Credit Suisse in der KriseDie CS will sparen und leistet sich einen teuren – und brisanten – Deal
Die Grossbank erwägt, Boni um die Hälfte zu kürzen. Gleichzeitig kauft sie für viel Geld die Investmentbank von Michael Klein. Der war vor kurzem noch CS-Verwaltungsrat.
Es sind keine guten Nachrichten für die Angestellten der Credit Suisse. Die Grossbank überlegt, die Bonuszahlungen für 2022 um die Hälfte zu kürzen, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet. Wenig verwunderlich angesichts der hohen Verluste, welche die krisengeschüttelte Grossbank im vergangenen Jahr erwirtschaftet hat. Allein für das vierte Quartal 2022 erwartet sie einen Verlust von 1,5 Milliarden Franken.
Damit würden die Bonuszahlungen sogar noch tiefer als 2021 ausfallen. Nach den Skandalen um den Zusammenbruch des Unternehmens von Lex Greensill, einem Spezialisten für die Finanzierung von Lieferketten, und um dem Hedgefonds Archegos hatte die Grossbank ihren Bonus-Pool damals bereits um rund ein Drittel gekürzt. Die Finanzmarktaufsicht Finma hatte die Credit Suisse damals dazu aufgefordert, weniger Boni auszuzahlen.
Zustupf für die Investmentbanker
Mit ihren variablen Vergütungen steht die Grossbank immer wieder in der Kritik. Zuletzt, als im vergangenen Herbst bekannt wurde, dass sie im dritten Quartal knapp 300 Millionen Franken sogenannte «retention awards» zur Seite gelegt hat. Diese sind zu einem grossen Teil für Investmentbanker bestimmt und sollen diese davon abhalten, zur Konkurrenz zu wechseln.
Die Credit Suisse kommentiert auf Anfrage die variablen Vergütungen ihrer Mitarbeitenden nicht. Normalerweise erfolgt die Entscheidung über die Bonuszahlungen eines Jahres Anfang März und wird als Teil des Jahresberichts veröffentlicht. Nach den Verlusten und Skandalen der vergangenen Jahre hat sich die Grossbank einen radikalen Umbau verordnet. So sollen Risiken abgebaut und Kosten gespart werden. Dazu gehört auch ein Personalabbau. Bis 2025 sollen allein in der Schweiz 2000 Stellen wegfallen.
Das wirft die Frage auf, ob sich der damalige CS-Verwaltungsrat nicht in einem Interessenkonflikt befand.
Nicht überall wird jedoch gespart. Die Credit Suisse steht vor dem Kauf der kleinen Investmentbank des amerikanischen Bankers Michael Klein. Der Kaufpreis könnte mehrere hundert Millionen Dollar betragen, wie Bloomberg berichtet. Im Zuge des radikalen Umbaus der Grossbank soll diese nun mit der neu gegründeten Investmentbank CS First Boston zusammengeführt werden. Hierhin will die Credit Suisse künftig ihr risikoanfälliges Geschäft für Börsengänge und Firmenübernahmen auslagern.
Der Deal ist brisant. Denn Michael Klein war bis vor kurzem Verwaltungsrat der CS. Das wirft die Frage auf, ob sich Klein beim Anbahnen des Deals nicht in einem Interessenkonflikt befand. Schon bei der Ankündigung des Vorhabens im Oktober versuchte die CS, den Vorwurf zu entkräften. Klein sei bei den entscheidenden Geschäften in den Ausstand getreten. «Wir haben alles sauber dokumentiert», sagte CS-Präsident Axel Lehmann damals. Auch seien die Behörden ins Bild gesetzt worden.
Dennoch wird das Geschäft von Beobachtern kritisch gesehen. «Der Kauf des Unternehmens von Herrn Klein durch die Credit Suisse wirft, falls er bestätigt wird, ernsthafte Fragen im Hinblick auf die Corporate Governance auf», sagt Vincent Kaufmann, Chef der Schweizer Aktionärsrecht-Vertreterin Ethos, gegenüber dem Finanzportal «Finews».
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