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Porträt über Roche-Präsident
Der Mann, der die Swiss an Lufthansa verkaufte, tritt ab

Er prägte über fast zwanzig Jahre die Schweizer Wirtschaft: Christoph Franz.
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Er war der Mann, der zur Rettung der Swiss einsprang und sie an Lufthansa verkaufte. Als Christoph Franz am 22. März 2005 den Vorvertrag für die Übernahme unterzeichnete, tat er das im Hilton Hotel in Glattbrugg ZH vor laufenden Kameras. Zuvor hatten ihn wochenlang Gerüchte über den bevorstehenden Verkauf gejagt, und er hatte sie stets dementieren müssen, was ihm sichtlich schwerfiel.   

Bei der Bilanzmedienkonferenz der Swiss am 11. März 2005 – die sich als ihre letzte eigenständige herausstellen sollte – hatte es Franz mit ein wenig Schauspielkunst versucht, um auf die Frage nach einer bevorstehenden Übernahme zu parieren. Dabei wirkte er nicht unbedingt überzeugend und kam selbst etwas durcheinander. Das machte den Topmanager, dessen Anzüge immer eine Nummer zu gross wirkten, für viele sympathisch. Denn das Kühle, Glatte, perfekt Gespielte lag ihm nicht. 

Der damals 43-jährige Franz war im Sommer 2004 als Chef der Swiss angetreten. Er galt als Sanierer, kam er doch von der Deutschen Bahn, wo er für die erfolgreiche Sanierung der City-Night-Line gesorgt hatte.

Zunächst sollte die Swiss 2005 operativ in die schwarzen Zahlen finden, Franz musste dies jedoch auf 2006 verschieben. Zunächst war spekuliert worden, dass die Lufthansa sie nur kaufen werde, wenn die Schweizer Fluglinie wieder Gewinne schreibt oder der Bund Geld einschiesst. Es ging dann auch so. Die Swiss flog unter eigener Marke weiter. Und der Flughafen Zürich blieb ein Hub – entgegen den Befürchtungen, der Name verschwinde und Zürich werde zum reinen Zuliefererflughafen.

Im Endeffekt zahlte Lufthansa knapp 300 Millionen Franken für die Swiss. Schon 2006 konnte Franz Synergieeffekte zwischen Lufthansa und Swiss in Höhe von über 200 Millionen Euro vermelden. Das war mehr als geplant. Franz wechselte dann nach Frankfurt am Main, seine ursprüngliche Heimatstadt, ins Topmanagement zu Lufthansa, wo er 2011 Vorstandsvorsitzender wurde. 

Neun erfolgreiche Jahre an der Spitze von Roche

Eine weitere Volte drehte der Wirtschaftsingenieur mit seinem überraschenden Wechsel in die Pharmabranche. Als Präsident von Roche prägte er neun Jahre dessen Geschäfte.

Wie der Blick auf den Börsenkurs zeigt, erfolgreich: In der Spanne seit seinem Antritt 2014 bis heute hat der Roche-Titel rund 40 Prozent zugelegt. Wären die Verluste seit Beginn dieses Jahres nicht so stark, würden es noch deutlich mehr sein.  

Im vergangenen Jahr verdiente Franz als Roche-Präsident knapp sechs Millionen Franken. Unter ihm hat Roche eine existenzielle Patentklippe bewältigt: Der Konzern war stark von seinen drei langjährigen Umsatzbringern Avastin, Herceptin und Rituxan abhängig. Bei diesen Krebstherapien sind die Patente inzwischen alle ausgelaufen, und ihr Anteil an den Erlösen liegt nur noch bei zehn Prozent – was immer noch 6,3 Milliarden Franken sind.

Der Konzern hat es geschafft, neue Medikamente zu lancieren, die genauso viel Umsatz bringen. Vor allem das Multiple-Sklerose-Medikament Ocrevus konnte sich am Markt durchsetzen und ist zum Bestseller geworden. 

Wenn er von Hilfe für Krisengebiete erzählt, kommt seine Stimme aus dem Bauch und wird raumgreifend.

Statt um Passagierzahlen und Flugziele kümmerte sich Franz in den vergangenen Jahren um die Medikamentenentwicklung, bei der Roche neue Gebiete weiter ausbaute. «Wir werden absehbar der Weltmarktführer bei Augenheilmitteln», sagte Franz diesen Frühling an seiner letzten Roche-Medienkonferenz. So ganz nahm man ihm sein neues Metier nicht ab, zumal er sich immer wieder mal bei Therapienamen vergriff. 

Diesen Mai wird Franz 63 Jahre. An der Generalversammlung von Roche am Dienstag tritt er nicht mehr zur Wiederwahl an. Stattdessen soll der langjährige Roche-Chef Severin Schwan zum Präsidenten gekürt werden. 

Bei der japanischen Roche-Tochter Chugai bleibt Franz im Verwaltungsrat. Seine Leidenschaft bleibt vor allem sein Engagement beim Internationalen Komitee vom Roten Kreuz, kurz IKRK. Wenn er von Hilfe für Krisengebiete erzählt, kommt seine Stimme aus dem Bauch und wird raumgreifend. Schon bei Roche hatte Franz sich für den Aufbau von Spitälern und Laboren in ärmeren Staaten eingesetzt und diese häufig besucht. Viele der Roche-Medikamente konnten dort wegen fehlender Infrastruktur gar nicht angewendet werden.

Nun wird Franz für das IKRK verstärkt dorthin reisen, «wo niemand in die Ferien hinwill», wie er sagt. Vielleicht wird er sich dann auch ganz grundsätzlich für weltweit bezahlbare Medikamente einsetzen.