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Versuch, die Anleger zu beruhigen
Credit Suisse profitiert von der eigenen Krise

Blick auf den Hauptsitz der Credit Suisse am Paradeplatz in Zürich.
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Seit Tagen bewegt die Sorge um die finanzielle Ausstattung der Credit Suisse die Märkte. Nun sendet die Grossbank ein Lebenszeichen aus: Sie kündigte am Freitag an, für 3 Milliarden Franken eigene Schulden vorzeitig zurückkaufen zu wollen. 

Dabei profitiert die Credit Suisse sozusagen von ihrer eigenen Krise. Denn die Bedenken mit Blick auf die Solidität der Bank führen dazu, dass die Anleihen der Credit Suisse unter ihrem Nennwert gehandelt werden.

Schulden gibt es mit Preisabschlag

Konkret will die Grossbank Anleihen zurückkaufen, die derzeit mit 94 bis 95 Prozent des Nominalwertes gehandelt werden. Vereinfacht ausgerückt: Laufen die Titel aus, müsste die Bank 100 Franken zurückzahlen. Nun kann sie die Titel zu 95 Franken vom Markt nehmen und spart so Geld ein. Hinzu kommen die eingesparten Kosten für Zinsen.

Das Manöver soll aus zwei Gründen ein Zeichen der finanziellen Stärke aussenden: Zum einen zeigt die Credit Suisse dem Markt, dass sie 3 Milliarden Franken derzeit kurzfristig mobilisieren kann, um die eigenen Schuldtitel zu kaufen.

Handschrift des neuen Finanzchefs

Zum Zweiten sinkt durch den Rückkauf der Schuldenstand der Bank. Damit verbessert sich das Verhältnis von Verbindlichkeiten zum Eigenkapital, die Kapitalkennzahlen verbessern sich also. Laut Credit-Suisse-Kreisen ist dieser Effekt aber nicht sonderlich gross. 

Branchenkreise sehen in dem Schritt die Handschrift des neuen Finanzchefs der Bank, Dixit Joshi. Er war zuvor der Schatzmeister der Deutschen Bank, die ebenfalls eine tiefe Krise durchlief. Sie kaufte 2016 in der Amtszeit von Joshi eigene Schulden im Wert von mehreren Milliarden Dollar zurück, um Zweifel an der eigenen finanziellen Solidität auszuräumen. 

Wenn Schuldtitel unter ihrem Nominalwert von 100 Prozent gehandelt werden, hat dies für Banken aber auch handfeste Nachteile. Denn um neue Bankgeschäfte zu refinanzieren, muss die Bank entsprechend hohe Zinsen bieten, damit sie neue Schuldpapiere überhaupt loswird. 

Das ist ein echter Wettbewerbsnachteil. Denn wenn es darum geht, einen grossen Firmenkredit zu refinanzieren, sieht sich die Credit Suisse derzeit höheren Kosten ausgesetzt als Konkurrenten wie die UBS. Die Credit Suisse verweist in diesem Punkt darauf, dass sie ihre geplanten Refinanzierungen für dieses Jahr bereist grösstenteils unter Dach und Fach habe. Sprich, die Bank braucht zur Finanzierung des laufenden Geschäfts derzeit kein frisches Geld. 

Ratingagentur sieht «zunehmende Risiken»

Eine ganz andere Frage ist, ob die Grossbank die anstehenden Kosten aus dem geplanten Umbau ohne Kapitalaufnahme stemmen kann. Wie teuer der Umbau wird, ist unklar. Am 27. Oktober will Bankchef Ulrich Körner die Details seines Umbauplans vorstellen. Dessen Kernpunkt ist, die Investmentbank deutlich zu verkleinern. 

Die Ratingagentur Standard & Poor’s sieht für die Credit Suisse aufgrund der jüngsten Turbulenzen und des sich verschlechternden Marktumfelds «zunehmende Risiken», den Weg aus der Krise zu schaffen. Dennoch bestätigte sie ihre Einstufung der Kreditwürdigkeit der Grossbank. Der Ausblick bleibt indes bei «negativ».

Die Ratingagentur Moody’s rechnet laut einem Reuters-Bericht bei der Grossbank mit einem Jahresverlust von 3 Milliarden Dollar. Träte dies so ein, würde die Quote des harten Eigenkapitals von 13 Prozent fallen – was Folgen für die Einstufung der Kreditwürdigkeit hätte. 

An der Börse schien am Freitag aber vorwiegend der Schuldenrückkauf für Erleichterung zu sorgen. Die Aktie der Credit Suisse legte um über 5 Prozent zu. Sie kostet damit wieder deutlich mehr als 4 Franken.