Weltstar auf «X»Bob Dylan twittert Restaurant-Tipps. Geht das mit rechten Dingen zu?
Die Songwriter-Legende kumpelt neuerdings seine Follower an. Gehackter Account, oder wird Dylan digital? Was hinter dem Auftritt steckt, ist ein Rätsel.
- Bob Dylans X-Account sendet jetzt persönliche Tweets und Empfehlungen.
- Fans spekulieren, ob die Tweets authentisch sind oder der Account gehackt worden ist.
- Nun wird darüber diskutiert, was hinter Dylans neuer digitaler Strategie stecken könnte.
Stellen wir uns vor, Bob Dylan, der ewig unzugängliche Weltstar, zieht nach einer Bandprobe sein Handy aus der Tasche und schiesst im Jahr 2024 einen Tweet auf X, vormals Twitter, raus. Der Literatur-Nobelpreisträger ist wohl hungrig und erinnert sich an ein Restaurant in New Orleans, das Dooky Chase, und schreibt seinen Followerinnen und Followern, er empfehle es wärmstens – «highly recommend it».
Diese Geschichte würde kein Mensch glauben; und erst recht kein Dylanologe oder keine Dylanologin, die die Worte ihres Meisters philologisch erschliessen – so, als könnte er damit den Nahostkonflikt befrieden. Und nun soll sich Dylan wie eine schnöde Booking-Empfehlung anhören? Booking-Bob?
Doch es ist wahr, von Dylans offiziellem Account twittert es in Bobs Namen. Zuvor wurden dort nur unpersönliche Informationen versendet, eine Art Dylan-Nachrichten-Kanal, neue Alben, Jubiläen, Tourdaten.
Doch Ende September änderte sich diese Strategie mit einem kurzen Tweet: «Happy Birthday Mary Jo! See you in Frankfort.»
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Seine Ultrafans fragten sich daraufhin, wer denn Mary Jo sei und ob der Tweet echt sein könne. Und falls ja, ob Dylan das deutsche Frankfurt meine, wo derzeit seine Neverending-Tour weilt, oder doch Frankfort in Illinois? Denn, so eine Userin, «würde der echte Bob Frankfurt falsch schreiben?» Der «Rolling Stone» legte sich schnell und unerschütterlich fest: «Es gibt kein Szenario, in dem Dylan seinen eigenen Twitter-Account betreibt.» Man muss wissen, für den «Rolling Stone» ist Dylan das, was für Katholiken Gott ist, Dylanologie gehört dort zur DNA – und Gott twittert eben nicht.
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Doch es folgten noch drei weitere Tweets von Dylan, eine Kondolenz nach dem Tod von Comedian Bob Newhart, besagte Restaurantempfehlung und ein paar Zeilen aus Prag. Dort traf Bob Dylan – wie aus einer Filmszene eines Sofia-Coppola-Films – in einem Aufzug einen NHL-Eishockeyspieler der Buffalo Sabres, der ihn für das nächste Spiel einlud. Dylan sagte ab, weil er zeitgleich einen Auftritt hatte, wie er seinen gut 400’000 Followern erzählte. Eine Zahl, die kräftig wachsen dürfte, sollte er dabeibleiben.
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Und nun, Mitte dieser Woche, antwortete er sogar irgendeinem Typen im Netz und versprach diesem, das von ihm empfohlene Restaurant in Prag zu besuchen. Dylan eröffnete diese Antwort mit: «Sorry Vlad got your message too late.»
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Wir ahnen seit dieser Antwort im Millennial-Stil (für Gen Z hätte er anstelle von Vlad «Bro» schreiben müssen) einerseits, dass Bob Dylan bei Whatsapp tätig sein dürfte. Anderseits, dass Menschen in aller Welt nun hoffen, eine Antwort von Dylan zu bekommen. Zur Erinnerung: von dem Mann, der die schwedische Nobelpreis-Akademie nach seiner Auszeichnung rund zwei Wochen auf eine Antwort warten liess. Zudem ist Dylan nun gerade dann auf dem sozialen Netzwerk aktiv geworden, als eine Ankündigung von ihm die Runde machte, die dem Eindruck widerspricht, er sei in seiner digitalen Ära angelangt: Handys sind auf seinen Konzerten verboten.
Bob Dylan antwortet einem Crypto Bro
Restzweifel, ob nun wirklich der echte Dylan die Antworten seiner Followerschaft liest und beantwortet, bleiben. Auch, weil der besagte Vlad ausgerechnet ein sogenannter Crypto Bro ist, der sich seinem Pepe-der-Frosch-Profilbild nach der Alt-Right-Ecke zugehörig zu fühlen scheint, also Rechtsextremen.
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Die Frage lautet daher umso mehr: Singt Bob Dylans X-Profil gerade «It Ain’t Me Babe» oder «The Times They Are A-Changing»? Bob Dylans Management äusserte sich bei «Vulture», die Tweets seien authentisch und von Dylan selbst.
Das macht die Sache noch kryptischer – und führt zu weiteren Fragen: Warum twittert Bob Dylan (83) plötzlich? Nennt Dylan X wie jeder vernünftige Mensch Twitter? Benutzt er zukünftig Smileys? Und wichtiger: Ist es ein Easter-Egg, ein Rätsel in Taylor-Swift-Manier, das zu einer grösseren Ankündigung führt?
Bob Dylan war schon immer unberechenbar
Oder passt der twitternde Bob aus dem Jahr 2024, der twittert, als wäre es 2009, am Ende doch zum guten alten Bob? Denn Dylan war immer der Unberechenbare. In einer Zeit, in der die Menschen Elon Musks Portal längst verlassen haben, passt sein «Expect the unexpected»-Schritt doch.
Nach Dylans «Sorry Vlad» und drei Wochen vor der US-Wahl steht so auch eine weitere Frage im Raum: Wen wählt Dylan? Er hatte sich nie gegen Trump ausgesprochen. Nach der ersten Wahl Trumps zum US-Präsidenten sagte Jac Holzman, ein legendärer Musikmanager, der Warner mitbegründet und die Doors gross gemacht hatte, über Dylan: «Ein Wort von ihm hätte Gewicht gehabt. Aber er bevorzugt, zu schweigen.» Oder auch: «The answer my friend is blowin’ in the wind.» Bleibt es nun dabei, @bobdylan?
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