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Meinung

Gastbeitrag zur Bildungspolitik
Teure Bildung? Wirklich teuer ist Unwissenheit

Menschen laufen vor dem Hauptgebaeude der Eidgenoessischen Technischen Hochschule (ETH) am 22. August 2024 in Zuerich.
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In den letzten zwanzig Jahren hat die ETH Zürich ihre Studierendenzahlen mehr als verdoppelt. An der ETH Lausanne (EPFL) stieg diese Zahl im gleichen Zeitraum sogar auf das Dreifache an. Das sind ausgezeichnete Nachrichten. Fachkräfte, die an den technischen Hochschulen des Bundes ausgebildet werden, werden dringend benötigt. Der Arbeitsmarkt empfängt sie mit offenen Armen.

Basis dieses Erfolgs ist die traditionell grosszügige Unterstützung und Finanzierung des ETH-Bereichs durch den Bund, wofür wir der Politik sehr dankbar sind. Allerdings hinken die zugesprochenen Mittel dem Wachstum seit rund zwanzig Jahren hinterher. Wegen der angespannten Lage bei den Bundesfinanzen haben Parlament, Bundesrat und die von ihm eingesetzte Expertengruppe Gaillard noch einmal den Rotstift angesetzt.

Den beiden Hochschulen und den Forschungsanstalten Empa, PSI, EAWAG und WSL steht damit rund eine Milliarde Franken weniger zur Verfügung als bis 2028 als Bedarf ausgewiesen. Vor diesem Hintergrund macht es Sinn, dass auch die Studierenden ihren Beitrag leisten. Gerade für Studierende aus dem Ausland ist das Preis-Leistungs-Verhältnis an ETH und EPFL hervorragend. Die beschlossene Erhöhung ihres Studiengelds ist vertretbar.

Schweizer Studierende sollten keine «Cash Cows» sein

Doch wir betreten einen heiklen Pfad: Wird nun mindestens das Dreifache der bisherigen Gebühren verlangt, warum in ein paar Jahren nicht das Fünf- oder Zehnfache? Vergessen wir nicht: Ausländische Studierende bringen der Schweiz enorm viel. Gemäss einer Avenir-Suisse-Studie von 2023 hat die Hälfte der Start-up-Gründerinnen und -Gründer einen ausländischen Pass.

Studierende als «Cash Cows» zu betrachten ist unklug. Vielen Schweizer Talenten ist bereits heute der Zugang zu den Hochschulen verbaut. Gemäss einer Studie der Universität Bern haben Kinder aus Familien ohne akademischen Hintergrund eine nur halb so hohe Chance auf einen Uni-Abschluss wie Kinder von Eltern mit Hochschulabschluss. Zur erstgenannten Gruppe zählen auch wir, die Autoren dieses Beitrags. Wir sind dankbar, dass wir seinerzeit von den tiefen finanziellen Hürden in der Schweiz für eine hervorragende universitäre Ausbildung profitieren konnten.

40 Prozent der britischen Universitäten machen Verlust

Angelsächsische Hochschulen werden weltweit als Goldstandard gehandelt; in allem nacheifern muss man ihnen jedoch nicht. Stanford, das MIT und Cambridge verlangen von internationalen Studierenden jährlich umgerechnet Zehntausende Franken. Gleichzeitig sind sie auf diese Mittel angewiesen, die staatliche Unterstützung ist mager. 40 Prozent der britischen Universitäten schreiben dieses Jahr rote Zahlen. Kanadische Hochschulen stecken derzeit in ernsthaften Finanzproblemen, weil die Zulassungen von ausländischen Studierenden beschränkt werden.

Hochqualifizierte junge Menschen, egal woher sie stammen, und die stabile Ausstattung der Hochschulen sind zentral für die Innovationskraft und letztlich den Wohlstand unseres Landes. Der grosse Abraham Lincoln brachte es auf den Punkt: «Wenn Sie finden, Bildung sei teuer, versuchen Sie es mit Unwissenheit.» Wir sollten deshalb grundsätzlich diskutieren, welche Aufgaben die Hochschulen und die Forschungsinstitute des Bundes erfüllen müssen, um der Schweiz bestmöglich zu dienen. Davon ausgehend muss der notwendige Rahmen definiert werden, auch der finanzielle. Lassen Sie uns diesen Dialog jetzt führen!

Martin Vetterli ist Präsident der ETH Lausanne (EPFL), Joël Mesot ist Präsident der ETH Zürich.