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Die wichtigsten Fragen und Antworten
Was passiert eigentlich auf einer Klimakonferenz?

BAKU, AZERBAIJAN - NOVEMBER 11: Azerbaijani Minister of Ecology and Natural Resources and COP29 President Mukhtar Babayev speaks during the opening ceremony of the UNFCCC COP29 Climate Conference on November 11, 2024 in Baku, Azerbaijan. The COP29, which is running from November 11 through 22, is bringing together stakeholders, including international heads of state and other leaders, scientists, environmentalists, indigenous peoples representatives, activists and others to discuss and agree on the implementation of global measures towards mitigating the effects of climate change. According to the United Nations, countries made no progress over the last year in reducing global emissions from the burning of fossil fuels. (Photo by Sean Gallup/Getty Images)
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Die Klimakonferenz der Vereinten Nationen findet zum 29. Mal statt. Diesmal in Aserbaidschans Hauptstadt Baku. Doch was genau steckt hinter diesen Konferenzen? Wie funktionieren sie, und: Was bringen sie?

Wieso gibt es überhaupt Klimakonferenzen?

Angefangen hat alles in Rio, 1992. Damals, kurz nach dem Ende des Kalten Krieges, wollten sich die Staaten erstmals gemeinsam jenen Umweltproblemen stellen, die sie mit der Industrialisierung losgetreten hatten. Wissenschaftler hatten längst herausgefunden, dass die Verbrennung fossiler Energien zum Treibhauseffekt führt: Kohlendioxid und andere Gase sammeln sich in der Atmosphäre an und sorgen dafür, dass sich die Erde wie in einem Treibhaus langsam erwärmt. Klar war schon damals: Dieses Problem bekommen die Staaten nur gemeinsam in den Griff. In Rio schufen sie deshalb die «Klimarahmenkonvention», die Verfassung der internationalen Klimapolitik.

Wer hat die Klimarahmenkonvention unterzeichnet?

197 Staaten haben die Klimarahmenkonvention unterzeichnet. Trotzdem spricht man von «198 «Parties». Der Grund: Die EU zählt als eigene Partei, obwohl auch alle EU-Staaten die Rahmenkonvention unterzeichnet haben. Die erste Klimakonferenz fand 1995 in Berlin statt, unter Leitung der damaligen deutschen Umweltministerin Angela Merkel.

Wann wurde das erste Klimaabkommen besiegelt?

Es wurde 1997 im japanischen Kyoto besiegelt – das Kyoto-Protokoll. Es verpflichtete vor allem die Industriestaaten dazu, ihre Emissionen im Durchschnitt um 5,2 Prozent gegenüber 1990 zu senken, schliesslich waren sie die Hauptverantwortlichen für die Produktion der Treibhausgase. Jedes einzelne Land bekam eine feste Zielmarke, zu erreichen bis 2012. Doch der Erfolg war bescheiden. Zwar hielten die meisten Staaten ihre Verpflichtungen ein. Die USA aber ratifizierten das Abkommen nicht, Kanada zog sich daraus zurück.

Warum scheiterte die Konferenz in Kopenhagen?

2009, in Kopenhagen, sollte ein neues Abkommen das Kyoto-Protokoll ersetzen. In der Zwischenzeit waren die Treibhausgas-Emissionen weiter gestiegen. Von 39 Gigatonnen 1995 auf 47. Die Hälfte des Zuwachses ging auf das Konto Chinas. Das Kopenhagener Abkommen sollte deshalb auch aufstrebende Schwellenländer in die Pflicht nehmen. Doch die Konferenz scheiterte. Erst einmal galt das Kyoto-Protokoll weiter.

Was ist neu beim Pariser Klimaabkommen?

Erst 2015 war die Geburtsstunde eines ganz neuen Klimaabkommens: Die Staaten vereinbarten das «Klimaabkommen von Paris». Die klimaschädlichen Emissionen lagen in diesem Jahr schon bei 52,5 Gigatonnen. Doch dafür gab es nun erstmals ein Abkommen, das wirklich alle Staaten einbezieht, wenn auch weniger verbindlich. Es gilt bis heute. 195 der 198 «Parties» sind ihm beigetreten – nach der Amtsübernahme Donald Trumps könnten es 194 werden. Er will, dass die USA austreten.

Was verlangt das Pariser Abkommen?

Ziel des Vertrags ist es, den Anstieg der Erdtemperatur zu stabilisieren, auf «deutlich unter zwei Grad Celsius». In der zweiten Hälfte des Jahrhunderts soll die Menschheit nur noch so viele Treibhausgase erzeugen, wie sie der Atmosphäre gleichzeitig entziehen kann. Dann wäre die Welt «klimaneutral». Nach Warnungen aus der Wissenschaft verfolgen die Staaten inzwischen das Ziel, die Erwärmung bei plus 1,5 Grad Celsius zu stoppen.

Wie funktioniert das Abkommen?

Anders als das Kyoto-Protokoll legt es nicht mehr konkrete Ziele für einzelne Staaten vor. Stattdessen müssen die Staaten selbst nationale Klimaschutzpläne vorlegen, sogenannte NDCs. Darin legen sie dar, wie sie über die nächsten fünf Jahre ihre Emissionen senken wollen. Gegenseitig überprüfen sie diese Pläne und bessern sie nötigenfalls nach. Daneben gibt es noch viele andere Regelungen – etwa für Finanztransfers oder für Marktmechanismen, mit denen sich Staaten Klimaschutz im Ausland anrechnen lassen können.

Was wurde bisher erreicht?

Immerhin sind nun alle Staaten verpflichtet, ihre Emissionen zu senken – auch China, mittlerweile der grösste Klimaproduzent weltweit. Der Scheitelpunkt der Emissionen ist allerdings immer noch nicht erreicht, sie steigen weiter. 2022 lagen sie schon bei mehr als 54 Gigatonnen. Nach Zahlen der Vereinten Nationen würden die derzeitigen NDCs die Emissionen bis 2030 nur um 2,6 Prozent unter den Wert von 2019 sinken lassen. Und das auch nur, wenn alle Staaten ihre Klimapläne erfüllen. Um aber das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen, müsste das Minus bis 2030 bei 43 Prozent liegen.

Worum geht es nun in Baku?

Das Hauptthema sind die Finanzen. Das Paris-Abkommen sieht vor, dass sich die Industriestaaten solidarisch üben. Sie sollen ärmere Länder mit Geld dabei unterstützen, Schäden durch den Klimawandel zu bewältigen, sich davor zu schützen und auf grüne Technologien umzuschwenken. Schon 2009, bei der Konferenz in Kopenhagen, hatten die Industriestaaten dafür jährlich 100 Milliarden Dollar zugesagt, zu zahlen ab 2020. Nun soll ein neues gemeinsames Ziel ab 2025 vereinbart werden. Wie hoch dieses Ziel ist, darüber wird in Baku verhandelt.

Droht ein Streit?

Ja. Die Vorstellungen von Entwicklungs- und Industrieländern über das gemeinsame Finanzziel gehen weit auseinander. Vor allem aber pochen Europäer, Japaner und andere Industriestaaten darauf, dass sich auch andere Staaten daran beteiligen – allen voran China. Erschwert werden diese Gespräche dadurch, dass die USA nach der Wahl Donald Trumps absehbar als Geber ausfallen. Stattdessen könnten Entwicklungsbanken stärker einspringen.

Warum ist ein Öl- und Gasland Gastgeber der Konferenz?

Innerhalb der Vereinten Nationen gibt es fünf Staatengruppen, die nacheinander einen Gastgeber aus ihren Reihen bestimmen. Diese Gruppen folgen noch der Welt zu Zeiten des Kalten Krieges – und in diesem Jahr sind die Osteuropäer dran. Allerdings sorgte dies schon für Streit im Vorfeld. Russland etwa stellte sich gegen ein osteuropäisches EU-Land. Stattdessen bewarben sich die verfeindeten Nachbarstaaten Armenien und Aserbaidschan. Erst im Zuge einer Annäherung machte Armenien im vorigen Dezember den Weg für Baku frei. Schon im vorigen Jahr war mit Dubai ein Land Gastgeber, das vor allem auf fossile Ressourcen baut. Dem Erfolg der Konferenz tat das damals keinen Abbruch. In diesem Jahr haben sich 32’000 Teilnehmer angemeldet – weniger als halb so viele wie voriges Jahr in Dubai.

Welche Rolle spielt das Gastland?

Wer eine Klimakonferenz ausrichtet, stellt auch deren Präsidentschaft, so wie einst Angela Merkel in Berlin. In diesem Jahr heisst der Präsident Muchtar Babajew, er ist Aserbaidschans Umweltminister – und ein ehemaliger Ölmanager. Seine Kunst wird darin bestehen, Verhandlungstexte vorzubereiten und Streitpunkte herauszuarbeiten. Er werde, so verspricht Babajew, auf die Umsetzung der Pariser Ziele hinarbeiten. Allerdings macht sein Land auch keinen Hehl daraus, dass es gern Gas verkauft.

Wie laufen die Verhandlungen ab?

Die zwei Wochen einer Klimakonferenz laufen ab wie ein Trichter. Am Anfang gibt es viele offene Fragen, doch die meisten lassen sich schon zwischen den Verhandlungsteams klären. Die Zahl der Streitpunkte wird so immer kleiner, bis nur noch wenige übrig bleiben. Besonders umstritten ist oft das wichtige Schlussdokument der Konferenz. Um diese Fragen kümmern sich dann die Ministerinnen und Minister, die gegen Ende die Verhandlungen übernehmen. Über die Jahre haben sich Staatengruppen und Allianzen mit ähnlichen Interessen gebildet. Sie stimmen sich untereinander ab. Das erleichtert die Gespräche.

Wie wird über die Beschlüsse entschieden?

Wie immer bei den Vereinten Nationen gilt Einstimmigkeit. Dieses Prinzip sorgt dafür, dass Kompromisse am Ende von allen getragen werden, auch wenn häufig der kleinste gemeinsame Nenner dabei herauskommt. Weshalb feststeht, dass die Konferenzen niemals schnell genug handeln werden, um der Klimakrise zuvorzukommen. Und zugleich sind sie doch die einzige Hoffnung, dass die Staaten ihr grösstes gemeinsames Problem überhaupt angehen.