Training in KleingruppenBundesliga fährt Betrieb langsam wieder hoch
Der Fussball in Deutschland erobert sich mit der langsamen Rückkehr in den Trainingsbetrieb ein Stück Normalität zurück.
In Dortmund bewegen sich die BVB-Spieler seit Wochenbeginn in Kleingruppen über das Stadiongelände, und der FC Augsburg trainiert hinter verschlossenen Türen sogar schon in Mannschaftsstärke. Obwohl die Saison in der 1. und 2. Bundesliga noch mindestens bis zum 30. April ausgesetzt ist, fahren viele Vereine ihre Vorbereitungen auf den von der gesamten Branche erhofften Wiederbeginn langsam wieder hoch.
Am Sonntag endet die von der Deutschen Fussball Liga empfohlene Trainingspause, an die sich ohnehin nicht alle 36 Profivereine bis zum Ablauf der Frist gehalten haben. Im Oberhaus gab es am Freitag bei sieben Clubs schon wieder Bewegung auf dem Vereinsgelände.
«Solange es nicht verboten ist, ist es auch legitim»
Auch in der 2. Liga ist der Übungsbetrieb an einigen Standorten - wie beim Tabellenführer Arminia Bielefeld – angelaufen. Dabei müssen die Vereine penibel auf die Einhaltung der behördlichen Vorgaben achten, die von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich sind. Während Nordrhein-Westfalen die Vorgaben etwas gelockert hat, wird beispielsweise das Training beim Hamburger Club FC St. Pauli sogar durch Polizeistreifen überwacht.
Ganz hart trifft es Werder Bremen: Der Tabellenvorletzte der Bundesliga darf vorerst nicht einmal in den eingeschränkten Trainingsbetrieb zurückkehren. Das Bundesland Bremen lehnte am Freitag einen entsprechenden Antrag des Vereins ab. Der Senat warte auf eine Abstimmung der Länder in dieser Frage, sagte Innensenator Ulrich Mäurer (SPD). «Das ist kein Thema, bei dem es einen Flickenteppich geben darf.»
Kein Wunder, dass sich bei einigen Vereinen leichter Unmut über den Sonderweg des FC Augsburg regt, wo Trainer Heiko Herrlich die Profis überhaupt nicht ins Homeoffice schickte. «Wir haben in Gruppen Training und achten darauf, so wenig Kontakt wie möglich zu haben.», berichtete Augsburg-Mittelfeldspieler Daniel Baier am Freitag beim TV-Sender Sky und fügte hinzu: «Solange es nicht verboten ist, ist es auch legitim.»
Es stösst nicht überall auf Verständnis, dass sich die Bundesliga-Profis ein Stück Normalität zurückerobern wollen, während bei den Amateuren der komplette Betrieb am Freitag für unbestimmte Zeit ausgesetzt wurde.
Aufkommende Kritik an einer Sonderrolle für die Erst- und Zweitligisten wies DFL-Boss Christian Seifert dieser Tage jedoch zurück. «Wir wollen keine Extrawurst, das ziemt sich auch nicht in diesen Zeiten. Aber wir sind ein Wirtschaftsunternehmen wie viele andere», sagte Seifert am vergangenen Dienstag nach der DFL-Mitgliederversammlung. «Training ist auch Teil des Berufes.»
Spieler sollen alle drei Tage getestet werden
Die DFL schafft dafür die Rahmenbedingungen, zu denen unter anderem die Bildung einer medizinischen Task Force gehört. Diese soll einen verbindlichen Leitfaden entwickeln, der laut Seifert «im Detail klärt, unter welchen Bedingungen sich Hygiene und Prävention bei der Durchführung von Gruppentraining, Mannschaftstraining - und im Falle der Wiederaufnahme des Spielbetriebs auch dort - bestmöglich gewährleisten lassen».
Erste Vorschläge sehen nach Informationen des Mitteldeutschen Rundfunks vor, die Profis alle drei Tage auf eine mögliche Infektion mit dem Coronavirus zu testen. Bei einem positiven Befund sollen nicht mehr alle Spieler der Mannschaft in Quarantäne geschickt werden, wie dies unter anderem bei Eintracht Frankfurt und Hertha BSC der Fall war, sondern nur der infizierte. Die DFL wollte dies zunächst nicht bestätigen. «Die Task Force hat ihre Arbeit aufgenommen, es liegen aber noch keine Ergebnisse vor», hiess es bei der Dachorganisation.
Der Virologe Ulf Dittmer sieht bei einem möglichen Wiederbeginn der Bundesliga mit regelmässigen Corona-Tests für die Spieler Probleme. «Wir sind ziemlich am Anschlag der Laborkapazitäten in Deutschland», sagte der Leiter der Virologie der Universitätsmedizin Essen der «Westdeutschen Allgemeinen Zeitung». «Ich weiss nicht, welches Labor sich dann zur Verfügung stellt, um gesunde Bundesligaprofis zu testen, obwohl wir diese Tests doch dringend für schwer erkrankte Personen brauchen.»
Uefa begrüsst abwartende Taktik
Oberstes Ziel bleibt, die Saison bis zum 30. Juni zu beenden. Ein Abbruch der Saison wie in Belgien ist für DFL derzeit aus sportlichen und vor allem wirtschaftlichen Gründen keine Option - gingen dadurch doch rund 750 Millionen Euro verloren.
Die abwartende Taktik ist ganz im Sinne der Uefa, deren Präsident Aleksander Ceferin scharfe Kritik am belgischen Alleingang übte. «Ich denke, das ist nicht der richtige Weg. Solidarität ist doch keine Einbahnstrasse. Man kann nicht nach Hilfe fragen und dann einfach selbst entscheiden, wie es gerade passt», sagte der Slowene dem ZDF und drohte: «Die Belgier und andere, die jetzt vielleicht darüber nachdenken, riskieren ihre Teilnahme am Europapokal in der nächsten Saison.»
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