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Treffen zwischen Meloni und Macron
Der Anfang einer Beziehung, die viel Zündstoff birgt

Gequältes Lächeln: Emmanuel Macron und Giorgia Meloni bei ihrem Treffen in einem Hotel in Rom.
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Zufälle schaffen auch mal Gelegenheiten ohne schweres Protokoll. Emmanuel Macron, Frankreichs Präsident, ist ausgerechnet an jenem Tag in Rom eingetroffen, da Giorgia Meloni, Italiens neue Premierministerin, die Geschäfte antrat. Macron nahm am internationalen Friedenskongress der katholischen Laienorganisation Sant’Egidio teil, lange eingeplant. Dass Meloni gerade am selben Tag von Mario Draghi übernehmen würde, war nicht absehbar.

Und so begab es sich, dass sich die zwei Politiker, die in so vielerlei Hinsicht und nicht zuletzt ideologisch Welten voneinander entfernt sind, am Sonntagabend auf der Terrasse eines Hotels auf dem Hügel Gianicolo hoch über Rom begegneten – erstmals, aber völlig informell. Es gibt zwei Fotos, Macron lächelt eher gequält. Doch die Zeitungen schreiben von «Tauwetter».

«Herzlich und nützlich»

Eineinviertel Stunden dauerte das Gespräch, danach kamen die Communiqués. «Als Europäer», schreibt der Franzose, «als Nachbarländer und als befreundete Völker müssen wir die Zusammenarbeit fortführen.» Das sei man den Jungen und den Völkern schuldig. Macron sagte dann noch zu einer italienischen Nachrichtenagentur, die alten Beziehungen zwischen Italien und Frankreich seien wichtiger als die Personen, die sie gerade regierten. Da schwang wenig Wärme mit.

Meloni fand immerhin, das Treffen sei «herzlich und nützlich» gewesen, man habe über alles reden können und wolle alle Herausforderungen gemeinsam angehen, schob dann aber nach: «unter Rücksichtnahme auf die jeweiligen nationalen Interessen». In Melonis Sicht der Dinge schauen Frankreich und Deutschland im Rahmen der EU vor allem je für sich selbst, angeblich oft auf Kosten Italiens.

Das perfekte Feindbild

Gesprochen haben sie über eine Deckelung des Gaspreises in Europa, über die Unterstützung Kiews im Krieg gegen die russische Armee, über den europäischen Stabilitätspakt und über das Dossier der Immigration. Italiens extreme Rechte wirft Frankreich schon lange vor, dass es sich gefalle in einer moralisch überlegenen, humanitären Postur. In Wahrheit aber würde die französische Gendarmerie an den Grenzen von Ventimiglia und Bardonecchia Migranten an der Einreise hindern und sie zurück nach Italien drängen. Meloni und ihr Regierungspartner Matteo Salvini von der Lega sprechen dann von «Pariser Heucheleien».

Macron ist für diese Kreise das typische Feindbild: ein Abkömmling der Elite, ehemaliger Banker, sehr europäisch, sehr global. In der Rhetorik Melonis war Frankreich früher immer der böse Nachbar, der mit seinen Industrien das «made in Italy» auffressen wolle und dabei mit angeblich unfairen Methoden vorgehe. Im Moment läuft der Übernahmekampf um ITA, wie die abgewirtschaftete frühere Fluggesellschaft Alitalia neuerdings heisst. Air France bietet mit, zusammen mit einem amerikanischen Investmentfonds. Als Oppositionelle war Meloni dagegen, und jetzt?

Angriffe aus dem Innern

Als Italien und Frankreich vor einem Jahr den «Quirinal-Vertrag» unterzeichnet haben, eine Art Gegenstück zum «Élysée-Vertrag» zwischen Frankreich und Deutschland, da war Macrons Freund Mario Draghi noch Premier in Rom. Wie Paris und Berlin wollten auch Rom und Paris ihre Beziehungen formalisieren, ihnen einen festen Rahmen geben, der auch zwischenzeitliche Stürme locker aushalten würde. Nun, Melonis Fratelli d’Italia stimmten im Parlament gegen die Ratifizierung des «Trattato del Quirinale».

Tatsächlich verbindet Paris und Rom aber gerade viel, unmittelbar vielleicht noch mehr als Paris und Berlin. Beide wollen ein europäisches Price Cap für das Gas, wogegen sich bekanntlich Deutschland wehrt. Mit einem Draht zu Macron kann Meloni auch ihr Bekenntnis zum aussenpolitischen Kurs Roms unter Beweis stellen – und gegen mögliche Angriffe aus dem Innern ihres Regierungsbündnisses verteidigen. Das sind natürlich erst Anfänge, vorsichtige. Für eine Enteisung sind wohl noch einige Treffen mehr notwendig, dann mit Protokoll.