wurde, hat das an den Kapitalmärkten für Unruhe gesorgt. Die Zinsen gingen unmittelbar darauf zurück.

Brainard sitzt seit 2014 im Führungsgremium der US-Notenbank Fed. Ihr Besuch im Weissen Haus wurde als Hinweis darauf gedeutet, dass sie den amtierenden Fed-Chef Jerome Powell im nächsten Februar ablösen könnte, wenn dessen erste Amtszeit abläuft.

Auf den Chefposten gehievt wurde der Republikaner Powell 2018 noch vom vormaligen Präsidenten Donald Trump, indem er die Amtszeit der damaligen Fed-Chefin Janet Yellen nicht verlängert hat. Yellen wurde von Biden nun zur Finanzministerin gemacht. Auch für diesen Posten galt Lael Brainard als Kandidatin.

Ob US-Präsident Biden wie Trump mit einer Nomination von Lael Brainard die Fed-Karriere des Amtsinhabers beendet, ist noch nicht gewiss. Ein Entscheid wird bis Thanksgiving erwartet. Das Erntedankfest findet am 25. November statt.

Im Dienste von Clinton und Obama

Vor ihrer Zeit beim Fed war die Ökonomin Brainard für die Regierung von Barack Obama tätig – mit Biden als Vizepräsident – und in den 1990er-Jahren für jene von Bill Clinton. In beiden Regierungen war sie mit Aussenhandelsfragen betraut und im Besonderen mit den entsprechenden Beziehungen zu China.

Diplomaten waren bereits ihre Eltern. Das erklärt, warum Brainard 1962 in Hamburg geboren wurde und in Deutschland und in Polen aufgewachsen ist. Letzteres zählte damals noch zum Sowjetblock. An der Harvarduniversität hat sie schliesslich Volkswirtschaftslehre studiert. Darauf war sie für das Beratungsunternehmen McKinsey tätig sowie in der Entwicklungshilfe, für einen Thinktank und als Professorin am renommierten Massachusetts Institute of Technology in Boston.

Mehrere bekannte Ökonomen drängen auf Brainards Nominierung.

Schon früh hat sie sich beim Fed für eine stärkere Beachtung von Risiken im Zusammenhang mit dem Klimawandel starkgemacht und sich immer wieder gegen Lockerungen der Regulierung von Banken ausgesprochen. Der jetzige Fed-Chef Jerome Powell dagegen steht genau in diesem Punkt in der Kritik. Die einflussreiche demokratische Senatorin Elisabeth Warren hält Powell sogar für «eine gefährliche Person», weil er ihrer Ansicht nach der Finanzbranche gegenüber zu lasch ist.

Angesichts ihrer Geschichte und ihrer Schwerpunkte überrascht es wenig, dass Lael Brainard auf Unterstützung aus dem demokratischen Lager zählen kann. Auch mehrere bekannte Ökonominnen und Ökonomen wie der Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph Stiglitz drängen die Regierung Biden, sie zu nominieren.

Das liegt auch daran, dass Brainard beim Fed als Taube gilt, als jemand also, der mit einer Einschränkung der Geldversorgung eher zurückhaltend ist und dessen Sorge eher der Gefahr gilt, dass die Wirtschaftserholung etwa durch steigende Zinsen zu früh abgewürgt wird und die Arbeitslosigkeit wieder steigt.

Die Inflation als möglicher Stolperstein

Gegen eine Nomination von Brainard durch Joe Biden spricht hingegen, dass dem Präsidenten im Senat, der kleinen Parlamentskammer, eine gesicherte Mehrheit fehlt. Zudem ist Powell beliebt. Selbst die derzeitige Finanzministerin Janet Yellen, Powells Vorgängerin beim Fed und damit seine einstige Chefin, lobt sein bisheriges Wirken.

Ein weiterer Grund, der gegen Brainard sprechen dürfte, ist auch die stark angestiegene Inflation in den USA. Im Oktober erreichte diese einen 30-Jahre-Höchstwert von 6,2 Prozent. Jemanden auszuwählen, dessen Hauptsorge nicht der Teuerung gilt, könnte für den ohnehin politisch angeschlagenen Biden vor den nächsten Parlamentswahlen riskant sein.

Doch selbst wenn Brainard den mächtigsten Wirtschaftsposten der Welt noch nicht erhält, muss man weiter mit ihr rechnen. So wird sie in den US-Medien für diesen Fall auch als Nachfolgerin von Janet Yellen im Finanzministerium gehandelt, sollte diese frühzeitig zurücktreten.