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Chaos und Engpässe in Südengland
Corona und Brexit-Angst legen britische Häfen lahm

Der Containerhafen Felixstowe ist einer der britischen Seehäfen, die vollkommen überlastet sind.
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Am Mittwoch stellte der Autokonzern Honda die Fabrikation in seinem Werk im südwestenglichen Swindon auf unbestimmte Zeit ein, weil keine Autoteile aus dem Ausland mehr angeliefert werden. Baugeschäfte überall im Vereinigten Königreich berichten, dass es ihnen an Arbeitsgeräten, Baumaterialien und Dachziegeln fehlt und sie Aufträge nicht erfüllen können. Läden aller Art haben Schwierigkeiten, ihre Lager in der Vorweihnachtszeit aufzufüllen.

Zugleich haben sich auf den Strassen der südostenglischen Grafschaft Kent zum vierten Mal binnen zwei Wochen Lastwagen-Staus gebildet. Für die Staus gibt es eine ganze Reihe an Gründen: Wegen der Covid-Krise gibt es einen Mangel an Fähren, zudem verlangsamt die Pandemie die Abfertigung. Hinzu kommt der Brexit-Effekt: Denn viele Firmen bestellen bereits jetzt Extralieferungen von Gütern vom Kontinent, um sich auf die Post-Brexit-Zeit vorzubereiten.

Notplan wird früher in Kraft gesetzt

Diesen Freitag – früher als geplant – will die britische Regierung ihre «Operation Brock» in Gang setzen, mit deren Hilfe der Verkehrsfluss aufrechterhalten werden soll auf dem Weg zum Hafen Dover und zum Tunnelzug in Folkestone. Ernste Schwierigkeiten an diesen Grenzpunkten hatte man eigentlich erst zum 1. Januar erwartet, dem Datum, an dem Grossbritannien endgültig Binnenmarkt und Zollunion der EU verlässt.

Die bislang brisanteste Krise melden die Containerhäfen der Insel, allen voran Felixstowe und Southampton. Diese Häfen seien schon «nicht mehr funktionsfähig», zitierte die BBC gestern mehrere Frachtunternehmer. Als «beängstigend» bezeichneten Geschäftsleute, die keinen Nachschub mehr erhalten, die Situation.

Reduzierter Schiffsverkehr, in den Häfen festsitzende leere Container und eine dramatisch gestiegene Nachfrage nach Importen haben Engpässe verursacht, die oft wochenlange Verzögerungen zur Folge haben. Einige Frachtschiffe weigern sich offenbar schon, britische Häfen anzulaufen.

Die Frachtkosten steigen rapide, was die Preise für die Endverbraucher treibt.

Das Chaos hat Folgen für jeden: Denn die Frachtkosten steigen rapide, was die Preise für die Endverbraucher treibt. Die UK Major Ports Group, der Handelsverband der wichtigsten britischen Häfen, hat die Regierung um dringende Hilfe gebeten und davor gewarnt, dass den Briten mit dem Brexit-Datum vom 1. Januar weitere enorme Fracht- und Verkehrsprobleme ins Haus stehen.

Britische Experten sprechen von einer «gefährlichen Konstellation». Honda bedauerte, dass es «wegen der transportbedingten Verspätung der Anlieferung von Autoteilen» die Produktion vorübergehend einstellen müsse. Im November hatte bereits Nissan, der grösste Autoproduzent in Grossbritannien, für den Fall eines «No Deal»-Brexit die Schliessung seines Werks im nordenglischen Sunderland mit 7000 Beschäftigten angekündigt. Befürchtet wird auch, dass Vauxhall sein Werk in Port Ellesmere in Cheshire aufgibt.

Das eigene Geschäft ist wichtiger

Selbst glühenden Brexit-Befürwortern ist das eigene Geschäft wichtiger – wie etwa Sir Jim Ratcliffe. Der Milliardär teilte mit, dass sein Ineos-Autokonzern das neue Land-Rover-Modell Grenadier nicht wie geplant in Wales produzieren werde. Stattdessen verlegt Ratcliffe die Fabrikation des Wagens in die EU.

Dabei soll die walisische Regierung diesen Sommer bereits 5 Millionen Pfund ausgegeben haben, um Ratcliffe den Start der Grenadier-Produktion in Wales zu erleichtern. Nun rechnet sich der EU-Gegner aber bessere Chancen aus, wenn er sich einer «Weltklasse-Belegschaft» in Hambach in Lothringen bedient und 1300 Franzosen und Deutschen Arbeit gibt.