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Erkrankungen der Atemwege
Zahl der Lungen­entzündungen steigt stark

Eine schwerkranke Person an Covid 19 wird mit einer Lungenersatz-Maschine am Leben erhalten auf der Intensivstation Covid 19 des Stadtspitals Zuerich Triemli, fotografiert am Mittwoch, 15. Dezember 2021 in Zuerich. (KEYSTONE/Gaetan Bally)
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Mehr als eine Woche lang hatte die 13-Jährige einen lästigen Husten, dazu hohes Fieber sowie Hals- und Bauchschmerzen. Mit der Zeit wurde die Erkrankung schlimmer: Zunehmend litt sie an Atemnot und musste Ende vergangenen Jahres im Universitäts-Kinderspital Zürich (Kispi) über eine Gesichtsmaske mit zusätzlichem Sauerstoff versorgt werden. Auf beiden Lungenflügeln zeigte das Röntgenbild einen diffusen Schatten und vermehrt Flüssigkeit zwischen dem Lungen- und dem Rippenfell. Die Ursache: Eine Infektion mit kleinen Bakterien, sogenannte Mykoplasmen, die in seltenen Fällen auch zu schweren Lungenentzündungen führen können.

«Eigentlich waren die Mykoplasmen seit der Einführung der Massnahmen gegen die Corona-Pandemie im Frühling 2020 nahezu vollständig verschwunden», sagt Patrick Meyer Sauteur vom Kispi. Wie aus dem Nichts seien sie jedoch Ende vergangenen Jahres wieder aufgetaucht. Allein in den drei Monaten Oktober, November und Dezember 2023 hätten sie am Kispi diesen Krankheitserreger sogar 58-mal bei Kindern nachgewiesen, was einen Höchstwert an Mykoplasma-Fällen darstelle und ein Vielfaches mehr sei als sonst während eines ganzen Jahres. Das gleiche Phänomen liess sich auch in anderen Ländern Europas und Asiens sowie in den USA feststellen.

Radiologists consulting on lung x-ray, holding it against the negatoscope light in the office

Seit dem Spätherbst 2023 haben die Schweizer Kinderspitäler aufgrund einer sehr hohen Auslastung immer wieder Platzprobleme: Denn vor allem bei Babys und Kleinkindern kursierten gleichzeitig auch noch RS-Viren. «Die RSV-Welle war zwar nicht mehr so extrem wie ein Jahr zuvor, aber dennoch sehr stark», sagt Meyer Sauteur. Erneut mussten einige Patienten und Patientinnen mit schweren Atemwegserkrankungen durch RSV oder auch andere respiratorische Erreger aus Kapazitätsgründen in andere Spitäler verlegt werden und teilweise ähnlich wie in der Saison davor mit dem Helikopter in einen anderen Kanton geflogen werden.

Zwar sei dies für Eltern eine grosse Belastung gewesen, doch habe sich die medizinische Versorgung weiterhin als sehr gut erwiesen, betont Meyer Sauteur. Nun hofft er, dass der neue Impfstoff Nirsevimab, der in der Schweiz ab Herbst 2024 zur Verfügung stehen sollte, bei Säuglingen die Situation in der kommenden Saison entspannen wird. Aktuelle Studien mit geimpften Babys seien vielversprechend und zeigten, dass es dadurch nicht mehr zu so vielen Hospitalisationen und schweren Verläufen komme. 

Mehrere Infektionswellen überlappten sich

Bei Säuglingen und Kleinkindern ist RSV für die meisten Fälle von akuten Entzündungen der röhrenförmigen Verästelungen des Bronchialsystems verantwortlich. Bei älteren Menschen sowie Patienten und Patientinnen mit einer Immunschwäche kann der Krankheitserreger dagegen eher mal zu einer schweren Lungenentzündung führen. «RSV-Infektionen sind aber insgesamt gesehen viel seltener bei Erwachsenen», sagt Dominique Braun vom Universitätsspital Zürich. 

Trotz des Endes der Pandemie ist Sars-CoV-2 in Europa mit diversen Omikron-Subvarianten geblieben und hat letzten Dezember nochmals sehr viele Krankheitsfälle in der Schweiz verursacht. Inzwischen sind aber auch alle anderen typischen Erreger für Atemwegserkrankungen zurückgekehrt. «Die Grippe hatte im Januar einen ähnlich hohen Peak wie in der Saison zuvor, wurde aber im Vergleich zum vorherigen Winter um fast einen Monat nach vorne verschoben», erklärt Braun. Momentan seien die Infektionen mit Influenza-A-Viren wieder am Abflauen, was durch die höheren Temperaturen noch begünstigt werde.  

Gemäss einer aktuellen Auswertung des Bundesamts für Statistik (BFS) müssen in der Schweiz immer mehr Menschen aufgrund von Atemwegserkrankungen als Hauptdiagnose ins Spital eingeliefert werden. Im Zeitraum von 2012 bis 2022 gab es eine Zunahme von 37 Prozent. 2022 waren es 94’350 Erkrankte, knapp ein Drittel davon mit Lungenentzündungen. «Diese Entwicklung setzte bereits vor der Corona-Pandemie ein», sagt Braun. Dies könnte unter anderem daran liegen, dass immer mehr ältere Personen sogenannte immunsupprimierende Medikamente erhalten und besonders empfänglich für solche Erkrankungen sind. Weitere Gründe könnten ein vermehrtes Testen oder die bessere Erfassung der Daten sein.

Besonders gefährlich können für die Atemwege allerdings auch Sekundärinfektionen nach einer Grippe sein. Bekannt sind dabei vor allem Bakterien wie Pneumokokken oder Streptokokken der Gruppe A. Durch eine solche bakterielle Infektion kann sich die Lunge stark entzünden und Sekret absondern. Die Folgen der Grippe führen dann zu einem Spitalaufenthalt. Egal, ob jung oder alt – niemand ist ganz davor gefeit. «Auch wer vorher noch topfit war, kann daran erkranken», sagt Philipp Jent vom Inselspital Bern. Allerdings kämen bakterielle Sekundärinfektionen bei älteren Personen deutlich häufiger vor.

«Weniger bekannt ist, dass auch der überall in der Umgebung vorkommende Schimmelpilz Aspergillus fumigatus nach einer Grippe in seltenen Fällen zu einer schweren Lungenentzündung führen kann», gibt Philipp Jent zu bedenken. Gesunden machen die winzigen Pilzsporen, die ständig durch die Luft fliegen und eingeatmet werden, dagegen nichts aus. 

In dieser Saison wurden wieder Fälle von Pilzlungenentzündungen am Inselspital betreut. Nicht selten erfordern diese dann einen Aufenthalt auf der Intensivstation und eine mehrwöchige bis mehrmonatige Therapie. «Durch die Grippeimpfung vor der jeweiligen Saison können insbesondere bei älteren Personen das Risiko einer Erkrankung und die entsprechenden gesundheitlichen Folgen deutlich reduziert werden», sagt Jent. Dies entlaste nicht zuletzt auch die Spitäler in der Wintersaison.

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