Weltmeisterin Suter ist erlöstSchweizerinnen brillieren – aber ein Roboter stiehlt die Show
Corinne Suter vor Jasmine Flury: Die Abfahrt von Garmisch ist fest in Schweizer Hand. Nur die Pokalübergabe verläuft äusserst kurios.
![In den Trainings überzeugt – im Rennen den Sieg geholt: Corinne Suter.](https://cdn.unitycms.io/images/7tbaGYejaee8hQ8XVYZI4T.jpg?op=ocroped&val=1200,800,1000,1000,0,0&sum=VCS1gHZC5aI)
Das eine oder andere Mal kamen in den letzten Wochen Zweifel auf. Ist das wirklich Corinne Suter? Die Frage stellte sich auf der Piste, weil die 27-Jährige zögerlich wirkte, zu wenig angriffig, verunsichert. Aber auch im Zielraum, den die eigentliche Strahlefrau wiederholt wortlos verliess.
Das passte so gar nicht zur Abfahrtsweltmeisterin, die seit drei Jahren vom Erfolg verwöhnt ist, dabei fast immer breit in die Kamera lächelte, kaum Kritik einstecken musste. In diesem Winter aber hat es einige Rückschläge gegeben für Suter, insofern kommen die Ereignisse der letzten Wochen einer Erlösung gleich.
Zweite wurde sie Mitte Januar im anspruchsvollen Super-G von Zauchensee, in Garmisch folgte nun der Sieg in der Abfahrt – es ist ihr vierter im Weltcup und der erste seit Dezember 2020. Es sind wieder Ergebnisse, die Suter von sich erwartet. «Ich konnte umsetzen, was ich mir vorgenommen hatte. Das ist extrem cool», meinte die Schwyzerin. «Endlich stimmt auch meine Körpersprache wieder.»
Ein Traum wird wahr
Die Vorbereitung im letzten Herbst war schwierig gewesen für Suter. Ende September war sie im Training bei Tempo 100 gestürzt, sie erlitt Knochenprellungen an beiden Schienbeinplateaus. Die heftigen Schürfungen im Gesicht liessen erahnen, wie viel Glück sie dabei hatte. Danach fehlte die Unbeschwertheit, Suter hatte auch Selbstzweifel. Der Schweizer Speedtrainer Roland Platzer meinte: «Der Unfall hat zu einem Knacks geführt. Der Sturz hat Corinne lange beschäftigt, vor allem im Unterbewusstsein. Sie ist eine Fahrerin, die Vertrauen braucht. Dieses hat sie nun wieder.»
Coach Platzer hatte doppelt Grund zur Freude. Eine halbe Sekunde hinter Suter belegte Jasmine Flury Rang 2. Dritte wurde die Österreicherin Cornelia Hütter. Flury hatte 2017 in St. Moritz überraschend einen Super-G gewonnen, seither war sie ohne Podestplatz geblieben, erlitt einige körperliche Rückschläge. Suter und Flury sind Freundinnen, «wir haben schon lange davon geträumt, einmal gemeinsam auf dem Podest zu stehen», hielt Flury fest. «Und wir haben uns versprochen, dass wir dann eine richtige Party feiern werden».
Die gemeinsame Podestpremiere verlief ohnehin kurios: Bei der Siegerehrung stahl Roboter «Garmi» allen die Show. Es handelt sich um einen Service-Humanoid, der normalerweise in der Altenpflege eingesetzt wird. Er brachte den Athletinnen die Trophäen, hielt gar die Schweizer Fahne hoch. Coronakonform eben.
![Eigenwillige Trophäenübergabe: Roboter «Garmi» ist bei der Siegerehrung die grosse Figur.](https://cdn.unitycms.io/images/Co4xX9JoqRDAeXjGlBBWPh.jpg?op=ocroped&val=1600,1067,1000,1000,0,0&sum=6DHiZLbJ-wY)
Für die Olympia-Abfahrt dürfte Flury nun wie Suter und Lara Gut-Behrami gesetzt sein. Um dem vierten Startplatz werden wohl Michelle Gisin, Priska Nufer, Joana Hählen und Noémie Kolly stechen. Apropos Hählen: Die Bernerin wurde trotz eines gravierenden Fehlers kurz vor dem Ziel Achte, aufs Podest fehlten gerade mal 24 Hundertstel. Bei der letzten Zwischenzeit lag sie noch auf Zwischenrang 2.
Kritik am Rennkalender
Dass in Bayern überhaupt gefahren wurde, kam in der Szene nicht unbedingt gut an. Viele Fahrerinnen kritisieren den Kalender, sie hätten sich unmittelbar vor den Winterspielen in Peking ein paar zusätzliche freie Tage gewünscht, dieses ist den Männern vorbehalten. Weil der Olympia-Riesenslalom bereits am 7. Februar auf dem Programm steht, reisten denn auch mehrere Athletinnen nicht nach Garmisch. Mikaela Shiffrin, Petra Vlhova, Gut-Behrami, Gisin, Ester Ledecka, Ragnhild Mowinckel pausieren, dazu fehlen die verletzten Sofia Goggia und Breezy Johnson. Gerade mal 41 Fahrerinnen waren dabei, Weltcuppunkte gab es quasi gratis und franko.
Corinne Suters Darbietung jedoch sollte das nicht schmälern. Wieder einmal scheint der Formaufbau der Schwyzerin perfekt getimt zu sein – mit dem Höhepunkt am Grossanlass. Dass sie auf grösstmöglicher Bühne überzeugen kann, ist bekannt: An den letzten beiden Weltmeisterschaften holte sie je einmal Gold und Bronze, dazu zweimal Silber.
Was sie in China erwarten wird, weiss Suter indes nicht. Speedtrainer Platzer sagte, er habe bis anhin erst Drohnenbilder von der Strecke gesehen. Ob die eigentliche Topfavoritin Sofia Goggia trotz Knieverletzung am Start stehen wird, ist fraglich. Vor allem psychisch sei die Situation hart, aber sie arbeite nun täglich mehrere Stunden lang mit dem Physiotherapeuten, liess sie via italienisches Fernsehen verlauten. Es ist ein Wettlauf mit der Zeit.
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