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Neuer Aktionär für EFG International
Knall am Finanzplatz: Collardi steigt für 70 Millionen bei Privatbank ein

Ein bekanntes Gesicht auf dem Schweizer Finanzplatz: Boris Collardi.
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Seit Monaten wurde am Finanzplatz gerätselt: Was macht eigentlich Boris Collardi, nachdem er im vergangenen Herbst bei der Privatbank Pictet als Partner mehr oder weniger unsanft heraus gedrängt worden war?

Nun meldet sich Collardi zurück: Er steigt mit 3,6 Prozent ins Kapital der Privatbank  EFG International ein und soll Verwaltungsrat werden. Auf Basis der Kursentwicklung der EFG lässt sich schätzen, dass Collardi für den Anteil rund 70 Millionen Franken bezahlen dürfte. Über den Kaufpreis war von offizieller Seite nichts in Erfahrung zu bringen.

Collardis Kontakte

Die Privatbank wird von der griechischen Familie Latsis kontrolliert, die rund 40 Prozent der Anteile hält. Laut der Medienmitteilung soll Collardi sein Aktienpaket direkt von Grossaktionär Spiro Latsis übernehmen.  Für die Wahl Collardis soll nun in den kommenden Monaten eine ausserordentliche Generalversammlung einberufen werden. Zuvor müssten noch die regulatorischen Zulassungen abgeschlossen werden.

Laut Finanzkreisen kenne Collardi die EFG-Eigner-Familie seit Jahren, man habe gute und freundschaftliche Kontakte. Und bei diesen regelmässigen Kontakten sei dann die Ideen entstanden, etwas gemeinsam zu unternehmen, heisst es.

Wird sich Collardi mit der Rolle eines einfachen Verwaltungsrates zufrieden geben? Sein Umfeld moderiert ab. Collardi habe keine Ambitionen, den Chefposten bei EFG zu übernehmen. Er strebe auch nicht an, neuer Verwaltungsratspräsident zu werden. Er solle vielmehr sein Fachwissen und sein Adressbuch mit reichen Kunden der Bank zur Verfügung stellen. 

Gefallenes Wunderkind

Mit dem Einzug von Collardi wird sich das mediale Interesse an der EFG schlagartig erhöhen, denn der 47-jährige ist eine der schillerndsten Figuren des Schweizer Finanzplatzes. Ihm haftet das Image des entzauberten Wunderkinds an.

Mit nur 34 Jahren wurde Collardi im Jahr 2009 Chef bei der Privatbank Julius Bär, die er bis 2017 leitete. Dort fuhr er einen aggressiven Wachstumskurs. Mit der Übernahme des internationalen Vermögensverwaltungsgeschäfts von Merrill Lynch verschaffte er Bär einen Schub, die verwalteten Vermögen legten um fast 60 Milliarden Franken zu. Andere Zukäufe wie jener der italienischen Fondsfirma Kairos floppten jedoch und bescherten Bär teure Abschreiber.

Wegen des aggressiven Kurses schauten die Bär-Berater oft nicht so genau hin, wessen Geld sie annahmen. Daher geriet die Bank in Geldwäscherei-Skandale wie jenen rund um die Fifa und den venezolanischen Ölkonzern PDVSA. Die Finanzmarktaufsicht (Finma) stellte daher 2020 fest, dass es unter Collardis Führung «zu schweren Mängeln in der Geldwäschereibekämpfung» bei Julius Bär gekommen war.

PR-Pleite für Pictet

Für Collardi kam es noch dicker: Ihm konnte zwar kein persönliches Fehlverhalten nachgewiesen werden,  die Finma verpasste ihm aber wegen der Mängel bei Bär 2021 eine Rüge. 

Zu diesem Zeitpunkt war er bereits Partner der Genfer Privatbank Pictet. Für die die öffentlichkeitsscheue Bank war die Finma-Rüge einer ihrer Partner ein PR-Desaster. Im Herbst desselben Jahres schied Collardi dann schon nach gut drei Jahren als Partner aus – was höchst ungewöhnlich ist, da bei Pictet die Partner im Schnitt eine Amtsdauer von 21 Jahre haben.

Obwohl medial weniger bekannt zählt die EFG zu den grösseren Privatbanken des Finanzplatzes. Die ertragsgenerierenden verwalteten Vermögen bezifferte EFG per Ende März auf 166,7 Milliarden Franken, dies nach 172,0 Milliarden per Ende 2021. Der Rückgang sei auf eine negative Marktperformance in Höhe von 6,9 Milliarden zurückzuführen. Dies sei teilweise durch positive Nettoneugelder sowie den Wechselkurs-Einfluss kompensiert worden.

2016 machte die EFG  Schlagzeilen, weil sie die skandalgeplagte Tessiner Bank BSI übernahm. BSI war tief in den Geldwäsche-Skandal um Veruntreuung von Geldern des malaysischen Staatsfonds 1MDB verwickelt. Mittlerweile ist die Marke BSI Geschichte, ihre Aktivitäten gingen in die EFG auf.