Wohneigentum ist begehrtCorona treibt die Preise hoch: Häuser werden noch teurer
Der neue Immobilien-Report zeigt, wo Covid-19 seine Spuren hinterlassen hat. Während die Mieten schweizweit weitersinken, sind die Preise für Einfamilienhäuser nochmals gestiegen. Besonders gefragt sind Solothurn, Olten und das obere Emmental.
Ein Einfamilienhaus mit fünf Zimmern und einer Wohnfläche von 101 Quadratmetern für 630’000 Franken? In Olten SO, wo diese Immobilie derzeit zum Verkauf steht, ist sie wohl gerade so gefragt wie lange nicht. Denn die Suche nach den eigenen vier Wände verlagert sich aktuell auf kleine und mittelgrosse Städte. Und dort, wo die Nachfrage steigt, ziehen die Preise mit.
Das aktuelle Immo-Monitoring der Beratungsfirma Wüest Partner zeigt, wie sich Corona auf den Immobilienmarkt ausgewirkt hat und weiter auswirken wird.
So ist die Nachfrage nach Wohneigentum in den Sommermonaten dieses Jahres gestiegen. Laut Wüest Partner lag sie schweizweit im zweiten Quartal sogar über dem Niveau vom Vorjahresquartal. Besonders Einfamilienhäuser sind gefragt wie schon lange nicht mehr. Und so könnte der Traum von den eigenen vier Wänden für viele Schweizerinnen und Schweizer in weite Ferne rücken.
In Zentren wie Zürich oder Bern sind die Preise für Einfamilienhäuser bereits heute für die wenigsten erschwinglich. Bis Mitte 2020 erhöhte sich der Schweizer Durchschnittspreis für Einfamilienhäuser um 3,3 Prozent.
Kleinere Städte sind gefragt
Nun zeigen die Zahlen von Wüest Partner, dass neu Regionen Preisanstiege erfahren, die vorher weniger gefragt waren: Olten, Solothurn oder etwa das obere Emmental. Im zweiten Quartal dieses Jahres stiegen die Preise für Einfamilienhäuser in Olten im Vergleich zum Vorjahresquartal um 3,8 Prozent an. In Solothurn waren es 4,2 Prozent.
Grund für diese Veränderung ist unter anderem die Corona-Pandemie. «Der Trend zum Homeoffice hat diese Entwicklung beschleunigt», sagt Robert Weinert, Leiter Immo-Monitoring von Wüest Partner. Überdies wurde das Tiefzinsumfeld im Zuge der Bekämpfung der wirtschaftlichen Auswirkungen durch die Pandemie nochmals verlängert. Finanzierungskosten von Wohneigentum würden auf absehbare Zeit vielerorts tiefer bleiben als die Mieten.
Und Homeoffice, Ängste vor einem erneuten Lockdown und den Auswirkungen des Virus machen Regionen wie Olten, Solothurn oder das obere Emmental nun attraktiver. «In die Zentren Bern, Basel oder Zürich ist es von dort nicht weit mit dem Auto, und auch die ÖV-Verbindungen sind gut», sagt Weinert. Zudem seien die kleineren Städte durch ihre Infrastruktur wie Schulen, Supermärkte oder das kulturelle Angebot attraktiver als das Haus im Grünen mitten auf dem Land. Was auch erklärt, warum die Immobilienpreise auf dem Land kaum Preisanstiege verzeichnen.
Suche nach dem eigenen Haus wird schwieriger
Wegen der nochmals gestiegenen Nachfrage dürfte die Suche nach dem passenden Wohneigentum noch anspruchsvoller werden. So fallen bei den Einfamilienhäusern drei Suchabos auf ein Inserat, schreiben die Immobilien-Experten in ihrem Report.
Und wer sucht, macht zunehmend Abstriche: Die Suchabos nach Einfamilienhäusern mit einer kleineren Wohnfläche mit rund fünf Zimmern, haben laut Wüest Partner zugenommen. Denn kleinere Objekte sind tendenziell auch günstiger.
Und die Preise dürften weitersteigen. Denn viele Leute mit hohem Einkommen seien von der Corona-Pandemie weniger stark betroffen und mussten nur geringe Lohneinbussen in Kauf nehmen.
Zudem ist das Angebot an Einfamilienhäusern – besonders in einer erschwinglichen Preisklasse – knapp. In der Nähe der hochpreisigen Zentren zum Beispiel sei der Anteil der Objekte, die weniger als 1 Million Franken kosten, stark beschränkt. Und das Angebot dürfte knapp bleiben.
Auch wenn sich die Bautätigkeit merklich abschwäche, so würden doch weiterhin Mehrfamilienhäuser gebaut. «Das Bauland soll effizient genutzt werden, und wir sehen, dass die Neubautätigkeit für Einfamilienhäuser klein ist», sagt Experte Weinert. So steigt die Nachfrage, das Angebot aber verändert sich kaum, und die Preise für Einfamilienhäuser steigen weiter.
Ein Nebeneffekt der gestiegenen Nachfrage nach dem eigenen Haus: «In Regionen wie Solothurn, die viele leere Mietwohnungen aufweisen, wird sich die Lage noch verschärfen», sagt Weinert. «Der Leerstand wird weitersteigen.»
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