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Skepsis bei Investoren
Der neue Strategieplan der Credit Suisse fällt an der Börse durch

Der Portugiese António Horta-Osório leitet seit April den Verwaltungsrat der Credit Suisse. Er soll die Bank in eine skandalfreie Zukunft führen.
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Anleger haben am Donnerstag mit ihrem Portemonnaie über die neue Strategie der Credit Suisse abgestimmt und das Ergebnis ist eindeutig: rund 5 Prozent hat die Aktie der Schweizer Grossbank verloren. «Der Umbau ist im Rahmen des Erwarteten, es ist daran zu zweifeln, dass die Pläne ausreichen werden, um die Bewertung der Bank zu verbessern, deren Ursache neben den Skandalen im tiefen Profitabilitätsniveau liegt», sagte Andreas Venditti, Bank-Analyst bei Vontobel.

Konkret will die Bankführung um den Präsidenten António Horta-Osório die Investmentbank etwas stutzen: Sie soll künftig mit drei Milliarden Dollar weniger Eigenkapital auskommen, das entspricht einen Rückgang um rund 25 Prozent. Dieses Kapital will die Grossbank dann in ihr Kerngeschäft investieren, die Vermögensverwaltung. «Diese Strategie sollte stabilere Ergebnisse mit weniger Risiken bringen», sagte der Portugiese bei der Investorenkonferenz.

Er wiederholte sein Versprechen, nach der Skandalserie die Risikokontrollen zu verbessern und einen Kulturwandel einleiten zu wollen. «Hier gibt es aber keine schnellen Lösungen», sagte er.

Neue Kosteneinsparungen

Bis 2024 will die Grossbank pro Jahr 1 bis 1,5 Milliarden Franken in die vier Geschäftsbereiche Vermögensverwaltung, Schweiz Geschäft, Investmentbanking und Asset Management investieren. Diese Investitionen sollen durch «strukturelle Kosteneinsparungen finanziert werden».

Eine solche Summe dürfte ohne Stellenabbau nicht einzusparen sein, auch wenn Finanzchef David Mathers betonte, dass Stellenstreichungen nicht der Hauptfokus seien. Grosses Einsparpotential sieht er dagegen im neu geschaffenen zentralen Einkauf und in der Zusammenlegung der IT.

In Sachen Jobbau ist nur bekannt, dass 400 Jobs in der Investmentbank wegfallen werden. Denn die Credit Suisse wird sich aus dem so genannten «Prime Brokerage» zurück ziehen, das sind Geschäfte mit Hedgefonds. Der Schritt soll zusätzliche 400 Millionen Dollar Einsparungen bringen, so Mathers. Der Schritt ist eine Konsequenz aus dem Debakel mit dem Hedgefonds Archegos, bei dem die Grossbank über 5 Milliarden Dollar verlor.

CS eifert der UBS nach

Mit ihrer neuen Strategie nähert sich die Credit Suisse noch ein Stück mehr der UBS an. So passt die Credit Suisse ihre Struktur erneut an und dreht quasi jene Reformen zurück, die Ex-CS-Chef Tidjane Thiam vor einigen Jahren eingeleitet hatte. Thiam setzte darauf, das Vermögensverwaltungsgeschäft in drei regionale Einheiten aufzuteilen. Nun wird das Geschäft – analog zur UBS – wieder ein eine Einheit zusammengefasst. Hier sollen in den kommenden drei Jahren 500 Kundenberater eingestellt werden, vor allem in Asien und Nahost.

Die Sparte soll so die verwalteten Vermögen in den kommenden drei Jahren um 200 Milliarden auf dann 1,1 Billionen Franken gesteigert werden. Auf diese Weise soll die Sparte pro Jahr eine Milliarde Franken zusätzliche Umsätze generieren. Zudem will die CS sich aus zehn Märkten in der Vermögensverwaltung zurückziehen, vor allem in Afrika.

Der Umbau kostet zunächst viel Geld: Allein durch die Kürzungen bei der Investmentbank muss Credit Suisse einen weiteren Abschreiber von 1,6 Milliarden Dollar in der Sparte buchen. Der Abschreiber wird nötig, weil die Grossbank im Jahr 2000 die US-Investmentbank Donaldson, Lufkin & Jenrette gekauft hatte und die CS nun den Bilanzwert dieses Zukaufs wegen der Kürzungen korrigieren muss. Aufgrund des Abschreibers wird die CS im vierten Quartal einen Verlust ausweisen, kündigte die Bank an. Die Restrukturierung kostet neben dem Abschreiber bis Ende 2022 rund 400 Millionen Franken.


Danach soll alles besser werden: Als neues Finanzziel gab die CS an, eine Rendite auf das materielle Eigenkapital von mehr als 10 Prozent zu erreichen. Zum Vergleich: in den ersten neun Monaten kam die Bank auf einen Wert von 1,5 Prozent. Die UBS ist der CS hier enteilt und schaffte in den ersten neun Monaten 15,5 Prozent.

«Die Investmentbank zählt zum Kerngeschäft, sie bietet der Bank einen Wettbewerbsvorteil.»

Thomas Gottstein, Leiter der Geschäftsführung der Credit Suisse

Vor radikalen Schritten wie einer Abspaltung von Grossteilen der Investmentbank schreckt der neue Bank-Präsident António Horta-Osório zurück. «Die Investmentbank zählt zum Kerngeschäft, sie bietet der Bank einen Wettbewerbsvorteil», sagte Bank-Chef Thomas Gottstein. Mit dieser Ansicht steht er indes recht alleine dar, denn in den vergangenen Jahr haben die Verluste der Investmentbank regelmässig die guten Ergebnisse der anderen Teile der Bank ausradiert.

Einer immer wieder kolportierten Fusion mit der UBS oder eine anderen Bank gab der CS-Präsident eine klare Abfuhr: solch ein Schritt sei unnötig, denn «wir sehen signifikantes Wachstumspotential», so Horta-Osório. Bleibt ihm nur noch, auch die Investoren davon zu überzeugen