Post macht mitBei den Firmen-Massentests geht es voran
Der gelbe Riese startet demnächst mit Tests für die Mitarbeitenden. Auch andere national tätige Firmen wie Migros und UBS beginnen mit Tests. Doch gewisse Probleme stellen sich weiterhin, gerade für kleinere Firmen.
Der Start war zögerlich. Doch jetzt scheint es vorwärtszugehen bei Massentests bei grossen Firmen. So startet die Post in den nächsten Wochen eine Testoffensive, teilt das Unternehmen mit. Und auch bei anderen grossen Firmen gibt es Bewegung.
Unternehmen sind angehalten, regelmässig Massentests durchzuführen. Damit sollen weitere Ansteckungen besser entdeckt werden. Daher kommt der Bund für die Kosten auf.
Kantonale Unterschiede bremsen
Doch bisher hatten gerade landesweit tätige Unternehmen ein Problem, daran teilzunehmen. Denn die Kantone organisieren die Massentests. Und sowohl beim Tempo als auch bei der Umsetzung der Teststrategien gibt es Unterschiede. Entsprechend müssen sich Firmen mit jedem Kanton einzeln koordinieren. Das braucht Zeit.
Mittlerweile haben viele Kantone eine Teststrategie entwickelt. Daher wagt die Post den Einstieg in die Massentests: In zwei Wochen will der gelbe Riese im Briefzentrum Zürich-Mülligen und im Paketzentrum Frauenfeld mit Tests beginnen. Flächendeckende Tests sind laut Post jedoch nicht bei allen Mitarbeitenden vorgesehen.
Man dürfe die ganz unterschiedlichen Gegebenheiten nicht vergessen, die bei der Post herrschen, so die Erklärung. «Postfilialen mit zwei Mitarbeitenden, Pöstlerinnen und Pöstler, die oft allein unterwegs sind und dann die grossen Sortierzentren mit über 700 Personen.»
«Dazu kommt, dass die Post ein 24-Stunden-Betrieb ist, was ein flächendeckendes Testen zusätzlich erschwert», sagt Markus Bacher, Leiter des Krisenstabs bei der Post. So sollen nach den Tests in Zürich und Thurgau an allen Standorten mit mehr als 400 Mitarbeitenden gepoolte PCR-Tests angeboten werden.
Coop und Migros ebenfalls gestartet
Die SBB hingegen warten bezüglich Massentests noch auf eine Lösung zu den kantonalen Unterschieden. «Wir unterstützen das Vorhaben des Bundes und sind in Kontakt mit dem Bundesamt für Gesundheit BAG, da es für die SBB als national tätiges Unternehmen wünschenswert ist, eine schweizweite Lösung zu finden», so ein Sprecher.
Coop und Migros machen bereits in verschiedenen Kantonen bei den Tests mit. Im Kanton Freiburg hat beispielsweise die Micarna an einem Programm teilgenommen, so ein Migros-Sprecher. Von 400 Mitarbeitenden war ein Test positiv.
Coop teste derzeit in Chur sowie in Pratteln, zusätzliche Tests, wie beispielsweise in den Kantonen Aargau oder Zürich, sollen vor der Umsetzung stehen. Auch die UBS will kommende Woche im Kanton Zürich an einem Standort in einem Pilotversuch bei den kantonalen Tests mitmachen. Nächste Woche sollen weitere zwei bis drei Standorte hinzukommen, teilte die Grossbank mit.
«Schichtarbeit und unterschiedliche Öffnungszeiten der Filialen stellen uns vor Herausforderungen».
Lidl dagegen setzt weiter auf Tests in Eigenregie. Das Unternehmen verteilt 20 Selbsttests pro Mitarbeiterin und Mitarbeiter. Die Begründung: Die kantonalen Unterschiede. Zudem seien die Filialen zu klein für Pooltests in den Kantonen. «Auch Schichtarbeit und unterschiedliche Öffnungszeiten der Filialen stellen uns hier vor Herausforderungen. Wir setzen deshalb weiterhin auf unsere eigene Lösung mit den Selbsttests», so eine Sprecherin.
(Zu) wenig Tempo
Die Funktionsweise der sogenannten Pooltests lässt aber weiterhin gerade mittelständische Firmen zögern, bei den Massentests mitzumachen. Bei diesen Pooltests spucken mehrere Mitarbeitende in einen Topf, die Sammelprobe wird dann ausgewertet. Ist nun jemand Corona-positiv, müssen alle Beteiligten zu einem PCR-Test antraben. Die Befürchtung: So könnten ganze Teams in der Quarantäne landen.
So hatte deswegen zunächst die Industrie- und Handelskammer Zentralschweiz (IHZ) vor dem Start des Massentests gefordert, auf gepoolte Tests zu verzichten, und vorgeschlagen, dass Firmen die schnelleren Selbsttests einsetzen sollten. Mittlerweile hat sich die IHZ aber mit Testverfahren in der Zentralschweiz arrangiert und will vorwärtsmachen. «Wir schauen nun gemeinsam mit den Kantonen positiv dem Start des regulären Testbetriebes entgegen», sagt Adrian Derungs, Direktor der IHZ.
Dennoch wird weiter das Tempo bei den Pooltests von Unternehmen kritisiert. «Allein bis wir wissen, ob jemand in einem Pool positiv ist, dauert es 24 Stunden», sagte Beni Wasinger, Chef des Baumaschinenherstellers Wacker Neuson Schweiz, gegenüber der «SonntagsZeitung». Bis dann nach einer zweiten Testrunde feststehe, welcher Mitarbeiter tatsächlich vom Virus befallen sei, vergehe erneut wertvolle Zeit. Das kann 48 oder mehr Stunden dauern. Der Streit um die richtige Teststrategie, er geht also weiter.
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