Finanzmarkt-RekordeBitcoin über 100’000 Dollar – diese fünf Marken wurden in der Finanzgeschichte bereits geknackt
Wissen Sie, wann der Dollar unter 5 Franken sank? Und warum? Zum heutigen Bitcoin-Tag zeigen wir Meilensteine für Geldinteressierte.
- Der Bitcoin klettert erstmals über die Grenze von 100’000 Dollar.
- Solche Rekorde haben eigentlich keine wirtschaftliche Bedeutung – doch faszinieren sie Anlegerinnen und Anleger.
- Und einige Ereignisse prägen die Diskussionen. Etwa die Aufhebung des Euro-Mindestkurses oder der «Schwarze Montag» 1987.
- Andere Ereignisse stehen für die Aufbruchsstimmung der damaligen Zeit: So durchbrach der Dow Jones 1972 erstmals die Marke von 1000 Punkten.
Der Bitcoin hat nach einem steilen Aufstieg seit der Wahl von Donald Trump zum neuen US-Präsidenten die Schwelle von 100’000 Dollar überschritten. Der Aufstieg der Kryptowährung verläuft rasant. 2009, kurz nach seinem Start, kostet ein Bitcoin 0,00076 Dollar. Also: Wer damals für einen Dollar Bitcoin gekauft hat, wäre heute rund 132 Millionen Dollar reicher.
Dennoch haben Rekorde wie der heutige eigentlich keine wirtschaftliche Bedeutung. In einer wachsenden Wirtschaft passieren zum Beispiel Aktienindizes immer wieder neue Höchstmarken, ein Allzeithoch führt früher oder später zum nächsten. Gemäss einer Analyse des Vermögensverwalters Schroders erreichte der US-Aktienmarkt in 354 von 1176 Monaten seit Januar 1926, also in 30 Prozent der Fälle, ein Allzeithoch.
Trotzdem faszinieren solche Meilensteine und geben Stoff für Kaffeepausengespräche, Titelseiten von Magazinen und befeuern die Fantasie von Anlegerinnen und Anlegern.
Hier eine Reihe von denkwürdigen Finanzereignissen, die die Welt oder zumindest die Schweiz bewegten.
1917: Der Dollar durchbricht erstmals die 5-Franken-Marke
Im Mai 1917 ging der Dollar erstmals unter 5 Franken. Das war mitten im Ersten Weltkrieg. Die Vereinigten Staaten waren am 6. April 1917 in den Krieg eingetreten. Nachdem sie bis dahin neutral gewesen waren, entschied sich die US-Regierung unter Präsident Woodrow Wilson, der Entente – Grossbritannien, Frankreich, Russland und ihre Verbündeten – gegen Deutschland und Österreich beizutreten. Der US-Eintritt markierte einen Wendepunkt und beschleunigte das Ende des Krieges im November 1918.
Nach dem Krieg wertete der Dollar wieder über 5 Franken auf. In der Weltwirtschaftskrise 1933 tauchte er dann endgültig unter diese Schwelle. Nachdem die Nationalbank im Januar 1973 zu flexiblen Wechselkursen übergegangen war, wertete sich der Franken in Wellen weiter auf. Im September 2010 überschritt er die Parität zum Dollar, seitdem ist ein Dollar weniger als 1 Franken wert.
2015: Ende mit Schrecken beim Mindestkurs
Am 15. Januar 2015 gab die Schweizerische Nationalbank (SNB) überraschend bekannt, dass sie die seit 2011 bestehende Bindung des Frankens an den Euro beim Mindestkurs von 1.20 Franken pro Euro per sofort aufgibt. Der Franken stieg innerhalb von Minuten stark an und lag kurzzeitig sogar unter 1 Franken pro Euro.
Das war eine schnelle und massive Aufwertung des Frankens, wie sie in der Währungsgeschichte selten vorkommt. Die Entscheidung führte zu grosser Aufregung an den Finanzmärkten, Verlusten bei vielen Anlegern und starken Schwankungen in den Wechselkursen. Der Schweizer Börsenindex SMI verlor fast 9 Prozent in einem Tag.
Besonders betroffen waren Unternehmen und Privatpersonen mit Krediten oder finanziellen Verpflichtungen in Franken. Die Schweizer Exportwirtschaft und der Tourismus litten erheblich unter der plötzlichen Aufwertung, da Schweizer Produkte und Dienstleistungen auf internationalen Märkten teurer wurden.
SNB-Chef Thomas Jordan argumentierte, dass der Mindestkurs zunehmend schwerer aufrechtzuerhalten sei, besonders wegen der expansiven Geldpolitik der Europäischen Zentralbank. Der starke Kapitalzufluss in den sicheren Hafen des Schweizer Frankens mache es für die SNB unhaltbar, den Kurs zu verteidigen.
Dieser Moment bleibt als eines der überraschendsten Ereignisse in der Schweizer Finanzgeschichte in Erinnerung und demonstrierte die Macht und gleichzeitig die Ohnmacht der Zentralbanken.
Der Franken wertete sich mehr oder weniger kontinuierlich weiter auf, weil die Inflation im Ausland immer höher war als in der Schweiz. Im Juni 2022 kam es zur Parität, 1 Euro war noch 1 Franken wert.
1972: Der Dow Jones nimmt die 1000-Punkte-Hürde
Am 14. November 1972 überschritt der Dow Jones erstmals die Marke von 1000 Punkten. Das galt als aufregendes psychologisches Ereignis, geschah es doch inmitten wirtschaftlicher Unsicherheiten. Die damalige Ära war geprägt von Inflation und Vietnamkrieg.
Der Kurs von McDonald's verdoppelte sich innert Jahresfrist, weil die Hamburger-Kette international stark expandierte. Von der aufstrebenden Computerindustrie profitierte vor allem IBM als damals weltweit führender Technologieanbieter. Aber auch Coca-Cola und der führende Autohersteller General Motors profitierten, weil die Nachfrage nach ihren Marken stark wuchs.
Der Dow konnte die Marke von 1000 Punkten aber nicht lange halten. Mit der Ölkrise 1973 begann ein wirtschaftlicher Abschwung. Während dieser Zeit verlor der Index fast die Hälfte seines Wertes. Erst 1976 kehrte er über die 1000er-Marke zurück, bevor er in der folgenden langen Inflationsphase wieder darunter tauchte. 1982 schliesslich liess er die 1000er-Marke endgültig hinter sich.
Mitte Mai überschritt der Dow Jones schon die 40’000er-Marke. Haupttreiber des Booms waren diesmal die Techaktien, allen voran Nvidia. Schon 1999 hatte der Autor David Elias mit seinem Buch «Dow 40’000» das Erreichen dieser Marke bis zum Jahr 2016 vorausgesagt. 2024 war es dann tatsächlich so weit.
1997: Der Schweizer Leitindex SMI knackt die 5000 Punkte
Der Schweizer Börsenindex SMI überschritt am 5. Mai 1997 erstmals die Marke von 5000 Punkten. Das war mitten im starken, von den USA angeführten Wirtschafts- und Börsenaufschwung der 1990er-Jahre. Besonders die Schwergewichte des SMI wie Nestlé, Novartis und Roche trieben den Index nach oben.
Der historische Moment markierte einen Meilenstein für den Schweizer Aktienmarkt und zeigte das zunehmende Vertrauen der Investoren in die Stabilität und das Potenzial der Schweizer Wirtschaft. Endlich war die lange Wachstumskrise der frühen 1990er-Jahre überwunden, die durch eine zu rigide Geldpolitik, die Immobilienkrise und die Ablehnung des EWR geprägt gewesen war. Die Unternehmensgewinne stiegen, der Optimismus nahm zu, das Internet verbreitete sich, mit der Globalisierung ging es voran.
Doch nach dem Platzen der Dotcom-Blase tauchte der SMI 2003 nochmals unter 5000, ebenso in der Finanzkrise 2009.
1987: Der grösste Absturz der Geschichte
In den Börsensälen rund um den Globus brach Panik aus. Der 19. Oktober 1987 ging als Schwarzer Montag in die Geschichte ein. Der Ausdruck lehnt sich an die Bezeichnung Schwarzer Donnerstag für den New Yorker Crash vom 24. Oktober 1929 an, der die Weltwirtschaftskrise einleitete.
Es war der erste Börsenkrach nach dem Zweiten Weltkrieg. Er begann an der Hongkonger Börse, danach fielen die Börsen wie Dominosteine, zuerst in Europa, dann in den USA, Kanada und schliesslich auch in Australien und in Neuseeland.
Es kam zum grössten prozentualen Tagesverlust der Finanzgeschichte. Der US-Index Dow Jones fiel innerhalb eines Tages um 22,6 Prozent, der S&P 500 um 20,5 Prozent. Der Dow Jones hatte sich zuvor seit 1985 fast verdoppelt. Als die Inflation in den USA anzog und die US-Notenbank Fed zum ersten Mal seit drei Jahren den Leitzins anhob, nahm die Unsicherheit zu und die Euphorie schlug in Panik um.
Dass die Kurse so schnell fielen, hatte mit der zunehmenden Computerisierung des Börsenhandels zu tun. Automatisierte Absicherungsstrategien der grossen Börsenhändler verursachten einen enormen Verkaufsdruck.
Nach weiteren Verlusten begann die US-Zentralbank Liquidität in den Markt zu pumpen. Rund 15 Monate nach dem Schwarzen Montag erreichte der Dow Jones wieder das Niveau vor dem Börsencrash.
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