Geldblog: Zukunft der Credit SuisseWas passiert mit meiner Hypothek, falls die CS übernommen wird?
Spekulationen über eine mögliche Übernahme der in Schieflage geratenen Bank verunsichern Kunden. Geldberater Martin Spieler ordnet ein.
Angenommen, die CS würde von einer anderen Bank übernommen. Bleibt meine Hypothek, welche ich jetzt bei der CS habe, gleich bzw. wird sie von der neuen Bank mit den gleichen Konditionen übernommen? Leserfrage von E.B.
Der Kurszerfall der Credit Suisse-Aktien und die tiefe Marktkapitalisierung der Grossbank sorgen dafür, dass die CS zum heissen Thema in der Gerüchteküche geworden ist und wieder mal Spekulationen über eine mögliche Übernahme aufgekommen sind. Absurd sind diese nicht, wenngleich Grossübernahmen oft problematisch und für die Aktionäre längst nicht immer lukrativ sind.
Jedenfalls kann ich mir nicht vorstellen, dass etwa die UBS die CS übernehmen würde, da eine so fusionierte Grossbank eine marktbeherrschende Stellung in unserem Land bekäme, was die Wettbewerbskommission auf den Plan rufen würde. Eine Übernahme durch eine ausländische Grossbank wäre indes eher denkbar.
In einer solchen Konstellation würde ein Käufer nicht nur das Unternehmen, sondern auch die bestehenden Vertragsverpflichtungen übernehmen. Möglich wäre, dass ein Käufer an bestimmten Geschäftsteilen nicht interessiert wäre und diese gleich wieder abstossen würde. Dazu würde im Falle der CS aber sicher nicht das Schweiz-Geschäft gehören, da dieses in den letzten Jahren solid war und einen stattlichen Gewinnbeitrag leistete, während etwa im amerikanisch ausgerichteten Investmentbanking regelmässig Probleme auftauchten, die Milliardenabschreiber nötig machten.
Insbesondere für einen potenziellen ausländischen Käufer wäre das Schweizer Geschäft eine Perle und ein bedeutender Teil des Kaufpreises.
Am Hypothekengeschäft in der Schweiz, das Sie in Ihrer Frage direkt ansprechen, dürfte auch ein möglicher Käufer kaum etwas ändern. Dieses ist gewinnbringend und bringt ins Geschäftsportfolio der CS eine stabilisierende Wirkung, da die eingegangenen Risiken im Gegensatz zum Investmentbanking deutlich geringer sind. Hypotheken in der Schweiz sind gut abgesichert mit der belehnten Liegenschaften. Selbst wenn es vielleicht wieder einmal zu einem Immobiliencrash käme, dürften die Banken kaum gross Geld verlieren, da sie die Belehnungsgrenzen nach den negativen Erfahrungen aus den 1990er-Jahren gesenkt hatten und seit der Finanzkrise 2008 auch die Hürden bezüglich der Tragbarkeit für die Kunden heraufgesetzt wurden.
Grundsätzlich könnte ein Käufer die Bedingungen im Hypothekargeschäft verändern und er kann auch bestehende Verträge kündigen – dies allerdings nur im Rahmen der vertraglich festgelegten Kündigungsfristen. Verträge bleiben auch für einen Käufer verbindlich. Mit dem Unternehmen erwirbt man Rechte und Pflichten. Zu Letzteren gehören bestehende Verträge. Ich gehe nicht davon aus, dass Veränderungen im Hypothekengeschäft für einen Käufer, sofern es denn tatsächlich mal zu einer Übernahme käme, oben auf der Prioritätenliste stehen. Ganz im Gegenteil.
Ein möglicher Käufer hätte eine Vielzahl anderer Baustellen zu bewältigen und würde wohl das Schweizer Geschäft kaum antasten, sondern eher zu stabilisieren versuchen, da hier gute Gewinne möglich sind. Vor diesem Hintergrund müssen Sie sich als Hypothekarkunde der CS aus meiner Sicht keine Sorgen machen. Wenn jemand die CS tatsächlich übernehmen würde, will er mit diesem Schritt seine eigene Marktstellung verbessern, Synergien nutzen und in erster Linie Geld verdienen. Insbesondere für einen potenziellen ausländischen Käufer wäre das Schweizer Geschäft eine Perle und ein bedeutender Teil des Kaufpreises. Diese Perle gilt es zu pflegen, da auch die inländischen Konkurrenten nur darauf warten, dass sie einer geschwächten Bank Kundinnen und Kunden abjagen können.
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