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Gewinnwarnung
Teure Rechtsfälle treiben die  Credit Suisse erneut in die Verlustzone

Die Credit Suisse rechnet mit einem Verlust von 700 Millionen Franken im ersten Quartal. 
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Die Credit Suisse kommt aus den Negativschlagzeilen nicht heraus: Am Mittwochmorgen gab sie bekannt, dass sie im ersten Quartal rote Zahlen schreiben wird. Grund dafür sind eine Reihe neuer Rückstellungen von insgesamt 1,2 Milliarden Franken. Das schickte die Aktie weiter auf Talfahrt, die zu Handelsbeginn um 2,5 Prozent sank, sich später etwas erholte.

Dickster Brocken bei den neuen Lasten sind höhere Kosten für Rechtsstreitigkeiten. Dafür baute die CS ihre Vorsorge um 600 auf neu 700 Millionen Franken aus. Für welche Fälle konkret die Risikovorsorge erhöht werden muss, dazu machte ein Sprecher keine Angaben. Er erklärte lediglich, dass die Ursprünge der Fälle  mehr als 10 Jahre zurück lägen.

Es kann als gesichert gelten, dass der Fall des Betrugsberaters Pascale Lescaudron hier dabei ist. Anfang April kassierte die Bank hier eine teure Niederlage von über 500 Millionen Dollar vor einem Gericht in den Bermudas.

Lescaudron hatte als Kundenberater in Genf gearbeitet und jahrelang mit dem Geld prominenter Kunden wie dem ehemaligen georgischen Premierminister Bidsina Iwanischwili unerlaubte Börsengeschäfte getätigt, um Verluste zu verstecken. Iwanischwili hat sich mit anderen Kunden verbündet und hat mehrere Klagen auf Schadenersatz gegen die Bank auf der ganzen Welt angestrengt.

Anders als die UBS hatte Credit Suisse in der Vergangenheit viele Rechtsstreitigkeiten nicht per Vergleich aus dem Weg geräumt, sondern diese vor Gericht ausgefochten. So hat die Credit Suisse laut Geschäftsbericht immer noch Rechtsstreitigkeiten im Kontext mit Devisen- und Zins-Manipulationen offen.

Seit Ende vergangenen Jahres verfolgt nun auch die CS einen aktiveren Ansatz, um solche Altfälle endlich beizulegen. Doch nun fallen die Kosten dazu im denkbar schlechtesten Moment an.

Verluste wegen Ukraine-Krieg

Denn der Krieg in der Ukraine belastet das Geschäft. Wegen drohender Verluste aus Krediten bucht die Grossbank eine Rückstellung von 200 Millionen Franken. 

Hinzu kommen sinkende Erträge, etwa aus Kapitalmarkttransaktionen, denn im Krieg begeben weniger Firmen neue Anleihen, auch das Geschäft mit Börsengängen lahmt. Wie hoch der Rückgang hier ausfällt, will die Grossbank nächsten Mittwoch bekannt geben, wenn sie die finalen Zahlen für das erste Quartal bekannt gibt.

Das Ergebnis werde ausserdem auch von Verlusten in der Höhe von 350 Millionen wegen der Wertminderung der Allfunds-Beteiligung belastet. An der Gruppe hält die CS 8,6 Prozent. Im vergangenem Monat veröffentlichten Geschäftsbericht hatte die Bank bereits angekündigt, dass die Resultate für 2022 auch die Volatilität des Allfunds-Aktienkurses widerspiegeln würden.

Teilweise ausgeglichen würden die Verluste indes durch aufgelöste Rückstellungen in Bezug auf Forderungen den kollabierten US-Hedgefonds Archegos (170 Millionen Franken) und Immobiliengewinne (160 Millionen Franken).

Die zweitgrösste Schweizer Bank hatte im vergangenen Geschäftsjahr einen Reinverlust von 1,57 Milliarden Franken erlitten. Mit einem massiven Minus im vierten Quartal hat die Bank zwei der vier Quartale 2021 mit Verlusten beendet. Im ersten Quartal war sie wegen Archegos in die rote Zahlen geschlittert.

Für 2022 geht die Bank bekanntlich von einem Übergangsjahr aus, CS-Chef Gottstein stellte in einem Interview von Mitte Februar aber zumindest einen Gewinn in Aussicht.

Die nicht enden wollende Skandal- und Verlustserie belastet die Aktie, die allein in diesem Jahr schon rund 18 Prozent verloren hat. Derzeit wird die Grossbank nur noch mit 42 Prozent ihrer Bilanzwerte an der Börse bewertet. 

Wegen der vielen offenen Rechtsfälle und Skandale haben zudem einflussreiche Stimmrechtsberater wie ISS gefordert, der Bankführung die Entlastung für das Jahr 2020 zu verweigern. 

Angriff der Unicredit?

Das heizt Übernahmespekulationen in den Medien an. Der Finanzblog «Inside Paradeplatz» berichtet, dass am Finanzplatz die italienische Unicredit als möglicher Angreifer gehandelt würde. Diese wird vom Ex-UBS-Investmentbank-Chef Andrea Orcel geleitet.

Orcel ist in der Tat für seine Risikofreude bekannt. Als Investmentbanker im Dienste von Merrill Lynch orchestrierte er eine der wenigen grenzüberschreitenden Bankenübernahmen, die aber in einem Fiasko endete.

2007 verbündete sich die spanische Santander mit der niederländischen Fortis und der britischen Royal Bank of Scotland, um gemeinsam die niederländische Grossbank ABN Amro zu kaufen und zu zerschlagen. Santander reichte den Grossteil der Beute gleich wieder weiter, Fortis und die RBS übernahmen sich und mussten im Zuge der Krise vom Staat gerettet werden. 

Gewagtes Manöver

Für die Unicredit wäre nun der Griff nach der Credit Suisse ein ähnlich gewagtes Manöver. Beide Banken sind an der Börse ungefähr gleich viel Wert, um die Schweizer Bank zu kaufen, müssten die Italiener also eine riesige Kapitalerhöhung stemmen. 

Ob die EZB und die Finma als Regulierer ausgerechnet in Kriegszeiten eine komplexe grenzüberschreitende Bankübernahme erlauben würden, daran darf zudem gezweifelt werden. 

So sehr die CS derzeit unter den unsicherern Zeiten leidet, so bieten diese ihr wohl auch einen gewissen Schutz.