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Churer Bischofsweihe
Bonnemain ruft zum Aufbruch auf

Joseph Maria Bonnemain (liegend) wird zum neuen Bischof von Chur geweiht.
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Einst, als in Chur noch Bischof Wolfgang Haas residierte, war Opus-Dei-Gerichtsvikar Joseph Bonnemain eine Reizfigur. Jahrzehnte später ist er nun zum Bischof geweiht worden. Die vier Besonderheiten der Weihe:

Die Weihe

Ausgestreckt liegt Joseph Bonnemain auf dem Boden der Churer Kathedrale. Die einprägsamste Szene der Weihe zeigt sinnfällig die Bereitschaft des Weihekandidaten, sich ganz Gott hinzugeben. Dann kniet der 72-Jährige vor dem Weihespender, der ihm die Hände auf den Kopf legt, sein Haupt mit Chrisam salbt und ihm die Insignien seines Amtes überreicht: Bischofsring, Mitra und Hirtenstab. Weihespender ist kein Geringerer als Kurt Koch, einziger Schweizer Kardinal und Ökumeneminister im Vatikan. Mit ihm feiern alle Schweizer Bischöfe den Weihegottesdienst. Koch hatte das Opus Dei einst als Sekte hingestellt, bis ihn Schriften des Gründers, des heiligen Escriva, eines Besseren belehrten.

Die Zuschauer

Der Bundesrat ist an der Feier nicht vertreten, dafür der Zürcher Regierungsrat Mario Fehr und der Bündner Regierungspräsident Mario Cavigelli, auch die Zürcher Synodalratspräsidentin Franziska Driessen-Reding sowie Spitzenvertreter der Reformierten wie Rita Famos und Michel Müller. Bonnemain hätte gern im grossen Kreis gefeiert. Dank Sondergenehmigung durften rund hundert handverlesene Gäste in die Kathedrale.

Es ist der Wille des Neubischofs, Gäste «stellvertretend für die Vielfalt des Volkes Gottes» einzuladen: auch Häftlinge, Flüchtlinge, Kranke und Randständige. «Der Hirte soll Stallgeruch haben», fordert Bonnemain und bezieht sich dabei auf Papst Franziskus. Weder in Chur noch in Zürich ist zu erfahren, ob tatsächlich Häftlinge anwesend sind. Die Gästeliste ist geheim und wird nicht ausgehändigt. Medienleute sind nicht eingeladen. Im Livestream ist Schwester Ariane mit Prostituierten von der Langstrasse zu sehen, auch der frühere Generalvikar Martin Kopp, begleitet von Flüchtlingen. Noch eine Reverenz an Franziskus: Zum Schluss bittet der neue Bischof kniend um den Segen der Gläubigen.

Die Botschaft

In seinem Schlusswort fordert Bonnemain mit spanischem Akzent zu gegenseitigem Respekt auf. Zu provozieren, anzugreifen und zu verletzen, sei nicht christlich. «Zu viel von all dem hat unsere Diözese krank gemacht. Und diese Krankheit muss nun geheilt werden.» Bonnemain will im Bistum einen Aufbruch wagen und dorthin gehen, wo die Ausgegrenzten, Armen und Einsamen sind. Diese Menschen interessierten sich nicht für Strukturen und Interna der Kirche.

Das Fest

Auf den Apéro nach der Weihe muss verzichtet werden. Stattdessen will Bonnemain später «ein grosses Fest» mit allen feiern und auf das katholische Märchen anstossen, das am Freitag wahr geworden ist. Selbst die einst widerspenstigen Zürcher Katholiken hat er nun auf seiner Seite. Mit ihnen allen will der neue Bischof am grossen Fest – postpandemisch und «so bald wie möglich» – seine «Glaubensfreude teilen».

 Lesen sie hier die Analyse zum Neustart im Bistum Chur.