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Papablog: Neue Rituale
Böller sind das Letzte!

Lasst Euch doch mal was Neues einfallen: Denn die  alljährlichen Silvesterknallereien nerven.
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Es war mir viel zu viel. Vermutlich, weil ich Silvester schon sehr lange nicht mehr in einer grösseren Stadt verbracht habe, womöglich aber auch grundsätzlich. Kann sein, dass ich zu alt dafür werde. Als Jugendlicher fand ich Feuerwerkskörper, Raketen und Böller noch super. Wobei mir das Loch im Linoleumfussboden unserer Küche und die Wassereimer neben den Fenstern unserer Berliner Wohnung schon Indiz dafür waren, dass Silvesterknallerei vielleicht doch gar nicht mal so geil ist.

Was für eine Sauerei! Feuerwerke produzieren tonnenweise Müll.

Spätestens mit dem ersten Kind war die Begeisterung dann allerdings vorbei. Meine älteste Tochter fand den Krach schon pränatal unerträglich und reagierte entsprechend. Und auch die Jahre danach war es ein einziges Ärgernis. Die Kinder trotz des Lärms irgendwie ins Bett zu bekommen, dafür sorgen, dass sie auf der Strasse nicht beschossen werden (Ich wünschte, ich würde mir das nur ausdenken), das Müllmassaker am Morgen danach. Irgendwann sind wir über Silvester immer in die österreichischen Berge geflohen und haben uns Feuerwerk nur aus der Entfernung angeschaut. Es war nicht zu laut, es stieg aus dem Tal auf Sichthöhe und war nett anzuschauen. Ganz erträglich also.

Schönere Rituale gesucht

Aber dieses Jahr haben wir nach langer Zeit den Jahreswechsel pandemiebedingt mal wieder in einer Stadt verbracht. Mit weniger Feuerwerk als hier üblich wegen der Coronabeschränkungen, aber für meinen Geschmack dennoch viel zu viel. Ernsthaft, wieso machen wir das? Es ist laut, es stinkt, die Tiere werden wahnsinnig. Es kostet unfassbar viel Geld, es produziert tonnenweise Müll, schadet dem Klima und füllt die Notaufnahmen mit Schwerverletzten. Was soll das? Wieso machen wir mit Krach, der ursprünglich nicht existente böse Geister vertreiben sollte, so viel Bohei um eine fiktive kalendarische Zensur? Könnten wir uns nicht zumindest auf zentrale Feuerwerke einigen, die von Profis durchgeführt werden, damit alle aus sicherer Distanz etwas zu gucken haben. Und wenn wir schon dabei sind: Ich verstehe ja die Begeisterung für Lichtshows. Aber im 21. Jahrhundert kriegen wir das auch anders hin. Mit Drohnen zum Beispiel:

Also bitte. Bittebittebitte, mit Puderzucker obendrauf: Bei näherer Betrachtung gibt es ausser «Wir lassen uns das nicht nehmen!» keinen Grund, um an der Silvesterknallerei festzuhalten. Und das ist ein beschissener Grund. Der nächste Jahreswechsel steht hoffentlich nicht unter den Vorzeichen einer Pandemie und da wäre es doch schön, wenn wir uns vorab darauf verständigen könnten, das zu lassen. Eine Art Gesellschaftsvertrag also, für derlei Unfug mittlerweile zu erwachsen zu sein und uns für unsere Kinder schönere Rituale auszudenken. Irgendwas Lustiges oder Entspannendes, für das man sonst zu wenig Zeit hat und mit dem man gerne in ein neues Jahr startet. Spieleabend, Silvesterschwimmen, Nachtwanderungen, was weiss ich. Gerne mit anschliessendem Ausschlafen.