Kommentar zum WegzugDas WEF geht nach Singapur – das ist kein Verlust
Das Weltwirtschaftsforum will im Stadtstaat den «grossen Reset» der Welt besprechen. Dazu eignet sich eine asiatische Autokratie besser als die demokratische Schweiz.
Für ein Jahr zieht das WEF von der Schweiz nach Singapur (hier gehts zur Meldung). Daran ändern auch stabile Corona-Zahlen in der Innerschweiz und die gefahrlos mögliche Durchführung auf dem Bürgenstock bei Luzern nichts. Das ist schade für die Hotels in der Zentralschweiz und ziemlich undankbar von WEF-Gründer Schwab, der jahrzehntelang von der Schweiz profitiert hat.
Bloss: Das WEF ist längst zu einem Jahrmarkt der Eitelkeiten einer globalen Elite geworden. Da klopfen sich Staatschefs, Direktoren von internationalen Organisationen und Manager von multinationalen Konzernen öffentlich auf die Schulter und reden vor den Kameras von Nachhaltigkeit, Stakeholder-Value und Klimawandel, während sie in den Hinterzimmern den nächsten Deal einfädeln.
Dieses Jahr will Schwab mit diesen Gästen den «grossen Reset» einläuten, was mit seinen eigenen Worten nicht weniger bedeutet, als «unsere ökonomischen und sozialen Grundlagen neu zu starten».
Das passt gut zu Schwab, in dessen «Reset» Demokratie, individuelle Freiheit und offene Debatte eine untergeordnete Rolle spielen.
Es passt darum gut, wenn Schwab dafür aus der demokratischen, von unten aufgebauten und deshalb langsamen und provinziellen Schweiz nach Singapur zieht. Das Land hat zwar erfolgreich bewiesen, wie man mit Marktwirtschaft aus einem Sumpf einen wohlhabenden Stadtstaat erschafft. Aber eine Demokratie und eine offene Gesellschaft, wie wir sie hier im Westen geniessen, sind nur in Ansätzen entstanden.
Das passt gut zu Schwab, in dessen «Reset» Demokratie, individuelle Freiheit und offene Debatte eine untergeordnete Rolle spielen. Lieber begrüsst er Jahr für Jahr Autokraten aus der ganzen Welt am WEF und gibt ihnen eine Bühne, um einzustimmen in den Schwall seiner wohlmeinenden Floskeln.
Krisen werden nicht durch Eliten überwunden, sondern dank der Anstrengung aller anderen. Wir brauchen keinen «grossen Reset» von oben, sondern gute Rahmenbedingungen für Innovation, sprich Eigentumssicherheit, tiefe Steuern und zurückhaltende Regulierung. So werden wir kurzfristig das Virus überwinden und langfristig wieder Wachstum schaffen, auch für jene, die nicht am WEF teilnehmen, weder in der Schweiz noch in Singapur.
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