Britischer Comedian Russell Brand soll Frauen sexuell missbraucht und vergewaltigt haben
Der wohl bekannteste Komiker Grossbritanniens ist unter Beschuss. Wie er selbst halten Tausende seiner Anhänger die Beschuldigungen für eine Verschwörung.
Schwere Anschuldigungen gegen Grossbritanniens wohl bekanntesten Komiker und Entertainer haben am Wochenende zu einem Schwall widersprüchlicher Emotionen auf der Insel geführt. Während seine Gegner Russell Brand am Sonntag als «diabolischen» Charakter einstuften, nahmen ihn seine Anhänger als «Opfer» finsterer «Eliten» in Schutz.
Die am Vortag erhobenen Anschuldigungen kamen von vier Frauen, die dem 48-Jährigen sexuellen Missbrauch und in einem Fall auch Vergewaltigung vorwarfen. Eine der Klägerinnen soll zur Tatzeit erst 16 gewesen und noch in die Schule gegangen sein.
Zwischen 2006 und 2013
Ereignet haben sollen sich die Übergriffe in den Jahren zwischen 2006 und 2013, als bereits Millionen Fans Brand von seinen Radio- und Fernsehsendungen her kannten, er in einer Reihe von Hollywoodfilmen mitgewirkt hatte und er regelmässig auf Touren unterwegs war in der englischsprachigen Welt.
Veröffentlicht wurden die Anschuldigungen von der Londoner «Times», der «Sunday Times» und der Fernsehanstalt Channel 4 in ihrem Programm «Dispatches». Die Zeitungs- und Fernsehleute hatten monatelang in dieser Frage recherchiert. Sie gehen davon aus, dass noch wesentlich mehr Frauen von Brand eingeschüchtert und sexuell missbraucht worden sind.
Alle der vier befragten Zeuginnen erklärten Reportern, sie seien in der Vergangenheit stumm geblieben aus Angst vor dem Einfluss eines derart prominenten Stars der Medienszene. Mehrere meinten, sie hätten ihr Schweigen gebrochen, weil Brand neuerdings Millionen Menschen in seinen Bann ziehe mit seinem Youtube-Programm zu «Wellness», zu körperlichem Wohlbefinden – samt jährlichen Zusammenkünften auf dem Lande, die manchen Beobachtern schon «wie traditionelle Kulttreffen» vorkommen, in modernem Gewand.
Brand streitet alle Vorwürfe dieser Art entschieden ab. Dass er in frühen Jahren harte Drogen nahm, daraus hat er im Laufe seiner Karriere nie ein Geheimnis gemacht. Auch als «Sexbesessenen» hat er sich in der Vergangenheit bezeichnet. Dass er sich je gewalttätig verhalten habe, wies er am Samstag aber in einem speziell veröffentlichten Videoclip rundum zurück.
In diesem Clip sprach er, noch vor Veröffentlichung der Anschuldigungen, von einer «Litanei ungeheuerlicher und aggressiver Attacken» auf seine Person – «koordinierten Medienattacken» auf einen «Freigeist» der Medienszene. Während Brand früher für öffentliche Rundfunkanstalten wie die BBC und Channel 4 gearbeitet hatte, operiert er heute im «alternativen Bereich», via Youtube, Tiktok, Instagram und andere Kanäle, und hat es dort auf ein Millionenpublikum gebracht.
2000 Fans zollten ihm minutenlang Beifall – Stunden nachdem die neuen Beschuldigungen bekannt geworden waren.
Begonnen hatte er seine Laufbahn als Einmannshow in den einschlägigen Varieté-Hallen, bevor er zunehmend prominente Rollen auf Radio- und Fernsehkanälen übernahm. Bekannt war er als charismatischer Rebell und kecker Sozialkommentator. Mit seinen meist schwarzen Outfits und seinen oft chaotischen Gigs war er ein fester Bestandteil der britischen Popszene jener Zeit.
2010 verheiratete er sich mit der US-Sängerin Katy Perry, auf einer indischen Hochzeit mit juwelengeschmückten Elefanten. Die Ehe hielt allerdings nur vierzehn Monate lang.
Zu diesem Zeitpunkt hatte ihn die BBC als Presenter bereits entlassen, weil er sich in einer Livesendung unmoralischer Mittel bedient hatte. Aber das stand seiner wachsenden Popularität ebenso wenig im Wege wie die Tatsache, dass er 2001, am Tag nach der 9/11-Terrorattacke auf New Yorks Twin Towers, im Fernsehstudio des US-Senders MTV als Osama bin Laden verkleidet erschien – was zu seiner dortigen Entlassung führte damals.
Musk: «Willkommen im Club»
In den letzten Jahren hat sich, mit einem zunehmenden Rechtsruck Brands, der Streit um ihn weiter verschärft. Immer mehr scheint Russell Brand neuerdings Verschwörungstheorien anzuhängen: Die Covid-Pandemie (und alle Impfbemühungen) zum Beispiel, aber auch der Kampf gegen den Klimawandel haben seiner Meinung nach mit den Machenschaften finsterer globaler Akteure zu tun.
2000 Fans zollten ihm jedenfalls am Samstagabend im Wembley-Theater minutenlang begeisterten Beifall – Stunden nachdem die neuen Beschuldigungen bekannt geworden waren. Einige der Theaterbesucher beschimpften wütend die Reporterteams draussen vor dem Saal.
Der Milliardär Elon Musk und der Influencer und Frauenverächter Andrew Tate versicherten Brand ihrer Solidarität, am selben Abend: «Willkommen im Club, Russell Brand.» Grund zum Abbruch seiner für die nächsten Wochen geplanten Auftrittstour sah Brand gestern nicht.
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