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Neuer First Minister
Der Mann, der Schottland in die Unabhängigkeit führen will

Ist auf dem gleichen Kurs wie seine Vorgängerin Nicola Sturgeon: Humza Yousaf, der neue schottische Regierungschef. 
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Das Murrayfield Stadium in Edinburgh ist das grösste Stadion Schottlands, 66’144 Zuschauer haben auf der Tribüne Platz, wenn die schottische Rugby-Nationalmannschaft aufläuft. Am Montagnachmittag ging es hier allerdings nicht um aufeinanderkrachende Körper, die wüst um einen eiförmigen Ball rangeln, sondern um Politiker, die sich um ein Amt streiten: Um kurz nach 14 Uhr Ortszeit gab die Scottish National Party (SNP) in einem der Konferenzräume im Bauch des Stadions bekannt, wer Nicola Sturgeon als Parteichef und damit auch als schottischer First Minister nachfolgt. Drei Kandidaten hatten sich beworben, Humza Yousaf, Kate Forbes und Ash Regan, und der Wahlkampf war in den vergangenen Wochen einem Rugbymatch nicht unähnlich gewesen: erbarmungslos, aggressiv, der Boden mehr Schlamm als Wiese.

Der Sieger, Humza Yousaf, sagte in seiner Ansprache am Montagnachmittag daher das, was Politiker in solchen Momenten immer sagen: Er setze auf Zusammenarbeit, es sei ihm wichtig, zu betonen, dass es nun «kein Team Humza, Team Kate oder Team Ash» mehr gebe, sondern dass man nun gemeinsam an Schottlands Zukunft arbeiten werde. Er liess keinen Zweifel daran, wo er diese Zukunft sieht: in der EU, nicht im Vereinigten Königreich. «Wir werden die Generation sein, die Schottland die Unabhängigkeit bringt», sagte Yousaf.

Reichte am Montag formal ihren Rücktritt bei König Charles ein: Die bisherige schottische Regierungschefin Nicola Sturgeon.

Am Dienstag wird das schottische Regionalparlament Yousaf auch offiziell zum First Minister wählen, Sturgeon reichte am Montag formal ihren Rücktritt bei König Charles ein, nach neun Jahren als SNP-Chefin und schottische Regierungschefin. Ihre Rücktrittsankündigung im Februar war überraschend, nicht nur, weil im Vereinigten Königreich derzeit normalerweise die Tory-Premierminister in London zurücktreten; Rishi Sunak war bei seiner Ernennung 2022 bereits der vierte britische Premierminister in drei Jahren. Sturgeon hatte sich vor allem stets vehement dafür eingesetzt, ein weiteres schottisches Unabhängigkeitsreferendum abhalten zu können – bis hin zu einer letztlich erfolglosen Auseinandersetzung mit der Londoner Regierung vor dem obersten Gerichtshof. Schon deshalb galt Yousaf als ihr Wunschnachfolger. Er hatte stets betont, ihre Politik fortführen zu wollen.

Er sei «nach oben gestolpert», sagen die Kritiker, Humza Yousaf gilt als eine Art Liebling des Parteiestablishments: Obwohl er gerade mal 37 Jahre alt ist, ist er schon seit 2012 in Sturgeons Regierung, als Verkehrsminister, Justizminister und Gesundheitsminister. Seine Kritiker, nicht zuletzt seine beiden Gegenkandidatinnen, kritisierten ihn immer wieder scharf. Er habe keinerlei Erfolge vorzuweisen, betonte insbesondere die knapp Zweitplatzierte Kate Forbes. Forbes selbst wiederum war heftig angegangen worden, weil sie einer Glaubensgemeinschaft angehört, die gleichgeschlechtliche Ehe und vorehelichen Sex ablehnt.

Yousaf, der in Glasgow aufgewachsen ist, ist ein Einwandererkind der zweiten Generation, sein Vater stammt aus Pakistan, seine Mutter aus einer südasiatischen Familie in Kenia.

Mit Forbes’ Wahl wäre die SNP wohl nach rechts gerückt, Yousaf dagegen gilt eher als eine Art konservativer Sozialdemokrat. Er sei «pro Schottland und pro Europa», sagte Yousaf am Montag. In seiner emotionalen Ansprache dankte Yousaf mit feuchten Augen seiner zweiten Ehefrau und versprach seinen beiden kleinen Kindern, er werde mit dem neuen Job zwar nun weniger Zeit haben, «aber ich versichere euch, es wird nie einen wichtigeren Job geben, als eurer Vater zu sein». Neben seiner Frau sassen seine gerührten Eltern. Yousaf, der in Glasgow aufgewachsen ist, ist ein Einwandererkind der zweiten Generation, sein Vater stammt aus Pakistan, seine Mutter kommt aus einer südasiatischen Familie in Kenia.

Dass er nun hier stehe, sagte Yousaf, das zeige auch, «dass Religion und Hautfarbe kein Hindernis sein müssen, um unser Land zu führen». Er ist der erste Chef einer britischen Regionalregierung aus einer ethnischen Minderheit. Und der erste Muslim, der nun eine der grossen britischen Parteien leitet.