Kolumne «Dorfgeflüster»Leser verhelfen zu Fahndungserfolg
Die Schreibweise eines Areals im Thalwiler Ortsteil Gattikon wirft Fragen auf. Doch nun, nach einem Aufruf der «Zürichsee-Zeitung», ist das Rätsel gelöst.
Die Abteilung Rechtschreibpolizei der «Zürichsee-Zeitung» freut sich, einen Fahndungserfolg verkünden zu können. Dies, nachdem sie letzte Woche in dieser Kolumne eine Vermisstmeldung veröffentlicht hat. Vermisst wurde der Buchstabe e. Und zwar im Namen Hofwisen, nach dem ein Areal in Gattikon benannt ist. Besorgte Gattikerinnen und Gattiker fragen sich nämlich, weshalb es nicht Hofwiesen (mit ie) heisst.
Dem polizeilichen Aufruf haben seither mehrere Leser Folge geleistet. Zum Beispiel Herr Schädler. Er findet den Fall interessant, hat er vor zig Jahren doch ein Buch über Flurnamen veröffentlicht. Der Langnauer weist darauf hin, dass – gemäss behördlicher Handhabung – Strassen und ÖV-Haltestellen zwar schriftsprachlich geschrieben würden. Die Schreibweise von Flurnamen (wie im Falle des Areals Hofwisen) jedoch lehne sich an die Mundart an.
Das scheint aber nicht immer so gewesen zu sein, wie die Rückmeldung von Herrn Bürgi aus Gattikon zeigt: Er gibt zu Protokoll, dass Hofwisen auf dem ersten Thalwiler Ortsplan von 1901 noch mit ie zu finden sei. Weshalb das e später verschwunden ist, wisse er nicht.
Den entscheidenden Hinweis liefert Herr Schlatter aus der Au: Der Experte bestätigt, dass bis vor etwa 70 Jahren Flurnamen, die den Wortteil «wiesen» enthalten, noch mit ie geschrieben worden seien. Seit dem Übergang von der sogenannten Siegfriedkarte zur Landeskarte in den 50er-Jahren würden Flurnamen «mit geringer und lokaler Bedeutung» jedoch ohne e geschrieben – zugunsten der Mundart.
Die Rechtschreibpolizei stellt ihre Ermittlungen nun ein und dankt der Leserschaft. Der Fall ist gelöst! Damit erübrigt sich auch ein ursprünglich geplanter Beitrag in der TV-Sendung «Aktenzeichen IE».
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