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Geldblog: Leserfrage zur Credit Suisse
Chancen und Risiken nachrangiger Anleihen

Angeschlagene Schuldnerqualität: Ratingagenturen bewerten die CS wegen diverser Vorfälle deutlich schlechter.
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Der Nachlass meines verstorbenen Vaters beinhaltet unter anderem die CS Obligation 3,875 Prozent CS Group Open End mit Valor CH0360172719. Nun stellt sich die Frage, ob es sich lohnen würde, diese Obligation in mein Wertschriftendepot zu transferieren oder ob ein Verkauf sinnvoller wäre. Wo ist das Risiko? Leserfrage von M.S.

Die von Ihnen aus dem Depot Ihres Vaters geerbte Anleihe ist eine nachrangige Obligation mit unbesicherter Verpflichtung. Die Credit Suisse Group bietet als Herausgeberin der Anleihe bei einer unbegrenzten Laufzeit einen Coupon von 3,875 Prozent, was in Zeiten tiefer Zinsen eine attraktive Verzinsung darstellt. Diese spricht dafür, dass Sie die Obligation behalten. Allerdings müssen Sie sich Gedanken zu den Risiken machen. Die im Vergleich zu klassischen Unternehmensanleihen höhere Verzinsung gibt es nicht gratis.

Sollte ein Herausgeber einer Obligation im Krisenfall nicht mehr in der Lage sein, seine Verpflichtungen zu bedienen, spielt es eine Rolle, welchen Rang eine Anleihe hat. Da wird unterschieden zwischen vorrangigen, gleichrangigen und nachrangigen Anleihen. Je nachdem, ob die Ansprüche des Anlegers im Verhältnis zu sonstigen Gläubigern bevorzugt, gleichberechtigt oder nachrangig bedient werden, hat man im Insolvenzfall eine höhere oder tiefere Chance, zu seinem Geld zu kommen.

Wenn man bei einer Anleihe Abstriche bei der Sicherheit macht – und eine nachrangige Anleihe nutzt –, erhält man mehr Zins, steht im Krisenfall aber schlecht da. Nachrangige Anleihen begründen direkte, unbedingte, unbesicherte und nachrangige Verbindlichkeiten ihrer Herausgeber. Im Krisenfall würden Ihre Ansprüche bei einer nachrangigen Anleihe nachrangig bedient und Sie müssten damit rechnen, dass Sie das investierte Geld oder einen Teil verlieren. Umso wichtiger ist es, gerade auch bei nachrangigen Anleihen, die Qualität des Schuldners zu kennen.

Ich halte die CS weiter für solide kapitalisiert und traue der neuen Führung zu, die Bank wieder in ruhigere Gewässer zu steuern.

Im Falle der Credit Suisse ist es so, dass die Schuldnerqualität nicht top ist und sich im Zuge der Probleme mit Archegos und Greensill sowie wegen Abschreibern für Rechtsfälle in letzter Zeit verschlechtert hat. Erst kürzlich hat die Ratingagentur S&P ihre Kreditratings für die Credit Suisse gesenkt. Das Schuldnerrating für die Gruppe lautet nun auf BBB nach zuvor BBB+. Für die operative Gesellschaft, die Credit Suisse AG, beträgt es noch A nach zuvor A+. Auch die Ratingagentur Fitch hatte das langfristige Emittentenrating der Credit Suisse von A– auf BBB+ heruntergestuft. Und die Ratingagentur Moody's hatte das langfristige Rating für vorrangige unbesicherte Verbindlichkeiten und Einlagen der Credit Suisse zwar bei «A1» bestätigt, den Ausblick aber auf «negativ» gesenkt. Die Pannen bei Archegos und Greensill hatten Mängel beim Risikomanagement gezeigt.

Obschon die Grossbank die Lehren daraus gezogen hat und die Mängel zu beheben versucht, hat das Vertrauen der Anleger gelitten, was noch stärker beim Aktienkurs sichtbar wird. Grund zur Panik besteht aus meiner Sicht indes nicht. Ich halte die CS weiter für solide kapitalisiert und traue der neuen Führung unter VR-Präsident Axel Lehmann zu, die Bank wieder in ruhigere Gewässer zu steuern. Wenn Sie bereit sind, etwas höhere Risiken zu tragen, können Sie die Obligation behalten und von der attraktiven Verzinsung profitieren. Falls Sie aber Wert auf höchste Sicherheit legen und bei der Schuldnerqualität keine Kompromisse eingehen möchten, müssten Sie sich von der Anleihe trennen.