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Kommentar zur dritten Corona-Impfung
Der Booster muss ein Erfolg werden

In den nächsten Tagen dürfte die Booster-Impfung für Jüngere freigegeben werden: Vorbereitete Booster im Referenz-Impfzentrum des Kantons Zürich am 11. November 2021. 
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So träge die Schweizer Corona-Politik wirkt, so schnell kann es manchmal gehen. Noch über die ganze letzte Woche hinweg verkündeten unsere Autoritäten, eine dritte Impfung für Jüngere sei unnötig, bestimmt jedenfalls nicht vordringlich. Seit ein paar Dutzend Stunden sind auf einmal neue Töne zu hören. Die Impfkommission, das Bundesamt für Gesundheit, der Präsident der Gesundheitsdirektoren, selbst Bundespräsident Guy Parmelin: Alle verkünden sie plötzlich, dass der Booster für unter 65-Jährige innert Kürze freigegeben werde. Noch diese Woche dürfte die Impfkommission eine entsprechende Empfehlung aussprechen.

Es ist höchste Zeit für diesen Schritt, eigentlich bereits zu spät. Die verfügbaren Daten, insbesondere aus Israel, liessen an der Notwendigkeit einer Auffrischimpfung schon lange keine Zweifel mehr zu. Inzwischen sind die Fallzahlen explodiert, die Spitäler warnen vor Überlastung. Warum die Haltung zur Drittimpfung bei den Behörden gerade dieses Wochenende drehte, ist unklar. Auffällig ist, dass sich in den letzten Tagen Parlamentarierinnen und Parlamentarier aus allen Lagern mit Booster-Forderungen zu Wort meldeten. Dass Bundesrat und Gesundheitsbehörden lieber Wechselstimmungen in der Luft nachspüren, statt proaktiv zu handeln, ist keine ganz neue Erkenntnis.

Die Verspätung führt nun dazu, dass die Booster-Kampagne zu einer logistischen Herausforderung wird. Ausgerechnet in der hektischen Vorweihnachtszeit könnte der grosse Ansturm auf die dritte Spritze erfolgen. Manche Kantone dürften Mühe bekunden, die Impfzentren in Betrieb zu halten. Das im Sommer beigezogene Personal wird an den angestammten Arbeitsplätzen benötigt, hohe Ferienguthaben haben sich angestaut. Eine weitsichtigere Planung hätte Engpässe verhindert und vor allem Leben gerettet.

Die Verspätung führt nun dazu, dass die Booster-Kampagne zu einer logistischen Herausforderung wird.

Die volle Aufmerksamkeit der Behörden galt stattdessen zuletzt den Ungeimpften. Durch die verunglückte Impfwoche ist dabei vollends klar geworden, dass Kuschelpädagogik nicht zum Ziel führt. Mit Appellen ab Plakatwand kommt man gegen die Halb- und Viertelwahrheiten auf Youtube und Telegram, denen die sogenannten Skeptiker bereitwillig Glauben schenken, nicht an. Wer die Durchimpfungsrate wirklich erhöhen will, muss Druck ausüben: Das zeigt das Beispiel Österreich deutlich. Ab Montag gilt dort eine Ausgangssperre für Ungeimpfte. Prompt schnellte die Zahl der Erstimpfungen letzte Woche nach oben.

Dass sich der Bundesrat zu etwas Vergleichbarem durchringen wird, ist nicht anzunehmen. Ohnehin könnten sich auch die chronisch verspäteten Reaktionen teilweise dadurch erklären, dass die Regierung in einer selbst gegrabenen Kommunikationsfalle sitzt: Im Frühling präsentierte sie ihr Drei-Phasen-Modell, das dem Land in der zweiten Jahreshälfte die «Normalisierungsphase» versprach. Nun scheint das Siebnergremium alle Schritte und Signale zu scheuen, die ein Abweichen von diesem Normalisierungspfad bedeuten. Die lähmende Angst vor der Volksabstimmung am 28. November, bei der es um das Covid-Zertifikat geht, tut dazu ein Übriges.

Umso mehr sind es die Verantwortlichen der Bevölkerung nun schuldig, ihre Kräfte und Ressourcen in einen Booster-Erfolg zu investieren. Das wird auch kommunikativ keine ganz leichte Aufgabe, nachdem man den Sinn der Zusatzimpfung so lange negiert hat. Aber immerhin: Bei den Gesichtsmasken, deren Nutzen er anfänglich leugnete, hat der Bund die Spitzkehre am Ende auch geschafft.