Coronavirus in der Schweiz+++ Post: So viele Pakete wie am «Black Friday» +++ Handydaten zeigen, dass Schweizer zuhause bleiben
Am 4. Mai kommt das Parlament in der Berner Messehalle zu einer ausserordentlichen Session zusammen. Schweizer Coronavirus-News im Ticker.
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Das Wichtigste in Kürze:
- Der Bundesrat hat per Notrecht einschneidende Massnahmen für die gesamte Bevölkerung verordnet. Diese gelten seit 17. März und bis mindestens 19. April.
- Die Schweizer Regierung schnürt ein gut 40 Milliarden Franken schweres Hilfspaket für die Wirtschaft.
- Gruppen über fünf Personen sind verboten und werden gebüsst.
- Wann und wie stark die Massnahmen wirken, zeigt der Vergleich des Schweizer Covid-19-Ausbruchs mit anderen Ländern.
- Die wichtigsten Fragen und Antworten zur aktuellen Lage: Alles zum Ausbruch des Coronavirus.
Engpässe bei Corona-Tests
Die zur Zeit vorhandene Zahl der Coronavirus-Tests reicht nach Angaben der Pharmaindustrie nicht aus, um wie von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlen weitreichende Tests durchzuführen. «Die Nachfrage übersteigt das Angebot bei Weitem», sagte der Chef der Schweizer Pharmafirma Roche, Severin Schwan, am Donnerstag in einer virtuellen Pressekonferenz des Dachverbands der Pharmafirmen, IFPMA. «Es ist wichtig, dass die Tests zunächst für Risikopatienten und solche mit Krankheitssymptomen sind. Breites Testen ist einfach nicht möglich.»
Roche hatte als eine der ersten Firmen Mitte März eine US-Zulassung für einen hochautomatisierten Coronavirustest bekommen. Damit können innerhalb von 24 Stunden bis zu 4000 Proben auf das Virus Sars-CoV-2 getestet werden. Andere Firmen sind nachgezogen. Die Kapazitäten würden stündlich hochgefahren, sagte Severin. Auf Monatsbasis stünden inzwischen Tests im zweistelligen Millionenbereich zur Verfügung.
Medikamente gegen Covid-19 gibt es nach Angaben der Pharmafirmen bislang nicht, obwohl etliche bereits vorhandene Substanzen getestet werden. «Wir haben keine belastbaren Hinweise, dass irgendetwas ausser der Standardbehandlung auf Intensivstationen hilft», sagte der Impfstoffchef von Takeda, Rajeev Venkayya.
Frühestens in 12 bis 18 Monaten
Bislang sei ein Impfstoff in klinischen Tests, mehrere weitere in der Pipeline, sagte David Loew, Executive Vice President bei Sanofi Pasteur. Venkayya dämpfte aber die Erwartungen: «Die Begeisterung ist immer gross, wenn klinischen Studien beginnen. Aber ein Teil solcher Test, oder die meisten, werden danebengehen.» Die Pharmaunternehmen rechnen frühestens in 12 bis 18 Monaten mit einem Impfstoff.
Der Chef von Eli Lilly and Company, David Aricks, kritisierte das Horten von Medikamenten, sei es bei Patienten zu Hause, Apothekenketten oder auf nationaler Ebene. Die Industrie setze alles daran, Medikamente und Impfstoffe für alle zu produzieren.
Die Pharmachefs betonten, dass es keine Profitinteressen gebe. «Dies ist eine Krise der Menschheit, keine nationale Krise», sagte Ricks. Auch die Produktion von Wirkstoffen innerhalb nationaler Grenzen zu gewährleisten sei illusorisch, meinte Schwan. «Man kann nicht die globale Lieferkette in ein Land holen, es wäre schädlich, jetzt die Grenzen zu schliessen», sagte er.
«Nachfrage übersteigt das Angebot»: Roche-Chef Severin Schwan. (Keystone/20. Januar 2020)
BAG empfiehlt: Nur noch fünfköpfige Gruppen
Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) hat am Donnerstag mit einem Video noch einmal auf den Ernst der Coronavirus-Krise aufmerksam gemacht. Gruppen von mehr als fünf Personen sollen vermieden werden, heisst es darin.
Das gilt auch für Kinder, wobei immer die gleichen Kinder mit der gleichen Betreuungsperson eine Gruppe bilden sollen. Abstand sollte zu allen gehalten werden, auch zu Freunden und auch im Freien.
Das BAG ruft auch dazu auf, das Haus nur für die Arbeit, den Einkauf, das Joggen, Velofahren oder für Spaziergänge allein oder zu zweit zu verlassen. Personen, die einer Risikogruppe angehören, sollen zu Hause bleiben und sich helfen lassen.
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Post nimmt teilweise keine Sendungen mehr an
Die Schweizer Post nimmt für zahlreiche Länder keine Pakete und Briefe mehr entgegen. Grund sind die ausgefallenen Flüge aus der Schweiz. Für die anderen Länder dauert der Versand länger als üblich.
Viele internationale Fluggesellschaften hätten ihre Flüge wegen des Coronavirus entweder stark reduziert oder ganz eingestellt, teilte die Post am Donnerstag mit. Weil deshalb die Transportkapazitäten stark reduziert sind, nimmt die Post in ihren Postfilialen sowie in den Filialen mit Partnern ab sofort keine Briefe und Pakete in zahlreiche Länder mehr an. Die Länderliste reicht von «A» wie Vereinigte Arabische Emirate bis «Z» wie Zimbabwe.
Kundinnen und Kunden können für den Versand in diese Länder derzeit noch die Express-Versandart «Urgent» nutzen. Geschäftskunden können Pakete weiterhin mit Swiss Post GLS versenden. Allerdings kann die Post bei allen Exportsendungen die angegebenen Zustellzeiten nicht mehr einhalten.
Die Post muss wegen den ausgefallenen Flügen reagieren. (Keystone/Symbolbild)
Die Transportkapazitäten können sich gemäss Post jederzeit ändern. Weitere Anpassungen der Export-Dienstleistungen seien deshalb sehr kurzfristig möglich. Auch bei Sendungen in die Schweiz erwartet das Unternehmen Verzögerungen.
Briefe stellt die Post derzeit sowieso teilweise später zu. Bei «Einschreiben» unterschreibt die Pöstlerin oder der Pöstler, wenn Empfänger zuhause anzutreffen sind. Beim Schweizer Expressdienst «Mond» verzögert sich die späteste Zustellzeit von neun auf elf Uhr.
Zudem hat die Post etliche Filialen geschlossen. Sie gehört aber neben den Geschäften zur Lebensmittelversorgung, den Apotheken und Drogerien sowie den Banken zu den Dienstleistern, die offen bleiben.
BAG prüft Situation mit Ibuprofen
Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) riet am Dienstag davon ab, Fieber mit ibuprofen-haltigen Medikamenten senken zu wollen. In Einzelfällen sei beobachtet worden, dass es dabei bei mit dem Covid-19-Virus infizierten Personen zu einem verschlimmerten Krankheitsverlauf kam.
Bewiesen sei der Zusammenhang jedoch nicht, es gebe derzeit keine «eindeutigen Hinweise» darauf, dass diese Art von Medikamenten den Krankheitsverlauf verschlimmere, betonte das BAG. Der Zusammenhang werde aber derzeit überprüft. Das BAG rät daher zur vorsichtigen Einnahme von Ibuprofen-haltigen Medikamenten ab, bis ein Untersuchungsergebnis vorliegt. Zu den Medikamenten mit Ibuprofen zählen etwa Algifor, Dismenol, Dolo Spedifen und selbstredend alle, die «Ibuprofen» im Medikamententitel tragen.
Wer durch Fieber stark beeinträchtigt ist, soll als Alternative Medikamente mit dem Wirkstoff Paracetamol nehmen, rät das BAG. Medikamente auf Basis von Paracetamol sind etwa Dafalgan, Panadol oder Doloran.
Bund stoppt Drive-Through-Tests
Der Kanton Bern darf seine drei geplanten Drive-Through-Testzentren vorerst nicht in Betrieb nehmen. Ab nächster Woche hätten dort jeweils bis 1000 Tests pro Tag durchgeführt werden sollen. Das Bundesamt für Gesundheit teilte mit, die Zentren seien «on hold». Das bedeutet: Sie dürfen weiter geplant, vorerst aber nicht eröffnet werden. Der Grund: In der Schweiz erlaubt das derzeit vorhandene Material keine starke Ausweitung der Corona-Tests. (ldc)
Über 800 neue Coronavirus-Fälle
In der Schweiz ist die Zahl der Coronavirus-Erkrankten auf 3888 Fälle angestiegen. Davon waren 3438 bestätigt, und bei 450 Fällen war nach einem ersten positiven Resultat die Bestätigung noch ausstehend, wie das Bundesamt für Gesundheit (BAG) mitteilte.
Betroffen seien nun alle Kantone der Schweiz und das Fürstentum Liechtenstein, schreibt das BAG weiter. Am (gestrigen) Mittwoch waren dem BAG noch 2772 bestätigte Fälle gemeldet worden, und bei 256 Fällen stand die Bestätigung nach einem ersten positiven Resultat noch aus.
Die Zahl der Todesfälle wird vom BAG mit 33 angegeben.
Das BAG informiert heute Nachmittag um 14 Uhr über den Stand der Dinge. Wir berichten live.
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Nur noch ein Kunde pro zehn Quadratmeter
Die Schweizer Detailhändler beschränken die Anzahl Kunden in ihren Geschäften. Pro zehn Quadratmeter Ladenfläche soll nur noch eine Kundin oder ein Kunde einkaufen dürfen. Diese Massnahme erfolgt auf Geheiss des Bundesamts für Gesundheit (BAG).
Die Detailhändlerverbände begrüssen die Präzisierungen des BAG im Kampf gegen das Coronavirus und halten die Massnahmen für sinnvoll. Diese erlaubten nun eine schnelle und einheitliche Umsetzung.
Neben der Beschränkung der Kundenzahl gehört auch das Bereitstellen von Desinfektionsmitteln zu den Massnahmen. Im weiteren gibt es Signaltafeln für das Social Distancing an den Kassen, die zum Einhalten einer Mindestdistanz von zwei Metern auffordern. Die Griffe von Einkaufswagen und Einkaufskörben sowie die Touchscreens an Selbstbezahlmöglichkeiten werden täglich gereinigt.
Um die Kundenzahl in den Geschäften zu kontrollieren, stehen mancherorts Angestellte vor den Eingängen, zählen die Kunden und verwehren ihnen den Zutritt, wenn die Obergrenze erreicht ist.
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Die Interessengemeinschaft Detailhandel und die Swiss Retail Federation räumen dem Schutz des Personals oberste Priorität ein, gehe es doch um die Versorgung der Bevölkerung, heisst es in einer Mitteilung. Die Angestellten sind laut Communiqué derzeit grossen Belastungen ausgesetzt. Man unternehme alles zu ihrem und auch zum Schutz der Kunden.
Dabei stehen Kundinnen und Kunden ebenfalls in der Pflicht. Gemäss den Verbänden sind sie gehalten, möglichst mit Kredit- oder Debitkarten statt mit Bargeld zu bezahlen. Auch die Benutzung der Selbstbezahl-Stationen senke das Übertragungsrisiko.
Applaus für Ärzte und Pflegepersonal
Am Freitag um 12.30 Uhr soll die Bevölkerung in der Schweiz dem Gesundheitspersonal mit einem Applaus für ihren Einsatz danken. Die grossen Medienhäuser haben gemeinsam zu dieser Dankes-Aktion aufgerufen.
Es sollen möglichst viele Menschen für 60 Sekunden innehalten und auf Balkonen, Terrassen, auf der Strasse oder an den Fenstern dem medizinischen Personal applaudieren, teilt Stefan Heini, Leiter der Unternehmenskommunikation von CH Media, mit.
Der Applaus gelte allen Ärztinnen und Ärzten, Pflegerinnen und Pflegern, allen Mitarbeitenden in Arztpraxen, allen Spitälern im Land und allen anderen, die im medizinischen Bereich einen «ausserordentlichen Effort» leisten.
An der Aktion beteiligt sind die Medienhäuser CH Media, TX Group (Tamedia), Ringier, NZZ und die SRG, um eine möglichst breite Öffentlichkeit zu erreichen. Die kleineren Medien werden gemäss Heini via Verband abgeholt.
Am Donnerstagabend um 19 Uhr soll zudem in Zürich applaudiert werden. Die «Heldinnen und Helden von heute» seien alle Menschen, die im Gesundheitssektor, Service Public, in Verkaufsstellen, Supermärkten und überall da arbeiten, wo sie jetzt unbedingt gebraucht werden, schreibt das Portal Tsüri.ch. Deren Arbeit würde die Gesellschaft zusammenhalten und Leben retten. Dies gelte es jetzt zu würdigen.
Minimalflugplan bei Swiss
Die Swiss stellt auf einen Minimalflugplan mit einem Langstreckenflugzeug und fünf Kurzstreckenmaschinen um. Die Auslastung werde aber sehr gering sein, sagte Swiss-Chef Thomas Klühr am Donnerstag auf der Bilanzmedienkonferenz.
Armee beschafft Beatmungsgeräte
15 Kantone haben Unterstützung von der Armee angefordert. Das gab Armeesprecher Daniel Reist bekannt. Neu hinzugekommen sind Gesuche der Kantone Genf, Schaffhausen und Luzern. Bereits vorher Unterstützung beantragt hatten der Kanton Tessin, die beiden Basel, Graubünden, Neuenburg, Thurgau, Wallis, Bern, Waadt, Solothurn, Appenzell Ausserrhoden und Nidwalden.
Der Bundesrat hatte Anfang Woche die Mobilisierung von bis zu 8000 Armeeangehörigen bewilligt. Diese unterstützen die zivilen Behörden im Gesundheitsbereich, in der Logistik oder im Transportwesen.
Spitalbataillone machen sich in Ambri für den Epidemie-Einsatz bereit. Foto: Alessandro Crinari, Ti-Press/Keystone
Zudem stellt die Armee wichtiges medizinisches Material zur Verfügung.
Die Armee habe die Beschaffung von weiteren Beatmungs- und Monitoringgeräten in die Wege geleitet, teilte Reist weiter mit. Zusätzlich zu den vorhandenen rund 100 Einheiten würden weitere rund 900 Einheiten beschafft.
Telefone laufen heiss
Die Telekommunikationsinfrastruktur läuft am Limit. Der Bund schreibt von einer historisch einmaligen Situation, Swisscom und Sunrise berichteten von «punktueller Überlast». Die Kunden telefonierten derzeit deutlich mehr und auch länger - über das Mobil- und das Festnetz. Das erfordere vonseiten Swisscom «laufend Massnahmen» wie etwa die engmaschige Überwachung des Netzes.
Wegen vieler Anfragen von Geschäftskunden muss der grösste Telecomanbieter der Schweiz zudem priorisieren. Vorrang hätten «die Bedürfnisse derjenigen unserer Geschäftskunden, welche einen zentralen Dienst in der Landesversorgung wahrnehmen, wie Blaulichtorganisationen, Spitäler, Ärzte und Behörden».
Nachfrage im öffentlichen Verkehr sinkt
Die Bahn- und Busunternehmen dünnen wegen der Coronavirus-Pandemie ihre Fahrpläne ab Donnerstag aus. Zurzeit werden die Fahrpläne überarbeitet, von Hand, wie der SBB-Railservice via Twitter mitteilt.
Wer mit öffentlichen Verkehrsmitteln reisen will, sollte den Online-Fahrplan konsultieren. Dieser wird in der Übergangszeit jeweils bis 20 Uhr für den Folgetag aufdatiert.
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Schon ab heute Donnerstag fallen die Zusatzzüge im Fernverkehr während der Hauptverkehrszeit aus. Nachtzüge fahren nicht mehr, und internationale Züge innerhalb der Schweiz fahren nur bis an die Landesgrenzen.
Trotz der Ausdünnung könne das «Social Distancing» in Zügen und Bussen ermöglicht werden, antwortet der Railservice auf eine Frage aus dem Publikum. Eingestellt werden auch der Betrieb in den Speisewagen und Bistros sowie der Service am Sitzplatz.
Nachfrage gesunken
Das GA kann für 30 Tage ohne Gebühr hinterlegt werden. Sparbillette und Spartageskarten werden ab Donnerstag vorübergehend nicht mehr verkauft, wie die SBB schreiben. Im öffentlichen Verkehr sei die Nachfrage stark zurückgegangen und es sei eine weitere Frequenzreduktion zu erwarten. Zudem seien erste Personalengpässe bei den Transportunternehmen spürbar.
Fiebermittel ab sofort rationiert
Der Bundesrat rationiert den grössten Teil der Medikamente, darunter die gängigsten Schmerzmittel und fiebersenkenden Medikamente. Damit sollen Hamsterkäufe gestoppt werden.
In den letzten Tagen waren gewisse Medikamente in Apotheken nicht mehr erhältlich. Grund dafür war aber nicht ein Mangel. Wegen der Nachfrage sei man in der Lieferkette nicht mehr nachgekommen, sagte Stephanie Balliana, Sprecherin des Apothekerverbands Pharmasuisse, auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.
Die letzten Tage hätten gezeigt, dass die Kundschaft nach unnötigen Reserven verlange. Die Verordnung des Bundesrats soll diese Hamsterkäufe stoppen. «Die Massnahme soll dafür sorgen, dass jene Leute die Medikamente bekommen, die sie tatsächlich brauchen», sagte Balliana.
Gestützt auf das Landesversorgungsgesetz hat der Bundesrat am Mittwoch entschieden, dass ab sofort pro Einkauf nur noch eine Packung verkauft werden darf. Betroffen sind alle verschreibungspflichtigen Medikamente sowie Produkte wie Aspirin, Calciumpräparate, gewisse Hustenmittel, Paracetamol, Ibuprofen, Diclofenac, Mefenaminsäure oder Produkte mit Codein.
Eine spezielle Regelung gilt für chronisch Kranke: Auf Verschreibung des Arztes darf der Bedarf von bis zu zwei Monaten gedeckt werden. Die Rationierung gilt für sechs Monate.
Der Apothekerverband erachte die Verordnung des Bundesrats als äusserst sinnvolle Massnahme, um die Versorgungssituation zu stabilisieren, sagte Balliana. «Wir gehen davon aus, dass in kurzer Zeit in den Apotheken alles wieder verfügbar ist.»
Die Liste:
- Acetylsalicylsäure
- Calcium carbasalat
- ASS Kombinationen
- Calcium carbasalat-Kombinationen
- Metamizol
- Paracetamol
- Paracetamol-Kombinationen
- Ibuprofen
- Diclofenac
- Mefenaminsäure
- Codein
- Noscapin
- Dextromethorphan
- Opium-Alkaloide-Kombinationen
- Opium-Derivate und Expektoranzien
(fre)
Bundesrat sagt Volksabstimmung ab
Der Bundesrat sagt wegen des Corona-Virus die eidgenössische Volksabstimmung vom 17. Mai ab. Das hat die Landesregierung am Mittwoch nach einer ausserordentlichen Sitzung mitgeteilt.
Drei Vorlagen sollten am 17. Mai vors Volk kommen, allen voran die Begrenzungsinitiative der SVP. Das Volksbegehren will die Personenfreizügigkeit mit der EU kündigen und würde damit auch den bilateralen Weg beenden.
Zudem sind zwei Gesetzesvorlagen betroffen, gegen die das Referendum ergriffen wurde: das revidierte Jagdgesetz sowie die Erhöhung der Kinderabzüge bei der direkten Bundessteuer.
Die Regierung argumentiert, dass in der jetzigen Situation die demokratische Meinungsbildung der Bürgerinnen und Bürger beeinträchtigt wäre. «Aufgrund der Covid-19-Situation können Informations- und Publikumsveranstaltungen nicht stattfinden; Parteien und andere politische Akteure müssen auf die Durchführung von Versammlungen zur Parolenfassung verzichten.»
Wann die drei Abstimmungen stattfinden werden, hat der Bundesrat noch nicht entschieden. Bis Ende Mai will er entscheiden, ob der nächste ordentliche Urnengang am 27. September stattfinden kann und welche Vorlagen dann vors Volk kommen.
Zudem hat der Bundesrat beschlossen, dass verschiedene Sammel- und Behandlungsfristen für laufende Referenden und Initiativen für eine begrenzte Zeit ruhen sollen. Damit werde berücksichtigt, dass derzeit kaum mehr Unterschriften im öffentlichen Raum gesammelt werden können. Moment laufen unter anderem Unterschriftensammlungen gegen neue Kampfjets, gegen das Freihandelsabkommen mit Indonesien, für ein E-Voting-Moratorium und für eine 13.-AHV-Rente. Diese Referenden und Volksbegehren bekommen nun einen Fristaufschub. Die exakteDauer des Fristenaufschubs wird später geregelt. (hä)
Westschweizer Regierungen setzen sich für Ausgangssperren ein
Die Waadtländer Regierungspräsidentin Nuria Gorrite (SP) hat an einer Medienkonferenz am Mittwochnachmittag angetönt, dass die Regierung an den Bundesrat gelangte und ein Ausgangsverbot fordert. Auch andere Westschweizer Regierungen stünden hinter dieser Forderung, so Gorrite. Doch die Kantone könnten nicht selbst entscheiden, das müsse der Bundesrat tun. (phr)
Nur zwei Drittel der aufgebotenen Soldaten eingerückt
Am Mittwoch ist die erste Tranche der für den Ernstfall mobilisierten Spital- und Sanitätseinheiten eingerückt. Von den aufgebotenen Soldaten tauchten aber nur zwei Drittel auf. Man gehe aber davon aus, dass es noch Nachzügler geben werde, sagt Armeesprecher Stefan Hofer. Die Quote der Einrückenden liege «im Rahmen der Erwartungen und Erfahrungen aus den Mobilmachungsübungen» im Rahmen der Armeereform WEA, so Hofer.
Die nicht erschienen Soldaten werden nun von der Armee kontaktiert. Falls ein Armeeangehöriger sein Nichteinrücken nicht begründen kann, zum Beispiel mit einem Arztzeugnis, erhält er eine zweite Aufforderung. «Falls er diese wiederum nicht befolgt, wird der Fall der Militärjustiz übergeben», erklärt Hofer.
Derweil steigen auch beim Militär die Corona-Zahlen rasch. Inzwischen sind bereits 250 Soldaten wegen des Virus nicht einsatzfähig - sei es weil sie selber erkrankt sind, sei es, weil sie als Verdachtsfall gelten. Einen Tag nach den ersten Krankheits-Fällen in der Kaserne Airolo TI sind bereits zehn Armeeangehörige positiv getestet worden. 186 Soldaten wurden deswegen in Quarantäne versetzt, 60 befinden sich in Isolation. Laut Armeeangaben befinden sich nur fünf der Erkrankten in der Kaserne Airolo - das heisst, dass die Armee nun auch ausserhalb dieser Kaserne erste Fälle hat. (hä)
Hunderte Schweizerinnen und Schweizer im Ausland blockiert
Mehrere Hundert Reisende aus der Schweiz sitzen wegen des Ausbruchs der Corona-Pandemie derzeit irgendwo im Ausland fest. Die Reisebüros tun ihr Möglichstes, um die Heimreise von Kunden zu organisieren. Die Helpline des EDA erhält nach Angaben von Aussenminister Ignazio Cassis täglich über 1000 Anrufe.
Doch nicht alle Reisenden haben sich bei den Botschaften oder auf der Plattform Itineris des Aussendepartements EDA eingetragen, wie das EDA am Mittwoch schriftlich mitteilte. Über die Plattform können Reisende bei schweren Krisen im Ausland informiert werden. Zurzeit haben sich rund 15'000 Personen auf Itineris registriert.
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Hotelplan habe noch mehrere hundert Kundinnen und Kunden im Ausland, die in die Schweiz zurück wollten, sagte Bianca Gähweiler, Sprecherin von Hotelplan Suisse, am Mittwoch der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Man unternehmen alles, um für sie Flüge zu finden. Falls nötig, kümmere sich Hotelplan auch um Unterkünfte.
Ähnlich tönt es bei TUI. Werde der Flugplan geändert oder würden Flüge abgesagt, suche man eine Lösung mit betroffenen Kunden. Man sei in Kontakt mit allen Kunden und habe ihnen zugesichert, sich um sie zu kümmern.
Heikle Lage in Marokko
Heikel sei die Lage in Marokko, in Südafrika und auch in der Ukraine, hiess es beim EDA. Für die Ausreise von Schweizerinnen und Schweizern aus Marokko hätten diplomatische Schritte unternommen werden müssen. Am Dienstag seien mehrere Flüge von Fluggesellschaften mit Schweizer Sitz durchgeführt worden.
Diese Flüge sind laut EDA kommerziell. Die Reisenden sind selbst verantwortlich für die Buchung und müssen die Kosten tragen, hält das Aussendepartement fest.
Die Schweizer Vertretungen in Pretoria und in Kiew sind in Kontakt mit rückreisewilligen Schweizern und den Behörden vor Ort. Auch hier ist das Ziel, herauszufinden, wie die Schweiz Unterstützung leisten kann. Risikogebiete sind ausserdem Ägypten, die Philippinen, Santo Domingo, Brasilien und Peru.
Das Zeitfenster für Heimreisen ist teilweise schon geschlossen. «Wir versuchen, mit diplomatischen Démarchen Verlängerungen zu erreichen», sagte Hans-Peter Lenz, Chef des Krisenmanagement-Zentrums im Aussendepartement EDA, in der Sendung «Rendez-Vous» von Schweizer Radio SRF.
Departementsvorsteher Ignazio Cassis rief die Reisenden auf, keine Zeit zu verlieren bei der Buchung eines Fluges in die Schweiz. Sie sollten dies tun, bevor die Grenzen geschlossen würden.
Von Gesetz wegen kein Anspruch
Von Gesetzes wegen können Schweizerinnen und Schweizer keinen Anspruch erheben auf eine organisierte Repatriierung aus einem Krisengebiet oder in einer Krisenlage. Alle Touristinnen und Touristen seien für ihre Heimreise selbst verantwortlich, sagte Lenz.
Das EDA unterstützt Reisebüros und Fluggesellschaften, wenn es um das Einholen von Landebewilligungen oder um Fristverlängerungen geht. Wenn dies alles keine Früchte trage - und das werde bei einigen Destinationen der Fall sein - werde die Schweiz eigene Rückreisen auf die Beine stellen, sagte Lenz. Das sei möglich, aber komplex. Dazu komme, dass die Mittel beschränkt seien.
Keine Visa mehr
Der Bundesrat hat das Einreiseverbot mit Ausnahmen nach Italien, Frankreich, Deutschland und Österreich auch auf Spanien ausgedehnt. Zudem hat er die Erteilung von Visa für vorerst drei Monate ausgesetzt.
Damit soll der Schutz der Bevölkerung vor dem Coronavirus weiter verstärkt werden, wie die Landesregierung am Mittwoch mitteilte. Die Einreisebeschränkungen gelten zudem ab sofort auch für den Luftverkehr aus Italien, Frankreich, Deutschland und Österreich sowie allen Nicht-Schengen-Staaten. Die Grenzkontrollbehörden werden an den Flughäfen entsprechende Dispositive aufbauen
Die Einreise aus den fünf Schengen-Staaten Italien, Frankreich, Deutschland, Österreich und Spanien auf dem Luft- oder Landweg ist nur noch Schweizer Bürgern sowie Personen erlaubt, die aus beruflichen Gründen in die Schweiz reisen müssen oder sich in einer Situation «absoluter Notwendigkeit» befinden. Transit- und Warenverkehr sind weiterhin zugelassen.
Einreisen an den Schengen-Aussengrenzen werden mit wenigen Ausnahmen grundsätzlich verboten. Die Schweiz folgt damit gemäss der Mitteilung der Praxis der anderen Schengen-Staaten. Grundsätzlich wird die Schweiz während 90 Tagen auch keine Schengen-Visa mehr ausstellen.
Auch nationale Visa werden nur noch in Ausnahmefällen erteilt. Diese Ausnahmen betreffen visumspflichtige Familienangehörige von Schweizer Bürgerinnen und Bürgern mit einem Anwesenheitsrecht in der Schweiz sowie Spezialisten aus dem Gesundheitsbereich.
Keine Betreibungen
Vom 19. März bis und mit 4. April 2020 dürfen Schuldnerinnen und Schuldnern in der ganzen Schweiz nicht betrieben werden, wie der Bundesrat in einer Mitteilung schreibt. Den entsprechenden so genannten Rechtsstillstand im Betreibungswesen hat der Bundesrat an seiner Sitzung vom 18. März 2020 angeordnet. Damit sollen Schweizer Unternehmen in diesem Bereich eine gewisse Entlastung erfahren.
Kantone Genf und Waadt schliessen Baustellen
Auf Baustellen in den Kanton Genf und Waadt darf wegen der Ausbreitung des Coronavirus bald nicht mehr gearbeitet werden. Dies haben die Regierungen der beiden Westschweizer Kantone am Mittwoch beschlossen.
Im Kanton Waadt schliesst das Dekret zudem gewisse industrielle Tätigkeiten ein, sofern die Gesundheit der Mitarbeitenden nicht gewährleistet werden kann. Die Waadtländer Regierungspräsidentin Nuria Gorrite (SP) sprach an einer Medienkonferenz von einer «sehr ernsten Lage». «Gefährdete Menschen gehen weiterhin aus dem Haus und die am wenigsten gefährdeten Menschen versammeln sich weiterhin in grosser Zahl auf öffentlichen Plätzen oder am Arbeitsplatz», sagte sie.
Viele nicht wesentliche wirtschaftliche Aktivitäten gingen weiter. Der Kanton habe deshalb beschlossen, den gesamten Handlungsspielraum zu nutzen, der ihm nach den Bundesbestimmungen zur Verfügung stehe. Die Verordnung tritt am Mittwoch 18 Uhr in Kraft. Die Polizei wird Kontrollen durchführen.
Geldstrafen von bis zu 300'000 Franken drohen
Im Kanton Genf werden die Baustellen ab Freitag geschlossen. Wer sich nicht an das Verbot hält, riskiert hohe Strafen. «Zuwiderhandlungen können mit einer Geldstrafe von bis zu 300'000 Franken geahndet werden», sagte der Genfer Staatsrat Serge Dal Busco (CVP) an einer Online-Medienkonferenz der Regierung.
Ausnahmen können aus Gründen der Sicherheit oder eines überwiegenden öffentlichen Interesses erlaubt werden. Entsprechende Anträge werden von einem dreigliedrigen Gremium aus Gewerkschaften, Arbeitgebern und dem Staat beurteilt.
Die Gewerkschaft Unia hatte die Regierungen in mehreren Kantonen dazu aufgefordert, einen Baustopp anzuordnen. Der Schweizerische Baumeisterverband (SBV) ist hingegen der Ansicht, dass mit flächendeckenden Baustellenschliessungen niemandem gedient sei. Er will die Arbeiter auf den Baustellen mit hygienischen Massnahmen und organisatorischen Anpassungen vor dem Coronavirus schützen.
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