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Überraschender Abgang
Knall bei Pictet: Boris Collardi verlässt die Genfer Privatbank

Tritt bei Pictet ab: Boris Collardi, Ex-Chef der Bank Bär
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Es war vor vier Jahren eine Überraschung, als Boris Collardi seinen Abgang bei der Bank Julius Bär und den Wechsel zur Genfer Privatbank Pictet verkündete – und ist nun wieder erstaunlich, als Collardi Pictet schon nach gut drei Jahren wieder verlässt.

Eine Person, die Collardi gut kennt, bezeichnet seine Zeit bei Pictet als ein Experiment. Das habe beiden Seiten viel gebracht, nun sei es aber Zeit gewesen, die Sache zu beenden – weil es eben mit der Zeit klar geworden sei, dass es doch nicht so gut gepasst habe. Wenn etwas nicht funktioniere, dann sollte man konsequent sein und die Sache schnell beenden.

Eine ungewöhnliche Kombination

Zudem ist in Finanzkreisen zu hören, dass Collardi nicht den erhofften Erfolg gehabt habe. Bei der Stärkung des Asiens-Geschäft zum Beispiel hätte sich Pictet mehr versprochen, so eine Quelle. Und auch in der Deutschschweiz habe Collardi von Julius Bär nicht die Top-Berater abwerben können, die er gerne gehabt hätte, sagt eine zweite Quelle. Die Trennung wirke daher wie ein Rauswurf. «Denn eine solche Stellung gibt man nicht auf», meint ein Top-Banker. Die Pictet-Partner verdienen schliesslich alle zweistellige Millionenbeträge – pro Jahr.

Ein Pictet-Sprecher betont dagegen, dass Collardis Abgang aus eigenem Wunsch erfolge, er sei nicht von den anderen Teilhabern heraus gedrängt worden. Warum genau Collardi so plötzlich geht, dazu machte der Sprecher keine weiteren Angaben.

Staatsanwaltschaft lässt Collardi vom Haken

Auch ein Sprecher Collardis will von einem Rauswurf nichts wissen. Zudem habe der Abgang nichts mit der Finma-Rüge zu tun, heisst es. Zu Beginn des Jahres hatte Collardi eine Rüge der Finanzmarktaufsicht Finma bekommen.

Der Rüffel der Aufsicht steht im Zusammenhang mit der Untersuchung zu mutmasslichen Korruptionsfällen rund um den staatlichen venezolanischen Ölkonzern PDVSA und die fehlenden Geldwäsche-Kontrollen bei Collardis Ex-Arbeitgeberin Julius Bär.

Eine direkte persönliche Schuld an den Vorgängen konnte die Aufsicht Collardi aber nicht nachweisen, daher beliess sie es mit einer Rüge. Der Sprecher erklärte weiter, dass nunmehr keine Verfahren mehr gegen Collardi hängig seien – also auch keine Vorabklärungen der Justiz.

Im Sommer 2020 war eine anonyme Strafanzeige gegen Collardi bei der Staatsanwaltschaft Zürich eingegangen wegen der Geldwäsche-Fälle bei Julius Bär. Die Staatsanwaltschaft Zürich bestätigte am Mittwoch, dass «das Vorabklärungsverfahren der Staatsanwaltschaft III im Juni 2021 ohne Einleitung eines Strafverfahrens abgeschlossen wurde».

Dass ein Partner seine Zeit bei Pictet so schnell abbricht, ist höchst ungewöhnlich. Normalerweise bleiben die Miteigner Jahrzehnte. Sie erhalten die Mittel für den Einkauf in das Bankkapital von den bestehenden Teilhabern vorgeschossen und zahlen den Kredit dafür über die Zeit ab. Das war auch für Collardi vorgesehen. Nun dürfte er seine Anteil den Partnern zurückgeben, wohl mit einem Aufschlag. Denn die Bank hat sich in den vergangenen Jahren gut entwickelt.

Selbständigkeit als Option

Was hat Collardi nun vor? Aus seinem Umfeld heisst es, er könne sich den Schritt in die Selbständigkeit vorstellen und werde wohl kaum mehr eine Anstellung in einer Firma suchen. Es gebe mehrere Projekte, die er nun prüfen wolle.

Im Mai hatte die «Handelszeitung» berichtet, dass sich Collardi für seinen Namen Markenschutz für die Finanzbranche hat sichern lassen. Eingereicht wurde der Antrag von der Kanzlei Lexpert Partners, die unter anderem von Personen geführt wird, die wie Collardi früher bei Julius Bär arbeiteten.

Für Collardi gibt es nun eine Cooling-off-Periode. Das heisst, er wird einige Monate warten müssen, bis er einen neuen Top-Job in der Finanzbranche annehmen darf.

Im Juli 2020 hatte sich der führende Pictet-Partner Renaud de Planta noch ausdrücklich hinter seinen umstrittenen Partner Collardi gestellt. Die Zweifel, ob die Kombination aus der Genfer Bank und dem Topbanker passte, konnte er damit nicht ausräumen.

Bei Pictet dürfte man nun hoffen, dass jetzt wieder mehr Ruhe einkehrt. Was de Planta nicht daran hindert, in der Medienmitteilung Collardi für seine Arbeit zu danken. Und gar zu sagen: «Er wird uns fehlen.»