Mamablog: Baby on boardDer ganz normale Einkaufswahnsinn
Der erste Einkauf mit dem Nachwuchs kann zum prägenden Erlebnis werden. Und unsere Autorin erlebte mit ihrem nun zweijährigen Sohn gleich mehrere Migros-Dramen.
So manch einer Mutter bleibt der erste Einkauf mit Kind in ewiger Erinnerung. Ein prägendes Ereignis, das nicht selten Potenzial für eine Top-Ten-Platzierung unter den Klassikern des Neo-Mama-Lebens hat.
Bei uns war es irgendwann zwischen Lebenswoche zwei und drei als wir gemütlich durchs Quartier schlenderten und der kleine Mann schliesslich einschlief. Und wie es der Zufall wollte, war da gerade eine Migros. Die Gelegenheit also. Schnell Maske auf und rein. Von einem Schlafrhythmus waren wir noch Lichtjahre entfernt, weshalb ich nie recht wusste, wann die Siesta ihr Ende nimmt. Also besser keine Zeit verlieren.
Aus einem Wimmern werden Schreie
Die Früchte- und Gemüseabteilung meisterten wir mit erstaunlicher Leichtigkeit. Auch das Brot fand seinen Weg geschmeidig in den Korb. Was all die Mamis nur haben? – Einkaufen mit Baby ist doch ein Kinderspiel. Kurz vor den Zahnbürsten war es aber geschehen, er erwachte. Cool bleiben. Doch mit der Coolness war es spätestens vorbei, als aus dem Wimmern ein Schreien wurde. Okay, Einkaufsliste einpacken, alles andere ist ja nicht so wichtig, nur schnell Richtung Kasse.
Und da war sie auch schon: eine endlos fiese Schlange. Egal wo ich hinschaute, Maschinen, Kassen, alles besetzt. Mit zunehmender Schreilautstärke wurden die Blicke um uns herum ernster. Den einen war anzusehen, dass sie mich innerlich als Rabenmutter abstempelten – weshalb schreit das arme Kind denn? Und dann gab es auch jene, die sich schlicht nervten und sich vermutlich fragten, weshalb ich gerade jetzt mit meinem «Gof» posten gehen muss. Mitleid kam vor allem von anderen Mamas, deren Kinder ins Gebrüll einstimmten.
Sensoren auf Flucht getrimmt
In mir waren sämtliche Sensoren auf Flucht getrimmt. Wäre das Geschrei noch lauter geworden, hätte ich den Einkaufskorb wahrscheinlich einfach stehen lassen. Der Schweiss lief mir von der Stirn und durchnässte die Maske. Auf dem schnellsten Weg nach Hause, wo dann selbstverständlich alles wieder gut war. Nichtsdestotrotz wurden Einkäufe fortan auf die kinderfreie Zeit verlegt. Adrenalin ist ja okay, aber alles hat seine Grenzen.
Als der «Mösiö» dann endlich im Buggy sitzen konnte, gestalteten sich unsere Shoppingtouren wesentlich gemütlicher. Der Kleine genoss die neu gewonnene Perspektive und ich die Dimensionen des Kinderwagens, der randvoll mit Zeugs beladen werden konnte. Blöd nur, wenn es uns beiden jeweils im Winter drinnen zu warm war, was selbstverständlich ebenfalls lauthals kundgetan wurde. Also wieder nichts wie raus!
Mit knapp 21 Monaten begann mein Sohn dann doch noch zu laufen. Freude und Stolz herrschte auf beiden Seiten. Und da war sie wieder, die Migros. Dieses Mal eine kleine Filiale. Die beliebten Einkaufswagen waren nirgends in Sicht, weshalb ich beschloss, meinen Sohn an der Hand zu nehmen. Grossartig. Nun wurde nicht nur alles bestaunt, sondern auch angefasst oder gleich mitgenommen. Für eine Beschlagnahmung war Juniors Gegenwehr zu heftig. Gut, dann warteten wir halt, bis er etwas anderes erspäht hat und legten das andere wieder zurück; also irgendwo hin – entschuldigt bitte, ihr lieben Migros-Mitarbeitenden, das Desinfektionsmittel ist nun bei den Milchprodukten zu finden. Kaum war das Desinfektionsmittel platziert, rannte der kleine Mann schliesslich weg. Weshalb war er plötzlich so schnell? Vor Kurzem konnte er doch kaum stehen?
Im Schneckentempo heimwärts
Husch alles eingepackt und nichts wie raus. Wo stand noch mal unser Kinderwagen? Ah ja, da drüben. Ui nein, das Kind lief schon wieder von dannen. Da ans Reinsitzen nicht mehr zu denken war, gings eben im Schneckentempo heimwärts, wobei der Buggy am liebsten selbst geschoben und jedes Blatt und jeder asphaltierte Kaugummi begutachtet wurde. Währenddessen balancierte die Mama Wagen, Kind, Taschen und sich selbst. Als der kleine Mann die Richtung selber bestimmen wollte, war es dann genug: «Bad-Mum» packte ich ihn seitlich unter den Arm und beförderte ihn nach Hause.
Die gute Seite an solchen schweisstreibenden Einkaufsstorys: Ich muss mich als nervöse Person in Gelassenheit üben. Und selbstverständlich bin ich unheimlich stolz auf den kleinen Achtsamkeits-Guru, der plötzlich so viel versteht und sprichwörtlich seinen Weg geht.
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