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Glencore-Chef Ivan Glasenberg
Der letzte Auftritt des umstrittensten Managers der Schweiz

Steht vor seinem Abschied als Konzernchef: Ivan Glasenberg hat den Schweizer Rohstoffkonzern geprägt. 
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Das dreckige Geschäft soll der Vergangenheit angehören. Bis 2050 will Glencore CO₂-neutral sein. So lautet das Ziel, das der abtretende Glencore-Chef Ivan Glasenberg gesetzt hat. Dann soll die angestammte Kohleproduktion für das Unternehmen kaum noch eine Rolle spielen. Das Ölgeschäft soll noch viel schneller an Bedeutung verlieren. Glencore will dann also nur noch Rohstoffe für nachhaltige Energieformen für eine kohlenstoffarme Wirtschaft liefern. Dazu gehören etwa Kobalt, Kupfer und Nickel.

Das ist für Glasenberg auch ein persönlicher Bruch, hat er doch einst den Kohlehandel von Glencore geleitet. Danach hat er als Firmenchef das Unternehmen zwanzig Jahre lang geprägt und zum grössten Rohstoffkonzern der Welt geformt.

Produktion stand still

Der heute 64-jährige Südafrikaner und viele seiner Mitstreiter sind dabei zu Milliardären geworden; seine Firmenanteile will er auch nach dem Abschied behalten. Mit dem Wachstum einher gingen aber umstrittene Deals; in mehreren Ländern ermitteln die Behörden gegen Glencore.

Glasenberg wurde darum immer wieder persönlich angefeindet – in den vergangenen Jahren wie kein anderer Schweizer Manager. Die Konzernverantwortungsinitiative, über die kürzlich abgestimmt wurde, kam nicht zuletzt wegen Kritik an Glencore zustande. Teilweise wurde sie sogar als «Lex Glencore» bezeichnet.

Sein letztes Jahr an der Spitze war geprägt von der Corona-Krise. Viele Minen standen still, die Preise für die Rohstoffe brachen zeitweise ein. Es resultierte ein Verlust von fast 2 Milliarden Franken, wobei dafür vor allem Wertberichtigungen und Einmaleffekte verantwortlich sind. Das Geschäft dürfte sich aber schnell erholen. Die Nachfrage nach den Rohstoffen zieht wieder an. Immerhin hat sich eine wichtige Kennzahl verbessert: In Glencore-Produktionsstätten kam es im vergangenen Jahr zu 8 Todesfällen. 2019 waren es noch 17. «Wir unternehmen alles, um Todesfälle zu verhindern», so Glasenberg.

«Die ganze Branche muss sich immer weiter strecken, um an die in Zukunft gefragten Rohstoffe zu kommen.»

Ivan Glasenberg, Glencore-Chef

Doch nun steht dem Unternehmen sein wohl grösster Wandel bevor: der Ausstieg aus der Kohle. In den nächsten Jahren will sich die Firma von der Produktion des Rohstoffs verabschieden. Die erschlossenen Reserven werden noch gefördert, danach sei Schluss, und die eigentlich vorhandenen Ressourcen sollen im Boden bleiben.

Sicher werde dann Geld gesprochen für die Renaturierung und die betroffenen Gemeinden, verspricht Glasenberg. Vielleicht werde die Firma zwischenzeitlich auch mal ein Kohlefeld kaufen, wenn es ein gutes Geschäft sei. Aber der Kurs sei klar: Glencore werde sich aus dem Markt zurückziehen.

Die Geschäfte der Firma werden dadurch aber nicht weniger kompliziert. Das weiss auch Glasenberg: «Die ganze Branche muss sich immer weiter strecken, um an die in Zukunft gefragten Rohstoffe zu kommen.» Der Nachschub aus den einfachen Ländern versiege. Glencore wolle aber verlässlich arbeiten, denn die Zeiten der Rohstoff-Cowboys seien vorbei.

Der neue Chef kommt aus dem Kohlehandel

Es wird Glasenbergs Nachfolger Gary Nagle überlassen bleiben, diesen Spagat zu meistern. Der 45-Jährige stammt wie Glasenberg aus Südafrika. Derzeit lebt er in Australien, soll aber bald in die Schweiz ziehen. In den vergangenen Monaten war er bereits eng in die Ausarbeitung der neuen Strategie eingebunden.

Der Südafrikaner Gary Nagle wird bald Glencore-Chef. 

Für die CO₂-freie Zukunft muss auch Nagle seine eigene Vergangenheit hinter sich lassen. Denn auch sein Aufstieg in der Firma gelang ihm mit Führungsjobs in der Kohlensparte. Nun soll er Glencore in die saubere und ertragreiche Zukunft führen. «Wir werden weiter hart arbeiten», so Nagle.

Das ist ganz im Sinn von Glasenberg. Denn die Firma soll schon bald wieder Geld verdienen. Glasenberg hoffe darauf, dass Nagle ihm auch noch zuhören werde, wenn er ein einfacher Aktionär und nicht mehr sein Chef sei: «Und bitte sorg dafür, dass mir die Firma eine schöne Dividende zahlt.»