Corona-Massnahmen in FirmenLidl und Mobiliar verteilen Spucktests, das BAG bremst
Einzelne Unternehmen haben für ihre Angestellten bereits Selbsttests besorgt. Allerdings sind diese in der Schweiz noch nicht zugelassen.
Seit dem 7. April sind Selbsttests in Schweizer Apotheken gratis erhältlich. Wer seine Krankenkassenkarte vorweist, bekommt fünf Tests pro Monat. Diese können zu Hause allein durchgeführt werden.
Bisher sind in der Schweiz nur die Sars-CoV-2-Antigen-Schnelltests von Roche und der Firma SD Biosensor zugelassen. Mittels eines Nasenabstrichs zeigt der Test innert 15 Minuten, ob eine Person positiv oder negativ auf das Coronavirus getestet ist. So sollen asymptomatische Fälle frühzeitig entdeckt werden. (Lesen Sie hier: So kommen Sie zu einem Selbsttest.)
Was in der Schweiz erst Anfang April möglich wurde, lief in den Nachbarländern Deutschland und Österreich schon früher an. Bereits Ende Februar erhielt der Pharmakonzern Roche die Zulassung, den Selbsttest in Deutschland zu vertreiben. Zudem sind die Länder deutlich weiter und haben auch Spucktests bereits in der Anwendung.
Schneller als der Bund
Einzelne Unternehmen in der Schweiz wollten nicht länger auf den Bund warten. «Wir wollten nicht abwarten, bis eine nationale Lösung gefunden werden konnte, und haben uns gezwungen gesehen, selbst aktiv zu werden», sagt Lidl-Sprecher Mathias Kaufmann.
So konnten sich bereits seit dem 25. März Mitarbeitende von Lidl Schweiz mit Spuck-Selbsttests testen. Diese würden als ergänzende Schutzmassnahme eingesetzt – zum Beispiel in den Logistikzentren, sagt der Sprecher.
Die Versicherung Mobiliar setzt ebenfalls auf Spuck-Schnelltest, die sie ihren Mitarbeitenden nach Hause schickte, wie Radio SRF berichtete. Laut Mobiliar-Sprecher Jürg Thalmann geschah dies zu einem Zeitpunkt, als in der Schweiz noch unklar war, ob es Schnelltests für zu Hause überhaupt geben würde.
«Wir haben unsere Mitarbeitenden vorsorglich mit Selbsttests ausgerüstet, um bereit zu sein, wenn der Bund die Homeoffice-Pflicht aufheben wird. Die Selbsttests waren als Ergänzung unseres etablierten Schutzkonzepts vorgesehen», sagt Thalmann.
BAG gegen nicht zugelassene Tests
Spucktests sind in der Schweiz bisher jedoch nicht zugelassen. Lidl nutzt die Tests der chinesischen Firma Joysbio, wie der Discounter in einer Medienmitteilung Anfang April schrieb. Die Tests beziehe man über das internationale Lidl-Netzwerk.
«Die Gesundheit unserer Mitarbeitenden steht für uns an erster Stelle. Mit dem Selbsttest-Angebot kommen wir darüber hinaus unserer gesellschaftlichen Verantwortung nach und stärken den Infektionsschutz», liess sich Torsten Friedrich, Chef von Lidl Schweiz, darin zitieren.
Doch davon will das Bundesamt für Gesundheit (BAG) nichts wissen. Unternehmen, die in Eigenregie auf Selbsttests setzten, unterstützten damit die Teststrategie des Bundes nicht, sagt ein Sprecher. Zudem sei die Abgabe von in der Schweiz nicht zugelassenen Selbsttests von Unternehmen an ihre Mitarbeitenden auch dann nicht zulässig, wenn die empfohlenen Schutzmassnahmen des BAG weiterhin eingehalten würden.
Unvollständige Anträge
So steht in der aktuellen Covid-Verordnung des Bundes, dass die Sars-CoV-2-Selbsttests abgegeben und verwendet werden dürfen, wenn sie «gemäss Angaben des Herstellers zur Eigenanwendung vorgesehen und entsprechend zertifiziert oder nach Artikel 23a von der Swissmedic bewilligt sind». Die Tests dürfen ausserdem nur «durch Apotheken an das Publikum abgegeben werden».
Doch das BAG macht Hoffnung: Es würden in der nächsten Zeit weitere Selbsttests genehmigt, sagt der Sprecher. Wann genau sie auf den Markt kommen, hänge von den Gesuchen der Hersteller ab. Denn eine Prüfung könne nur erfolgen, wenn der Hersteller ein Gesuch eingebe. Doch: «Der Grossteil der eingereichten Anträge ist unvollständig oder erfüllt die Anforderungen nicht, wodurch sich eine Prüfung in die Länge zieht», sagt der Sprecher.
Und das BAG ist streng. Ein Selbsttest in der Schweiz muss weitere Kriterien erfüllen. Im Gegensatz zu anderen Ländern sei hierzulande der Nachweis erforderlich, dass die Selbsttests auch in unabhängigen klinischen Studien ihre Zuverlässigkeit bewiesen hätten.
«Wir halten an diesen Selbsttests als ergänzende Schutzmassnahme fest.»
Bisher wurden bei Lidl einmalig zwanzig Selbsttests pro Mitarbeitende ausgegeben. Eine weitere künftige Abgabe sei nicht ausgeschlossen, sagt Kaufmann. «Wir halten an diesen Selbsttests als ergänzende Schutzmassnahme fest.»
«Unter den heutigen Voraussetzungen ist für uns klar, dass wir als Mobiliar bis auf weiteres keine Selbsttests mehr abgeben», sagt hingegen Jürg Thalmann. Was mit den bereits an die Mitarbeitenden verteilten Selbsttests geschehe, werde derzeit mit dem BAG geklärt.
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