Kolumne «Dorfgeflüster»Der Gemeindepräsident und die Mikrofon-Affäre
Auch in der vermeintlichen Stille sollte man nicht die Beherrschung verlieren. Diese Erfahrung hat kürzlich ein Gemeindepräsident an der Budgetversammlung gemacht.
Hat er das wirklich gesagt? Im ersten Moment glaubt man, sich verhört zu haben. Doch es geht ein Raunen durch die Turnhalle, offenbar haben mehrere Anwesende dasselbe vernommen. Der Mehrheit der Gemeindeversammlung scheint es zwar entgangen zu sein, doch jenes gute Viertel der Anwesenden, die das Geflüsterte verstanden haben, kann sich unmöglich geirrt haben: Der Gemeindepräsident hat sich soeben einen unglaublichen Lapsus geleistet.
Das Ganze spielt sich ab, als die Stimmenzählerinnen und -zähler bei der Abstimmung über Budget und Steuerfuss die erhobenen Hände auszählen. Kurz zuvor hatte sich ein Redner über den seiner Meinung nach nicht sehr investitionsfreudigen Gemeinderat in Rage geredet – ganz offenbar zum Missfallen des Gemeindepräsidenten. Denn dieser beugt sich nun zu seinem Gemeindeschreiber hin und raunt ihm eine abschätzige Bemerkung über den Votanten zu. Dumm nur: Das Mikrofon ist, anders als angenommen, nicht ausgestellt. Und so geht das Flüstern durch den ganzen Raum.
Der Gemeindepräsident merkt dies während der Versammlung nicht. Ob es der Beschimpfte mitbekommen hat, ist nicht ganz klar. Zumindest reagiert er nicht darauf. Ebenso wenig hat der Vorfall Auswirkungen auf den weiteren Verlauf der Versammlung. Doch später macht er im Dorf offenbar die Runde – ein richtiges Dorfgeflüster eben, das sogar in den umliegenden Gemeinden seine Kreise zieht.
Hat er das wirklich gesagt?, will etwa ein paar Tage später ein anderer Gemeindepräsident von der ZSZ-Berichterstatterin wissen, als in seinem Dorf die Gemeindeversammlung stattfindet und diese kurz unterbrochen ist. Er tippt dabei verschwörerisch-diskret auf das Mikrofon an seinem Kopfbügel – bei ihm ist es ausgeschaltet.
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