Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen
Meinung

Kommentar zur CS-GV ohne Aktionäre
Die Abrechnung mit Rohner hätte es gebraucht

Urs Rohner an der Generalversammlung der Credit Suisse 2018 im Hallenstadion.
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Generalversammlungen sind auch eine Gelegenheit zur Abrechnung. Es ist schwer eine vorstellbar, die dieser Funktion stärker bedürfte, als jene der Credit Suisse vom Freitag. Nach all den Skandalen und dem Managementversagen unter dem mit dieser Veranstaltung abtretenden Verwaltungsratspräsidenten Urs Rohner, dem vielen verspekulierten Geld und der daraus folgenden katastrophalen Entwicklung des Aktienkurses hätte die Veranstaltung ein Ventil geboten, an der Aktionärinnen und Aktionäre den CS-Verantwortlichen und allen voran Rohner hätten sagen können, was sie von ihrer Leistung halten.

Doch das können sie nicht. Wegen Corona fand die Generalversammlung (zum Ticker) nur virtuell statt. Direkte Voten oder Fragen von Aktionären waren unmöglich. Das ist rechtlich zulässig. So konnte sich Rohner ohne Raunen im Saal und ohne Buhrufe würdigen lassen und behaupten, welche «Herzensangelegenheit» die Credit Suisse für ihn immer war.

Dieses Vorgehen zerstört vollends die Illusion, es gebe so etwas wie eine Aktionärsdemokratie. Die Stimmen und die Meinungen der Mehrheit der Anwesenden hatten für die Entscheide allerdings noch nie Gewicht. Es sind die Vertreter von Grossaktionären und Vermögensverwaltern die das Sagen haben. Und meist haben sie sich schon vorab festgelegt.

Ginge es allein um die Mehrheiten, blieben die servierten Snacks der einzige Grund für die meisten, um überhaupt an einer Generalversammlung teilzunehmen. An einer virtuellen Durchführung gäbe es wenig zu bemängeln. Aber das wortwörtliche, vom Aktienanteil unabhängige Stimmrecht jeder Aktionärin und jedes Aktionärs hat Bedeutung. Jede und jeder Anwesende kann die Stimme erheben und die Verantwortlichen müssen hinhören, sind eine Antwort schuldig, und die Öffentlichkeit hört mit.

Das ist wichtig, weil es nicht bloss Wahlergebnisse und das Risiko von gekürzten Boni sind, die Verantwortliche in ihrem Tun disziplinieren. Es ist auch die Stimmung in der Bevölkerung, in der sie leben. Und diese Stimmung zeigt sich gewöhnlich an lebendigen Generalversammlungen, und die Verantwortlichen sind ihr unmittelbar ausgesetzt.

Im Interesse aller – ausser einem schlechten Management – sollten Generalversammlungen so bald wie möglich wieder unmittelbar stattfinden. Dass dies bei der Credit Suisse aktuell nicht möglich ist, ist daher nicht nur schlecht für ihre Aktionäre, sondern auch für andere, für die ein nachhaltiges Geschäft der Bank Bedeutung hat.